Evolutionstheorie - Warum haben Christen ein Problem damit?

Für die meisten Wissenschaftler ist die Entwicklung des Lebens durch die Mechanismen der Evolution eine anerkannte Erkenntnis.

In diesem Post soll es darum gehen, wieso einige Wissenschaftler und viele Gläubige das anders sehen.

Ein sehr gutes Buch zu diesem Thema ist
Kenneth R Miller: Finding Darwin's God.

Das Buch ist bisher leider nur auf Englisch erschienen, daher will ich einige Aussagen daraus und meine Gedanken dazu in mehreren Posts wiedergeben.

Warum haben Christen ein Problem mit der Evolutionstheorie?

 

Die Evolutionstheorie widerspricht scheinbar dem Schöpfungsbericht in Genesis.


Ja, oberflächlich gesehen stimmt das - wenn man den Schöpfungsbericht wortwörtlich liest.
Allerdings kann man den Schöpfungsbericht sowieso nicht wortwörtlich lesen, denn dann ergäben sich Widersprüche zwischen dem ersten und zweiten Schöpfungsbericht in Genesis 1 und 2.
(Bibeltexte parallel zu lesen, geht ganz komfortabel, wenn man zwei Bibeln nebeneinander legt.)

Man muß also interpretieren, und versuchen, die Berichte vor dem Hintergrund der damaligen Weltanschauung zu verstehen.
Hier eine meiner Ansicht nach ganz gelungene Auslegung:
https://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/themenkapitel-at/schoepfung/

Meine Interpretation der Schöpfungstexte in Bezug auf die Evolution wäre:
Die Schöpfungsberichte sind theologische Texte, und keine wissenschaftlichen.
Allerdings waren diese Kategorien zur Zeit der Verfassung der Texte noch nicht so stark getrennt. Man erkennt in den Texten also durchaus die damaligen Vorstellung der Autoren, wie die Welt und die Menschen entstanden seien.
Natürlich wissen wir inzwischen etwas mehr über die Entstehung der Welt - es wäre ja auch erschreckend, wenn wir in 3000 Jahren nichts dazugelernt hätten.
Das wertet aber meiner Ansicht nach den biblischen Text nicht ab.
Bei vielen biblischen Themen haben wir inzwischen zusätzliche Erkenntnisse, und kein Christ stört sich daran - z.B. Ursache von Lepra und anderen Krankheiten, Bedeutung der Reinheitsgebote, Entstehung des Wetters, Bewertung der Sklaverei etc.


Die Evolutionstheorie degradiert angeblich den Schöpfergott zum Zuschauer


Das würde ich genau andersherum sehen.
Wer ist genialer -
- Ein Autobauer, dessen Auto immer einen Fahrer braucht, oder ein Autobauer, dessen Auto selbstständig fährt?
- Ein Programmierer, der seinem Schachprogramm sämtliche Kniffe einzeln einprogrammieren muß, oder ein Programmierer, dessen Schachprogramm die Regeln und die Gewinnstrategien selbstständig lernen kann?

Auf die Entwicklung des Lebens bezogen  -
Wer ist genialer - ein Schöpfer, der jedes Lebewesen einzeln erschaffen muß, oder ein Schöpfer, der die Welt so eingerichtet hat, dass sich das Leben ganz selbstständig zu ungeahnter Komplexität entwickelt?

Ich würde also sagen:
Die Evolutionstheorie unterstreicht die Genialität des Schöpfers.


Die Evolutionstheorie leugnet angeblich, dass der Mensch das Ebenbild Gottes ist.


Ob der Mensch ein Ebenbild Gottes ist, hängt überhaupt nicht davon ab, wie er entstanden ist. Die Evolutionstheorie hat zur Frage der Ebenbildlichkeit Gottes nichts zu sagen. Das ist eine theologische Frage.

Damit wäre die Sache eigentlich schon geklärt, ich will aber trotzdem noch eine theologische Überlegung anstellen:

Was ist ein Ebenbild Gottes?
Rein körperlich kann das ja nicht gemeint sein, denn Gott schaut wohl nicht aus wie ein Mensch (Wenn er überhaupt eine körperliche Gestalt hat)

Also ist es eher geistig gemeint:
Der Mensch als ein Wesen, der in seiner Fahigkeit, zu verstehen, zu kommunizieren, und Beziehungen aufzubauchen, Gott gegenüber steht.

Gegner der Evolutionstheorie sagen, dass der Mensch als Ebenbild Gottes nicht vom Affen abstammen kann, denn ein fortentwickelter Affe kann ja schlecht das Ebenbild Gottes sein.

Ich sage:
Wieso kann eine Weiterentwicklung des Affen nicht ein Ebenbild Gottes sein? Gibt es ein Problem mit dem Affen, dass er nicht würdig ist, Gott gegenüber zu stehen?
Der Affe ist genauso ein Teil der wunderbaren Geschichte des Lebens, wie der Mensch.


Die Evolutionstheorie spricht angeblich dem Menschen den freien Willen ab


Der Gedankengang geht so:
Wenn alles in der Welt durch die Naturgesetze vorherbestimmt (determiniert) sei, und daher auch die Entwicklung des Lebens und die Funktion der Lebewesen vorherbestimmt sei, dann kann es keinen freien Willen geben.

Diesem Gedankengang hat einige Fehler.

1. Die Naturgesetze bestimmen nicht alles vorher. 

Auf Quantenebene herrscht der Zufall (Indeterminismus).
Etwas wissenschaftlicher ausgedrückt: Wir können nicht vorhersagen, welchen Ort und welche Energie ein einzelnes Elektron oder Photon haben wird ( Heißenbergsche Unschärferelation)
Diese Unbestimmtheit liegt nicht an unzureichenden Messmethoden, sondern ganz prinzipiell in der Natur des Teilchens. Jede Beobachtung des Teilchens ist unvermeidlich eine Interaktion mit dem Teilchen, und diese Beobachtung ändert den Ort und die Energie des Teilchens.
Das gilt auch für jede atomare und chemische Reaktion des Teilchens - man kann für das einzelne Teilchen (oder den einzelnen DNA-Baustein) nicht vorhersagen, wie die Reaktion ablaufen wird.

Daher ist vieles in der Biochemie, und damit in der Entwicklung des Lebens, einfach Zufall.

2. Lebewesen haben unterschiedliche Freiheitsgrade


todo: Text ergänzen

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