Wissenschaftliches Prinzip

Ist Wissenschaft eine Ideologie?


Mal ganz grundsätzlich - wie entscheiden wir uns, Wahrheit zu finden?
Die beiden Extreme sind:
- Traditionsbasiert: Ich glaube den Menschen, die vor mir gelebt haben-
- Evidenzbasiert /empirisch: Ich glaube, dass Beobachtungen zu Erkenntnis führen.

In dem Sinne ist Wissenschaft tatsächlich eine Ideologie:
Der Glaube an die Erklärungskraft von Beobachtungen, und dass unsere Vorfahren (und wir auch) noch nicht alles wissen.
Die andere Ideologie wäre der Glaube, dass Beobachtungen unzuverlässig sind, und alle (relevante) Wahrheit schon (durch unsere Vorfahren, durch Gott) offenbart ist.

Wissenschaftler glauben offensichtlich an die Evidenz, und dass sie nicht alles wissen, und dass die Vorfahren auch nicht alles wussten.
Sie können aber auch nicht jedes mal das gesamte Wissen von vorne entdecken, also vertrauen auch sie zu einem gewissen Grad den Vorfahren.

Wieso glauben Wissenschaftler an die Evidenz/Empirie? Das war ja nicht immer so. Selbst einige griechische Philosophen (Parmenides) glaubten, dass Beobachtung unzuverlässig ist.
Sie glauben daran, weil es sich als sehr erfolgreich erwiesen hat.
Wenn man verstanden hat, wie eine Sache funktioniert, kann man Voraussagen machen, was passieren wird, und diese Voraussagen treten dann ein.
Oder die Erklärung auf andere Bereiche anwenden, und schauen, ob sie da auch funktioniert.

Kleine Geschichte der Wissenschaft

Nehmen wir an, es gibt 2 Menschen (Wissenschaftler, Subjekte) mit 2 unterschiedlichen Thesen.
Jeder ist von seiner These überzeugt, und hat für seine Beobachtungen gute Erklärungen und Argumente.

In diesem Stadium (A) kann keiner entscheiden, wer recht hat, oder ob beide ein bisschen recht haben.

Wenn das das Ende der Geschichte wäre, dann sind beide Standpunkte subjektiv, in dem Sinne, dass beide Subjekte ihren Standpunkt haben, und den jeweils anderen Standpunkt nicht entkräften können.

Aber unsere beiden Menschen geben sich damit nicht zufrieden. Sie wollen auch den anderen überzeugen, also fangen sie an zu streiten (Stadium (B).
Der Streit geht darum, wie man die gemeinsamen (objektiven) Beobachtungen am besten erklärt.
Was bedeutet "am Besten"?
- im Einklang mit anderen Beobachtungen
- im Einklang mit schon etablierten Erklärungen
- ohne innere Widersprüche
- die Erklärung muss nachvollziehbar /überprüfbar sein, d.h es muss für andere Menschen möglich sein, die Erkärung zu verstehen, und es gibt Kriterien, an denen man die Erkärung beurteilen kann.

Oft gibt es leider zu wenig andere Beobachtungen, zu wenig schon etablierte Erklärungen, zu wenig Möglichkeiten, die Erklärung zu überprüfen.
Dann bleibt der ungeklärte Streit oder die Wissenlücke Jahrzehnte oder Jahrhunderte bestehen. (C)

Nach Jahrtausenden der Beobachtung schließen sich immer mehr Lücken. Die letzten Jahrhunderte haben eine regelrechte Explosion von Erklärungen hervorgebracht. (D)
Wie ein Puzzle, wo die letzen Stücke fast wie von selbst in die Lücken fallen, weil die Lücken immer kleiner werden.
Das ist natürlich nur eine Analogie - im richtigen Leben besteht jedes Puzzlestück wiederum aus vielen kleinen Unter-Puzzeln, und alles ist unübersichtlicher.



In vielen Bereichen der Wissenschaften (Mathematik, Physik, Chemie, Medizin) haben die meisten Menschen wenig Differenzen.
Der Erfolg der Voraussagen ist so offensichtlich, dass wir den Wissenschaftlern vertrauen.
Das liegt auch daran, dass bei den Grundlagen unter den Wissenschaftlern inzwischen Konsens herrscht. Jemand mit abweichender Meinung bei den Grundlagen muß schon sehr gute Argumente haben.

In anderen Bereichen (Evolutionsbiologie, Bibelwissenschaft, Religionsgeschichte) sind wir uns nicht so einig.
Ich sehe auch hier einen großen Konsens in den Grundlagen.
Andere betonen die abweichenden Meinungen.

