Hat die Bibel eine einheitliche Botschaft?

Kommt drauf an, wie man sie liest :-)

Wer eine große Linie sucht, der wird sie auch finden:
Gott hat die Welt geschaffen - Gott hat das Leben und die Menschen geschaffen - die Menschen sündigen - Christus ist auferstanden - Gott hat durch Christus die Sünde vergeben - Christen kommen in den Himmel - Jesus kommt wieder

Das ist das Glaubensbekenntnis in Kurzform.

Wenn man allerdings ins Detail schaut, stellt man fest, dass die vielen biblischen Autoren in manchen oben genannten und anderen Themen keineswegs einer Meinung sind.
Und da, wo sie einer Meinung sind, sprechen historische und naturwissenschaftliche Gründe dafür, diese Meinung nicht unreflektiert zu übernehmen.

Entstehung des Universums:

https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/01/die-feinabstimmung-des-universums.html

Entstehung des Lebens:

https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/01/evolutionstheorie.html

Wessen Gott ist Yahwe?

Zehn Gebote, 1. Gebot: Nur für die Israeliten, die aus Ägpten geführt wurden.
Altes Testament: Gott tötet die feindlichen Völker
Neues Testament: Gott liebt alle Völker, Gott liebt alle Menschen

Gibt es eine strafende Hölle?

AT: Nein, der Scheol ist ein Ort der Ruhe.
NT: Ja

Die Frage nach der Erlösung von der Hölle
In der christlichen Theologie werden alle Nicht-Christen zur Hölle verurteilt - egal wo und wann sie gelebt haben.
Es ist offensichtlich, dass diese pauschale Verurteilung sehr ungerecht ist, denn viele Menschen hatten nie eine realistische Chance, Christ zu werden.
Natürlich gibt es hier unterschiedliche theologische Positionen, vom Calvinismus bis hin zum Universalismus.
Das Grundproblem dieses Exklusivitäts-Anspruchs bleibt aber bestehen: Wenn der himmlische Richter jeden Menschen individuell, mit Rücksicht auf seine Möglichkeiten, von Jesus zu hören, beurteilen würde, dann müsste er auch Nicht-Christen in den Himmel lassen. Dann müsste man auch kein Christ werden, um in den Himmel zu kommen.
Ich sehe übrigens keine Hinweise, dass die Hölle tatsächlich existiert.

Göttlichkeit Jesu

Schon vom ersten Tag an waren sich die Christen nicht einig, inwiefern Jesus göttlich ist.Im neuen Testament und in frühen christlichen Texten findet man viele Positionen, die sich nicht miteinander vereinen lassen:

  • Jesus ist als normaler Mensch geboren, und mit seiner Taufe göttlich geworden
  • Jesus ist göttlich geboren, war davor aber nicht existent
  • Jesus war schon immer göttlich existent, und ist allein als Mensch auf die Erde gekommen
  • Jesus war schon immer göttlich existent, und war auf der Erde nur in der Form eines Menschen

Da Jesus/der heilige Geist sich zu dieser Frage nie geäußert haben, stritten sich die Christen Jahrhunderte, bis eine Kompromiss-Antwort im Konzil per Abstimmung entschieden wurde. Als Beobachter von außen stellt sich einem die naheliegende Frage: Vielleicht ist keine der Positionen richtig? Vielleicht war Jesus einfach ein Prophet, wie viele vor und nach ihm?

Wer kommt wie in den Himmel?

Im Neuen Testament findet man die gesamte Bandbreite:

- entscheidend ist die Einhaltung der Gesetze, man muß Jesus nicht mal kennen.
- entscheidend ist die Taufe
- entscheidend ist die Wiedergeburt

- Sünden können nur einmal vergeben werden
- Sünden können immer wieder vergeben werden
- es gibt Sünden, die können nicht vergeben werden
- alle Sünden werden vergeben

- Christen bleiben Sünder
- Christen sündigen nicht mehr

- Juden kommen auch in den Himmel, wenn sie sich ans Gesetz halten
- Juden kommen nicht in den Himmel

Wenn das neue Testament von Gott inspiriert wäre, würde man hier etwas mehr einheitliche Konsistenz erwarten. So wie es ist, liegt die Vermutung nahe, dass die Autoren der NT-Bücher hier ihre eigene Meinung wiedergegeben haben. Diese Autoren kommen aus unterschiedlichen Kulturen und haben unterschiedliche Ansichten. Diese Vielfalt an theologischen Ansichten spiegelt sich ja auch in den vielen christlichen Denominationen wieder. Mit dem Erstarken der Kirche im römischen Reich unter Kaiser Konstantin wurde eine einheitliche Lehrmeinung durchgesetzt. Nach Zerfall des römischen Reiches splitterte das dann wieder auf. Schon immer haben Christen andere Christen als „falsche“ Christen bezeichnet, und sich gegenseitig das Heil abgesprochen. Das wirkt nicht sehr glaubwürdig.

Nicht erfüllte Versprechungen im NT

- Jesus wird bald wiederkommen
- Jesu Jünger werden noch größere Wunder tun als Jesus selbst.
- Gott wird alle unsere Gebete erhören

Widersprüche der Zeugen im NT

Sowohl über die

  • Geburt Jesu, 
  • als auch über seine Kreuzigung 
  • und Auferstehung 

sind sich die Evangelien nicht einig. Das sind nicht nur Unterschiede, sondern logische Widersprüche. Es können nicht alle Evangelien gleichzeitig recht haben.

Wann kommt Jesus wieder?

Paulus: Noch während seiner Lebzeit
Petrusbrief: Später, Zeitpunkt unbekannt

Man kann natürlich versuchen, diese ganzen unterschiedlichen Positionen irgendwie zu vereinen. Theologen interpretieren die Positionen der biblischen Autoren so, dass ein einheitliches Bild entsteht. Damit nehmen sie aber die biblischen Autoren nicht mehr ernst. Sie versuchen nicht rauszufinden, was der Autor sagen wollte. Sondern sie benutzen den Autor, um ihre Position zu unterstützen. Das geht, denn die biblischen Bücher sind so divers, man kann mit der Bibel fast alles und das Gegenteil begründen.
Jetzt kann man sagen, dass Gott in seiner unergründlichen Weisheit das alles absichtlich vage gelassen hat, damit Christen besser lernen, Gott völlig zu vertrauen. Und damit Menschen sich freiwillig für Gott entscheiden, nicht wegen der unwiderstehlichen Überzeugungskraft von Gottes Wirken.
Ich sehe eine andere Erklärung als wahrscheinlicher an: Das Christentum und das NT sind eine sehr menschliche Religion, mit allen Stärken, Schwächen, Ansichten und Zielen der Menschen.

Wie geht man mit diesen Widersprüchen um?
Dazu ein weiter Post:
https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/02/wie-geht-man-mit-widerspruchen-in-der.html

todo:
Unterschiede Schöpfungsbericht
bibelstellen nachreichen
Menschenwürde

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