Theodizee

Die Frage nach dem Leid (Theodizee)

Im Naturalismus lässt sich die Frage nach dem Leid so beantworten:
Das Leid (Krankheiten, Naturkatastrophen) ist Folge unserer teilweise lebensfeindlichen Welt. Die Welt ist leider nicht "gerecht". Nur 2 - 3% der Erdoberfläche ist besiedelt. Der Rest ist - zumindest für uns Menschen - "lebensfeindlich".

Schon von Anfang an besteht das Leben auf dieser Erde aus Leid.
Ein interessanter Vortrag dazu:
"Fatales Design" von Martin Lödl.

https://www.youtube.com/watch?v=OpZXhFz6NxI

Das Böse (menschliches Fehlverhalten) ist die Folge von Egoismus und gesellschaftlichen Problemen - mal ganz pauschal gesagt.
Wir empfinden das Leid und das Böse als Problem, weil wir empathische Wesen sind, mit einem eingebauten Gerechtigkeitssinn.
Der Gerechtigkeitssinn ist unverzichtbar, wenn man als soziale Gruppe zusammenlebt. Auch Tiere haben Gerechtigkeitsempfinden.

Disclaimer: mir ist bewusst, dass es zu diesem Thema viele unterschiedliche theologische Positionen gibt. Ich werde die hier jetzt nicht alle aufdröseln. Das bleibt den Theologen vorbehalten. Ich will nur die groben Linien zeichnen.
In der christlichen Theologie kommt das Leid vom Sündenfall, und ist Folge der Freiheit und daraus folgenden Rebellion des Menschen. Durch den Sündenfall ist die Welt so durcheinandergebracht ("gefallen"), dass durch das Chaos überall Leid entsteht, so dass man nicht mehr einzelne Menschen oder Taten dafür verantwortlich machen kann. So kann man auch Leid durch Krankheiten, Naturkatastrophen etc. theologisch einordnen.

Diese Vorstellung geht davon aus, dass die Welt vorher in Ordnung war. Nach allem, was wir wissen, war das aber nie der Fall. Es gab Leid schon lange vor dem Erscheinen des Menschen auf der Bildfläche.
Naturkatastrophen sind durch Klima und Geologie bedingt, nicht durch den Sündenfall.
Es erscheint auch nicht gerecht, wenn unschuldige Lebewesen leiden müssen, wo objektiv kein anderer Mensch schuld ist.
Alle zukünftigen Lebewesen in Sippenhaft zu nehmen, ist nicht verhältnismäßig.
Ein Gott, der dieses Leid nicht verhindert, ist entweder nicht allmächtig, oder er nimmt das Leid in Kauf.
Die Theologie würde vielleicht antworten, dass Gottes Wege unergründlich sind, und wir Menschen uns nicht anmaßen sollen, Gott zu beurteilen.

Ohne Zweifel kann Religion bei der Bewältigung von Leid hilfreich sein.
Christen glauben, dass Gott im Leid bei uns ist. Das ist auch seine sehr tröstliche Vorstellung. Diese Vorstellung klammert aber die Frage, warum das Leid überhaupt nötig ist, einfach aus. 
In einer so wichtigen Frage erwarte ich von einer Weltanschauung, die in sich konsistent sein will, aber schon eine Erklärung.


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