Es nützt also alles nichts - wenn wir uns annähern wollen, müssen wir uns mehr informieren, den Weg der Wissenschaftler nachvollziehen, um die Stichhaltigkeit zu überprüfen, und Argumente austauschen.
An diesem Punkt kann man kapitulieren, und einfach der "Standardeinstellung" (Zitat Wolf Lotter) folgen, weil es alles zu überwältigend viel und kompliziert und bedrohlich wirkt.
Das fände ich aber schade :-)

Dazu ein paar interessante Blogeinträge:
http://scienceblogs.de/hier-wohnen-drachen/2012/11/22/angst-vor-der-wissenschaft-i-was-kann-ich-wissen/?all=1
http://scienceblogs.de/hier-wohnen-drachen/2012/11/25/angst-vor-der-wissenschaft-ii-was-soll-ich-tun/?all=1
http://scienceblogs.de/hier-wohnen-drachen/2012/11/29/angst-vor-der-wissenschaft-iii-was-darf-ich-hoffen/?all=1
http://scienceblogs.de/hier-wohnen-drachen/2012/12/06/angst-vor-der-wissenschaft-iv-was-ist-der-mensch/?all=1

Wissenschaftsgläubigkeit

Zum Stichwort "Wissenschaftsgläubig", das ja eher abwertend gemeint ist:
In einem Sinne bin ich wissenschaftsgläubig: Ich glaube, dass die Wissenschaft solide Erkenntisse hervorbringt - die Gründe für diesen Glauben habe ich ja schon öfter, und auch hier, dargelegt.

Ich glaube aber nicht, dass die Wissenschaft alle unsere Probleme lösen kann.
Sie kann vielleicht Hilfestellung geben, aber mehr Wissen ist nicht alles. Man muß Erkenntnisse auch umsetzen, und das ist eine kulturelle, gesellschaftliche und persönliche Aufgabe.


Wer es wirklich genau wissen will, für den ist vielleicht das folgende Buch interessant (habe ich auch noch nicht gelesen)
John M. Ziman: Wie zuverlässig ist wissenschaftliche Erkenntnis?
Vorschau:
https://books.google.de/books?id=k43NBgAAQBAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false
Kaufen:
https://www.springer.com/de/book/9783528084837

Das Wissenschaftliche Prinzip


Wie unterscheiden wir gute und schlechte wissenschaftliche Argumente? Das ist zugegebenermaßen nicht einfach.
Das Hauptproblem bei der Sache ist, dass wir Normalsterbliche nicht wissenschaftliche Experten in einem Thema, z.B. der Evolutionsbiologie sind. Und wir haben einfach nicht die Zeit, ein Studium in Evolutionsbiologie zu absolvieren.
Also ist es für uns zu einem gewissen Grad Vertrauenssache – welchen Leuten vertrauen wir, dass sie die Argumente ergebnissoffen, gewissenhaft und mit Expertise überprüft haben?
Das führt uns ein bisschen in die Wissenschaftstheorie.

1. Motivation von Wissenschaftlern
Wissenschaftler können problemlos gleichzeitig Gläubige sein. Der Biologe Martin Nowak ist ein Beispiel.
Wissenschaftler haben auch unterschiedliche Antriebe, wieso sie Wissenschaft betreiben: Sie wollen berühmt werden, reich werden, ihre Überzeugungen verteidigen, Ihren Glauben verteidigen etc. Wissenschaftler sind auch nur Menschen.
Es gibt gute und schlechte Wissenschaftler, und auch schwarze Schafe.

2. Das wissenschaftliche Prinzip
Alle Wissenschaftler (genauer gesagt: Naturwissenschaftler) arbeiten nach dem gleichen Prinzip:
1. Sie stellen eine überprüfbare These (oder Theorie) auf, und bringen Belege für diese These. Der erste Wissenschaftler mit einer neuen These ist also in der Minderheit.
2. Die Wissenschaftler-Kollegen überprüfen diese These (peer-review). Wenn die Belege gut sind, setzt sich diese These durch.
Das dauert manchmal ein paar Jahre, aber über kurz oder lang setzt sich eine korrekt begründete/belegte These durch, und wird zur Mehrheitsmeinung, und schließlich zum wissenschaftlich allgemein anerkannten Fakt. Natürlich bleibt immer eine Minderheit von Wissenschaftlern, die sich der neuen These nicht anschließen. Manchmal braucht es einen Generationenwechsel.

Dieses wissenschaftliche Prinzip funktioniert unabhängig von den persönlichen Motivationen des einzelnen Wissenschaftlers.
Der Selbstreinigungs-Effekt in der wissenschaftlichen Gemeinschaft funktioniert mal besser, mal schlechter, aber er funktioniert.

3. der methodische Atheismus /methodische Naturalismus
Alles hat damit angefangen, das viele Phänomene, die den Göttern zugeschrieben wurden, (Wetter etc.) besser verstanden wurden. Es hat sich herausgestellt, dass man keinen Gott braucht, um diese Phänomene zu erklären.
Die Arbeitsgrundlage des Wissenschaftlers ist also: wir versuchen erstmal, die Sache zu verstehen, ohne mit einem Eingreifen Gottes zu rechnen.
Das ist erstmal nur eine Arbeitsmethode, keine Ideologie.
Diese Arbeitsmethode hat sich als sehr erfolgreich erwiesen:
1. Die Ergebnisse sind reproduzierbar. Die entdeckten Naturgesetze (Die Mechanismen, nach denen die Natur funktioniert) sind immer und überall gültig.
2. Die Wissenschaft hat die Natur zum Gegenstand ihrer Forschung, nicht Gott. Daher will sie keine Aussagen über Gott treffen.

4. Offene Fragen/Fortschritt der Wissenschaft
In der Wissenschaft wird es immer offene Fragen geben. Hinter jeder gewonnenen Erkenntnis tun sich neue unerforschte Gebiete auf.
Oft hat es auch Sackgassen in der Wissenschaft gegeben, wo man nicht weiterkam. Es brauchte erst Fortschritt in anderen Wissenschaftszweigen, um wieder voranzukommen.
Über die Jahrhunderte haben sich einige Theorien doch so universal bewährt, das man sie als gesichertes Wissen betrachten kann.
Bisher ist die Wissenschaft sehr erfolgreich darin, Erklärungen zu finden, die ohne ein Eingreifen Gottes auskommen.
Das muß nicht immer so bleiben - es gibt die theoretische Möglichkeit, dass Wissenschaftler an einen Problem kommen, wo die einzig sinnvolle Erklärung ein Eingreifen Gottes ist.
Aber dieser Punkt ist bis jetzt nicht gekommen.

Um nochmal auf den Anfang zurückzukommen:
Die einzelnen Wissenschaftler sind mit Sicherheit ideologiegetrieben (christlich, säkular etc.)
Das entwertet aber nicht die Ergebnisse ihrer Arbeit, denn diese Ergebnisse werden ja von den Wissenschaftler-Kollegen unterschiedlichster Ideologien überprüft, und eine These wird (vielleicht zähneknirschend) schließlich anerkannt werden, wenn sie stichhaltig ist.
Du würdest mir vielleicht widersprechen:
- Da die meisten Wissenschaftler nicht gläubig sind, nehmen sie Thesen mit Gottes Eingreifen überhaupt nicht ernst, und verwerfen diese voreilig. Daher funktioniert der Selbstreinigungseffekt nicht richtig.
Diese Kritik kommt hauptsächlich von Vertretern des intelligent Design "ID", und deswegen will ich den zweiten Teil meiner Antwort dieser Denkrichtung widmen.

Kommentare

  1. Antworten
    1. Als Naturwissenschaftlers arbeite ich ständig nach diesen Prinzipien, die ich nochmals folgendermaßen zusammenfassen möchte:
      1. Bewusste Beschränkung auf „sichtbares“ bzw. messbares. Zahlen lügen nicht:-)
      2. Kausalzusammenhänge: Ursache u. Wirkung. Ich suche nach einer Erklärung (Ursache) für ein Phänomen (Wirkung)
      3. Das "Sparsamkeitsprinzip" oder "Ockhams Rasiermesser“. Die Entstehung von Pyramiden erkläre ich nicht mit Aliens, die vom Weltall kamen…
      4. Hypothesen (Vermutungen) u. Theorien statt „Wahrheiten“; Jeder kann meine Hypothese durch ein Experiment bestätigen oder Falsifizieren
      5. Wiederholbarkeit. Ein Wissenschaftler beschreibt Gesetzmäßigkeiten, die er immer wieder überprüfen kann.
      Nun gebe ich dir völlig recht, dass diese Prinzipien sehr sinnvoll sind für unsere Erkenntnisgewinnung. Allerdings sollte uns bewusst sein, dass Forschung, basierend auf diesen Grundlagen niemals zur Erkenntnis führen wird, dass Gott existiert! Denn
      1. Gott ist nicht „sichtbar“. Er ist übernatürlich.
      2. Gott benötigt keine Ursache für sein Dasein
      3. Ist nie die sparsamste Hypothese
      4. Ist nie falsifizierbar
      5. Sein Eingreifen (Schöpfung, Wunder) kann nicht wiederholt werden
      Von daher schließt naturwissenschaftliches Arbeiten immer grundsätzlich aus, dass ein übernatürliches Wesen eingegriffen hat! Nun sollte aus dem methodischen Atheismus (der seine Berechtigung hat!) nicht ein dogmatischer Atheismus werden nach dem Motto „ich habe nirgends Gott gefunden“ – man hat ihn ja gar nicht gesucht bzw. von Anfang an ausgeschlossen, dass er gefunden werden kann!
      Gott hat mehr Dimensionen als wir. Vergleich: Nimmt eine zweidimensionale Fläche etwas von einem dreidimensionalen Körper wahr? Z.B. kann aus Sicht eines Bauplans völlig unerklärlich plötzlich ein Stuhl verschwinden und in einem anderen Zimmer auftauchen, obwohl alle Zimmertüren verschlossen sind – wenn es ausgeschnitten, in die Höhe gehoben und woanders eingesetzt wird. Für zweidimensionale Körper unerklärlich, für dreidimensionale Körper kein Problem zu erklären! Oder ein CT-Bild/Querschnitt eines Menschen scheint auch widersprüchlich: Einmal ist der Mensch ein Kreis (Kopf), einmal eine Ovale (Rumpf) und einmal zwei Kreise (Beine). Das kann nur verstanden werden, wenn die dritte Dimension bekannt ist – was aber, wenn wir die nicht wahrnehmen könnten?

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    2. Ich möchte dich ermutigen, mal anders herum zu denken: Wenn es einen Gott gäbe, wie müssten wir ihn dann erkennen? Natürlich wird Gott als mehrdimensionales Wesen nur dann erkennbar, wenn er sich in unseren Dimensionen bewegt. Es ist auch möglich, aus unseren Dimensionen Rückschlüsse auf ihn zu ziehen (Vergleich: zweidimensionale Fläche kann durch Schatten Rückschlüsse ziehen über 3D-Körper). Aber ich werde immer in meiner Begrenztheit bleiben.
      Konkretes Beispiel: Egal, ob ein Christ, Hindu oder Moslem betet, es wird immer die gleiche Gehirnregion aktiv. Schlussfolgerung der Naturwissenschaft: Gott ist ein „Produkt“ des menschlichen Denkens, transzendentes Denken hat evolutive Vorteile (Auch Hunde nehmen z.B. schon wahr, wenn ihr Herrchen sich in der Nähe befindet, obwohl sie ihn weder hören, sehen noch riechen können…). Aber angenommen es gibt Gott – wie sollte er sonst mit uns Kontakt aufnehmen als über unser Gehirn? Ist es also verwunderlich, dass diese Gehirnregion aktiv ist? Ich denke nicht. Ein Naturwissenschaftler wird früher oder später also immer eine in sich schlüssige Erklärung für alle Wunder etc. finden, ob es der Wirklichkeit entspricht, ist eine andere Frage.
      Naturwissenschaft wird letztendlich nie Gott belegen, sondern immer andere Erklärungen finden und Gott „überflüssig“ machen.
      Nun, ich bin Christ und gleichzeitig Naturwissenschaftler. Ich persönlich GLAUBE, dass es mehr gibt, als die Natur mit den Dimensionen, die wir wahrnehmen können. Ich GLAUBE, dass Gott sich freiwillig darauf beschränkt, im Normalfall nach immer wiederholbaren, gültigen Naturgesetzen zu handeln. Du magst mich naiv nennen, aber ich GLAUBE, dass wenn ein Apfel vom Baum fällt, dann ist es Gott, der diesen Apfel vom Baum fallen lässt. Aber da er nach Naturgesetzen handelt, kann ich das berechnen, vorhersagen, wiederholen, messen etc. Deshalb liebe ich es, Naturwissenschaft zu betreiben und Phänomene naturwissenschaftlich, ganz „ohne Gott“ zu erklären. Ich bin froh, dass wir Gewitter sehr gut erklären und auch vorherbestimmen können, ich bin dankbar, dass wir die Ursachen der Wirkung von Kräutern kennen und keine dämonischen Kräfte mehr darin sehen und Hexen verbrennen (Eine furchtbare Sache, die im Namen Gottes gemacht wurde…). Aber ich gehe davon aus, dass wenn es Gott wollte, dann könnte er auch einen Apfel nach oben fliegen lassen. Er könnte den Finger schnipsen und alle Sterne sind entstanden und das Licht ist sogar gleich bei der Erde eingetroffen (ohne Milliarden Lichtjahre dazu zu benötigen). Dennoch werde ich immer erst einmal naturwissenschaftliche Erklärungen suchen – aber mit dem Wissen, dass alles auf der Grundannahme beruht, dass ich gerade eine Erklärung ohne Gott suche. Und wenn Gott sich einmal nicht an seine Naturgesetze hält, alles anders sein kann.

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    3. Und das ist die Ideologie, um die es geht. Die „Wissenschaftsgläubigkeit“ hat zu einem Naturalismus geführt. Zu der Annahme, dass man alles natürlich und ohne Gott erklären kann. Ich habe keine Zweifel, dass man für alles eine Erklärung ohne Gott findet. Aber ich zweifle daran, dass das der Wirklichkeit entspricht.
      Noch ein Vergleich zum Schluss:
      Als Biologe kann ich genau erklären, wie du entstanden bist. Ich kann dir erklären – und du kannst es durch Experimente (natürlich an anderen Menschen:-)) überprüfen - dass der Geruchsinn mit der MHC-Zusammensetzung die Partnerwahl deiner Eltern beeinflusse, dass während des Verliebtseins im Limbischen System Dopamin und Serotonin ausgeschüttet wurde, welches zur Ausschüttung von Testosteron führte und den Sexualtrieb stärkte. Dass dies zur Ausschüttung von Spermazellen (wobei Oxytocin und Vasopressin im Hypothalamus ausgeschüttet wurde) und deren Verschmelzung mit einer Eizelle führte, dass das Schwangerschaftshormon HCG u.a. die Einnistung der Zygote ermöglichte, die Zellen sich teilten und differenzierten, was auch durch Hormongradienten beeinflusst wurde usw. Ich finde das faszinierend und die Forschung darüber sinnvoll. Aber eigentlich finde ich die Worte der Bibel aus Psalm 139 viel schöner:
      „Du hast mich mit meinem Innersten geschaffen, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet. Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich! Schon als ich im Verborgenen Gestalt annahm, unsichtbar noch, kunstvoll gebildet im Leib meiner Mutter, da war ich dir dennoch nicht verborgen. Als ich gerade erst entstand, hast du mich schon gesehen.“
      Die Naturwissenschaft hilft uns vieles zu verstehen, Technologien zu entwickeln und das Leben zu meistern. Aber mein Glaube an Gott gibt mir Sinn, zeigt mir, dass ich „zu einem höheren Zweck geschaffen bin“, ich wertvoll und geliebt bin…
      Glaube und Naturwissenschaft sind sinnvolle Zugänge zur Wirklichkeit…
      …die sich in ihrem Grundanliegen unterscheiden
      …die sich ergänzen können
      …die sich gegenseitig herausfordern, sogar widersprechen können
      …die sich ihrer Grenzen bewusst sein sollten

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  2. Hallo Dan,
    Vielen Dank für deine Kommentare.
    Ich teile meine Antwort mal in Themen ein.

    1. TRANSZENDENZ
    Du schreibst:
    >> Gott hat mehr Dimensionen als wir. ... Vergleich: ein CT-Bild/Querschnitt eines Menschen scheint auch widersprüchlich: Einmal ist der Mensch ein Kreis (Kopf), einmal eine Ovale (Rumpf) und einmal zwei Kreise (Beine). Das kann nur verstanden werden, wenn die dritte Dimension bekannt ist – was aber, wenn wir die
    nicht wahrnehmen könnten?<<

    Was du hier ansprichst, ist im Endeffekt die Frage, ob und wie man das Transzendente wahrnehmen kann.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Transzendenz

    Gehen wir also davon aus, dass es einen transzendenten, übernatürlichen Bereich gibt, der irgendwie von den uns bekannten Raum-Zeit-Dimensionen getrennt ist, d.h. normalerweise von Menschen nicht erfahrbar.

    Wenn diese Trennung 100% komplett wäre, dann hätten die Menschen keine Chance, jemals irgendeine transzendente Erfahrung zu machen, und würden also nie mitbekommen, dass es diesen Bereich überhaupt gibt.

    Um überhaupt eine Chance zu haben, muss es also irgendeine Art von Überlappung zu unserer menschlichen Welt geben.
    Das Transzendente muss irgendwie spürbar, erlebbar, fühlbar oder sonstwie beobachtbar sein.

    Dein Beispiel mit 2D/3D unterstreicht meinen Punkt:
    Selbst wenn der 2D-Beobachter die 3. Dimension nicht erfassen kann, so sieht er doch die Auswirkungen der 3. Dimension (Schattenwurf, Grundriss, Querschnitt) in seinen 2 Dimensionen.
    Entweder der Beobachter wird für immer vor einem Rätsel stehen, oder er versteht irgendwann, was diese unterschiedlichen Ansichten des Objekts sind - nämlich Projektionen aus verschiedenen Winkeln bzw. Querschnitte aus verschiedenen Ebenen.
    Dazu braucht er keinen 3D Sinn. Es reicht, wenn er sich die 3D Welt vorstellen kann.

    Anderes Beispiel: Wir können mit unseren Sinnen Radiowellen nicht direkt wahrnehmen
    Aber die Auswirkungen sehen wir schon, und wir sind daher von Ihrer Existenz überzeugt, und haben Vorstellungen von der Natur der Wellen, selbst wenn die meisten Nicht-Physiker die Wellen nicht genau erklären können.

    Kannst du mir soweit zustimmen?


    Der Streitpunkt zwischen uns beiden ist dann wohl:
    Du sagst, dass man das Transzendente wahrnehmen kann - z.B. im Gebet oder in Wundern.

    Ich sage: Alle Gebete und Wunder, die ich so kenne, kann man eigentlich gut (widerspruchsfrei) erklären, ohne dass man eine zusätzliche, transzendente Dimension braucht.
    Die antike, christliche Weltsicht wirft mehr Fragen auf, als dass sie Fragen klärt.
    Ich will damit das Christentum nicht schlecht machen. Das Christentum hat bahnbrechende Leistungen in allen gesellschaftlichen Gebieten erbracht. Aber es sind eben menschliche Leistungen. Soweit ich das sehe, hat Gott, sofern er existiert, sich da nicht eingemischt.

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  3. 2. Wird Gott von vorneherein ausgeschlossen?

    >>man hat Gott ja gar nicht gesucht bzw. von Anfang an ausgeschlossen, dass er gefunden werden kann!<<

    Ich kann hier nur für mich persönlich sprechen - für mich stimmt dieser Vorwurf nicht.
    Ich habe mich mit 14 bekehrt, war Gruppenleiter in der SMD, 6 Jahre Missionar, viele Jahre im Lobpreis-Team, und ca. 30 Jahre evangelikaler Christ.

    Nochmal zurück zur Transzendenz - diesen Absatz aus dem Wikipedia-Artikel fand ich sehr interessant:

    >>Nach Niklas Luhmann verweist Transzendenz als Richtungsangabe auf etwas jenseits einer Grenze. Sie ist ein gedankliches Überschreiten der Immanenz. Ihre spezifische Funktion liegt in der Sinngebung, so „daß eine Kommunikation immer dann religiös ist, wenn sie Immanentes unter dem Gesichtspunkt der Transzendenz betrachtet.“[25]
    Das Transzendente seinerseits kann nur aus der Perspektive der Immanenz betrachtet werden.
    Hieraus ergibt sich eine paradoxe Kommunikationsstruktur, die Luhmann in der doppelten Sicht auf Christus versinnbildlicht sieht, der sich als Sohn Gottes in der Welt immanent und als Gott selbst transzendent darstellt.<<

    In meinen Gedanken ausgedrückt:
    Transzendenz entsteht im Nachdenken über unsere immanente Welt. Wir erschaffen das transzendente Gute, den Sinn, den Wert, in dem wir uns deren Existenz vorstellen.
    So wie die Jesus und die ersten Christen sich den Jesus als Sohn Gottes vorgestellt haben, so wurde Jesus gleichzeitig immanenter Mensch, und transzendenter Christus.

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  4. 3. GOTT ERKENNEN

    >> Ich möchte dich ermutigen, mal anders herum zu denken: Wenn es einen Gott gäbe, wie müssten wir ihn dann erkennen? <<

    Das ist eine gute Frage.
    Die einfachste und grundlegendste Definition des Wortes „Gott“ wäre:
    „Eine intelligente Macht, nicht an unsere Erde oder unser Universum gebunden.“

    Wenn man konkret den christlichen Gott im Auge hat, könnte man noch hinzufügen:
    „Eine Macht, die mit den Menschen kommunizieren will.“

    Wie könnte man Gottes Wirken unterscheiden vom Wirken aller anderen natürlichen Phänomene?
    Muss Gottes Wirken die Naturgesetze brechen, also übernatürlich sein?
    Wenn man so etwas beobachten könnte, dann wäre das ein starker Hinweis auf Gott.

    Ein anderes Kriterium wäre, dass man das Handeln eines intelligenten Wesens erkennt.


    Wenn ein Phänomen sich also außerhalb der Naturgesetze bewegt, oder nur mit außerirdischer/außer-universaler Intelligenz erklärbar ist, (z.B. eine göttliche Botschaft) dann wäre das ein Hinweis auf eine göttliche Kraft.
    Wenn das Phänomen sich andererseits innerhalb der Naturgesetze bewegt, oder ohne außerirdische Intelligenz erklärbar ist, dann wäre das kein Hinweis auf eine göttliche Kraft.

    Kannst du mit diesen Kriterien im Prinzip mitgehen?

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  5. 4. GEBET UND GEHIRNAREALE

    > Konkretes Beispiel: Egal, ob ein Christ, Hindu oder Moslem betet, es wird immer die gleiche Gehirnregion aktiv. <<

    Und das, obwohl sie zu verschiedenen Göttern beten.
    Wenn man davon ausgeht, dass diese Gehirnregion tatsächlich göttlich stimuliert wird, dann gibt es alle diese Götter gleichzeitig. Oder es ist der selbe Gott, und wir nehmen ihn nur als unterschiedliche Götter wahr.
    Das widerspricht dem christlichen, monotheistischen Exklusivitätsanspruch.

    >> Schlussfolgerung der Naturwissenschaft: Gott ist ein „Produkt“ des menschlichen Denkens, transzendentes Denken hat evolutive Vorteile. <<

    Diese Schlußfolgerung speist sich aus der Zusammenschau von vielen Beobachtungen aus unterschiedlichen Wissenschaften.

    - Neurowissenschaften
    Die entsprechenden Gehirnareale sind der Nucleus Accumbens im Vorderhirn - das Belohnungszentrum.
    Dieses ist nicht nur bei Gebet aktiv, sondern bei positiven sozialen Interaktionen aller Art.
    Und der vordere Stirnlappen, der für Konzentration zuständig ist.
    Das entspricht ja der Erfahrung von Betenden: Sie gehen davon aus, dass da jemand zuhört.
    Die entsprechende Rückmeldung kommt dann auch in Form von Gebetserhörungen:
    https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/02/wirkt-gebet.html

    Bei spirituellen Erfahrungen (Empfindungen von Transzendenz, Selbstentgrenzung, Eins-mit-der-Natur) ist die Aktivität der hinteren Scheitellappen eingeschränkt, der u.a. für die Selbstwahrnehmung steht.

    Bei Meditation wird u.a. der linke Präfrontalcortex aktiv, der für positive Gefühle steht.

    - Religionswissenschaften:
    https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/01/entstehung-der-religionen.html

    - Evolutionsbiologen:
    Gemeinsame Mythen stärken die Kooperationsbereitschaft. Das ist der von dir genannte Vorteil des transzendenten Denkens.

    Gebet deutet also auf soziale Aktivität - so wie ich eine Beziehung zu einem Popstar oder Autor oder einer Romanfigur aufbauen kann, ohne dass diese Person lebt, oder physisch existieren muss.

    Wie kann ich also unterscheiden, ob ich im Gebet zu einer intelligenten Macht spreche, oder zu einem mythischen Wesen?
    Die Herausforderung bei jeglicher Kommunikation, wo die Person nicht leibhaftig vor mir steht, ist die Identifikation des Absenders. Wenn nicht klar ist, von wem die Botschaft kommt, ist die Botschaft schwierig einzuordnen.
    Deswegen sind Siegel, Stempel, verifizierte Accounts, Verschlüsselung etc. so wichtig.

    Und genau das ist das Problem, wenn Gott im Gebet redet. Anhand von Gottes Reden lässt sich schlichtweg nicht unterscheiden, ob dieses Reden unserem Gehirn entspringt, oder einer intelligenten Macht. Denn vieles, was Gott im Gebet sagt, ist halt sehr menschlich. Unsere ganzen Gottesbilder (egal welche Religion) sind auch sehr menschlich. Da liegt es doch nahe, zu vermuten, dass sie unserer menschlichen Vorstellungskraft entspringen.

    Das war ja die Lehre der antiken Apokalyptiker: Sie behaupteten, göttliche Botschaften und Erkenntnisse bekommen zu haben, mit denen das ganze Chaos auf der Erde plötzlich Sinn ergibt.

    Wenn durch Gottes Reden tatsächlich Botschaften übermittelt würden, die uns als Menschen auf ein neues Erkenntnislevel bringen würden, wo wir von selber nie draufgekommen wären, dann wäre das wirklich ein starker Hinweis auf Gott.
    Aber ich finde sowas nicht - weder in der Bibel, noch im Koran, noch in der heutigen Christenheit. Alles, was man da liest, ist sehr menschlich.

    Nach obiger Definition wäre Gebet also kein Hinweis auf Gott, weil es weder übernatürlich ist, noch auf außerirdische Intelligenz hindeutet.

    >Aber angenommen es gibt Gott – wie sollte er sonst mit uns Kontakt aufnehmen als über unser Gehirn? <<

    Vielleicht über unsere 5 Sinne?
    Oder indirekt, über Phänomene, die wir beobachten?

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  6. 5. WIRKLICHKEIT

    >> Ein Naturwissenschaftler wird früher oder später also immer eine in sich schlüssige Erklärung für alle Wunder etc. finden, ob es der Wirklichkeit entspricht, ist eine andere Frage.<<

    Spannende Frage: Was ist Wirklichkeit?
    Für die Menschen in der Antike waren elektromagnetische Wellen schlichtweg nicht existent.
    Die damaligen Menschen konnten die Wellen nicht beobachten, nicht messen, und auch keinerlei indirekte Auswirkungen feststellen.
    Erst mit dem Fortschreiten der Wissenschaft lösten wir immer mehr Widersprüche im gerade aktuellen Weltbild, entdeckten neue Sachen, und entdeckten schließlich, dass bis dahin unbekannte Wellen eine Wirkung hinterlassen, die messbar (indirekt beobachtbar) ist.
    D.h. wir entdeckten die Wellen, weil wir versuchten, Widersprüche / unerklärte Phänomen zu verstehen.

    Vielleicht gibt es noch mehr solche bislang unentdeckten Wechselwirkungen. Die große Frage der Physik ist ja die Entwicklung einer Universaltheorie, die Quantenmechanik und allgemeine Relativitätstheorie vereint.
    Aber solange wir keinerlei Auswirkungen dieser unentdeckten Wirkung sehen, dann ist es, als ob sie nicht da wäre.
    So ist es auch mit transzendenten Verbindungen zwischen Menschen und Göttern. Vielleicht gibt es sie. Um sie zu entdecken, müsste man aber irgendwelche Auswirkungen entdecken. Ich sehe da keine.

    Die Wirklichkeit muss eine Wirkung hinterlassen, wie der Wortstamm „Wirk...“ nahelegt.
    Deine Aussage enthält also einen gewissen Widerspruch.
    Eine schlüssige Erklärung, die den Beobachtungen nicht widerspricht, stimmt per Definition mit der „Wirklichkeit“ , so wie wir sie zu dem Zeitpunkt wahrnehmen, überein.


    >> Auch Hunde nehmen zB schon wahr, wenn ihr Herrchen sich in der Nähe befindet, obwohl sie ihn weder hören, sehen noch riechen können…<<

    Das liegt aber nicht an übernatürlichen, transzendenten Verbindungen.
    Das liegt daran, dass der Hund aufmerksamer sieht/hört/riecht als der durchschnittliche menschliche Beobachter, eine gute innere Uhr hat, und gewohnte Abläufe erkennt.
    Ich spreche aus Erfahrung - wir haben selber einen Hund. Wenn Frauchen weg ist, dann nimmt er seinen Wachposten ein, wo er alles ganz genau beobachtet.
    Den selben Effekt kann man bei blinden Menschen oder bei Naturvölkern beobachten:
    Sie hören wesentlich besser als der Zivilisationsmensch.



    > Naturwissenschaft wird letztendlich nie Gott belegen, sondern immer andere Erklärungen finden und Gott „überflüssig“ machen.<<

    Wenn die Erklärung schlüssig /ohne Widersprüche ist - was hindert dich dann daran, dieser Erklärung zu glauben - in Ermangelung einer besseren Erklärung?

    Noch ist übrigens nicht entschieden, ob es eine göttliche Ur-Schöpferkraft gibt. Das ist zwar zugegebenermaßen nicht das selbe wie der christliche persönliche Gott, aber die Naturwissenschaft schließt prinzipiell gar nichts aus, wenn die Beobachtung es nahelegt.

    https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/01/die-feinabstimmung-des-universums.html



    >> Nun, ich bin Christ und gleichzeitig Naturwissenschaftler. Ich persönlich GLAUBE, dass es mehr gibt, als die Natur mit den Dimensionen, die wir wahrnehmen können.<<

    Das hatten wir ja schon weiter oben. Was bringen uns zusätzliche Dimensionen, wenn sie keinerlei Auswirkungen haben / nicht wahrnehmbar sind ?

    >>Ich GLAUBE, dass Gott sich freiwillig darauf beschränkt, im Normalfall nach immer wiederholbaren, gültigen Naturgesetzen zu handeln.
    ...
    Aber ich gehe davon aus, dass wenn es Gott wollte, dann könnte er auch einen Apfel nach oben fliegen lassen. <<

    Vielleicht.
    Die Sache ist aber, Gott tut es nicht. Die Naturwissenschaften in halbwegs moderner Form gibt es jetzt seit einigen Jahrhunderten. Seitdem ist kein einziger Fall aufgetreten, wo die Naturgesetze innerhalb unseres Universums außer Kraft gesetzt wurden - zumindest soweit wir Menschen das überblicken können.

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  7. 6. NATURALISMUS

    >> Und das ist die Ideologie, um die es geht. Die „Wissenschaftsgläubigkeit“ hat zu einem Naturalismus geführt. Zu der Annahme, dass man alles natürlich und ohne Gott erklären kann. <<

    Die ersten westlichen Naturwissenschaftler waren alle Christen. Auf der Suche nach Erkenntnis, haben sie festgestellt, dass es offensichtlich „natürliche“ Gesetze gibt, die in der Bibel nicht erwähnt sind.
    Im Verlauf dieser Suche und über die Jahrhunderte stellt sich dann heraus, dass man tatsächlich fast „alles“ (außer den Anfang aller Dinge) auch ohne Gott erklären kann.

    D.h. diese Annahme, dass man (fast) alles natürlich erklären kann, ist keine Vor-Annahme, sondern hat sich aus dem Verlauf der Suche ergeben.

    Die heutigen Wissenschaft baut auf den christlichen Ursprüngen auf, aber sie hat sich in gewissem Sinne von diesen Ursprüngen emanzipiert.
    Es gibt ja viele verschiedene Zweige der Wissenschaft, und nicht alle stehen in direktem Widerspruch zur christlichen Lehre - aber manche eben schon. Und natürlich findet man Wissenschaftler mit allen möglichen Weltanschauungen.



    >> Ich habe keine Zweifel, dass man für alles eine Erklärung ohne Gott findet. <<

    Diese Erklärung muss dann deiner Meinung nach aber fehlerhaft oder unvollständig sein, oder?



    >>Aber ich zweifle daran, dass das der Wirklichkeit entspricht. <<

    Es wäre schön, wenn du Beobachtungen oder Begründungen anführen könntest, die deine Zweifel untermauern.

    >> Noch ein Vergleich zum Schluss:
    > Als Biologe kann ich genau erklären, wie du entstanden bist.
    ...
    >Aber eigentlich finde ich die Worte der Bibel
    > aus Psalm 139 viel schöner:
    > „Du hast mich mit meinem Innersten geschaffen, im Leib meiner Mutter hast
    > du mich gebildet. Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und
    > einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast – das
    > erkenne ich! Schon als ich im Verborgenen Gestalt annahm, unsichtbar noch,
    > kunstvoll gebildet im Leib meiner Mutter, da war ich dir dennoch nicht
    > verborgen. Als ich gerade erst entstand, hast du mich schon gesehen.“<<

    Ja, das sind schöne Worte, die mich auch berühren.
    Aber doch eher poetisch als wissenschaftlich zu verstehen.
    Obwohl - der Psalmist hat einige interessante Dinge beobachtet:
    z.B. Dass jeder Mensch einzigartig ist - weil er eine einzigartige Gensequenz hat.
    Oder dass die Entstehung des Babys im Mutterleib beginnt, lange bevor man von außen etwas sieht.


    Wie siehst du als Biologe denn die Evolutionstheorie?

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  8. 7. SINN UND WERT

    >> mein Glaube an Gott gibt mir Sinn, zeigt mir, dass ich „zu einem höheren Zweck geschaffen bin“, ich wertvoll und geliebt bin…<<

    Das kann ich nachvollziehen.
    So einen absoluten, von Gott gegeben Sinn und Zweck können Agnostiker und Humanisten tatsächlich nicht bieten. Die Frage ist, ob das überhaupt nötig ist:
    https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/02/was-ist-der-sinn-des-lebens.html


    > Glaube und Naturwissenschaft sind sinnvolle Zugänge zur Wirklichkeit…
    > …die sich in ihrem Grundanliegen unterscheiden
    > …die sich ergänzen können
    > …die sich gegenseitig herausfordern, sogar widersprechen können
    > …die sich ihrer Grenzen bewusst sein sollten

    Da stimme ich dir zu.
    Die Herausforderung ist - wie geht man mit den Widersprüchen um?

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  9. P.S.
    es ist schade, dass die Kommentarfunktion nur 4096 Zeichen und keine Formatierung zulässt. Wenn du einen längeren, gegliederten Text schreiben willst, kannst du mir den per Email zukommen lassen, und ich kann ihn als Gastbeitrag veröffentlichen.

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