Wie können wir zuverlässiges Wissen gewinnen?

Interpretation von Geschichte und Sprache


A) Was können wir überhaupt über die Vergangenheit wissen?


Wir können nur soviel über die Vergangenheit wissen, wie die Indizien und Hinweise es hergeben. Vieles wird für immer im Dunkeln bleiben. Und die Indizien müssen interpretiert werden. D.h. wir können immer nur darüber sprechen, wie wahrscheinlich oder plausibel ein Ereignis ist. Einen 100% Beweis wird es nie geben, weil Geschichte linear ist, und man den Ablauf nicht einfach in einem Experiment wiederholen kann.
Dass z.B. die Mondlandung stattgefunden hat, ist sehr wahrscheinlich. Es gibt aber viele Menschen, denen die vorhandenen Dokumente, Mondsteine etc. nicht genug sind.
Oder das Hitler Selbstmord begangen hat, ist auch sehr wahrscheinlich. Weil aber kein unabhängiger Zeuge dabei war, gibt es Leute, die glauben, dass er entkommen ist.
Das gilt auch für die Ereignisse in Israel vor 2000 Jahren. Keiner kann 100% wissen, wie alles abgelaufen ist. Man kann nur sagen, wie es vermutlich war, und ob die Annahmen plausibel sind.


B) Wie verstehen wir Sprache?

Sprache und Wörter sind leider nicht eindeutig. Ein Satz oder ein Wort kann oft mehrere Bedeutungen haben. Man braucht den Zusammenhang, um zu erkennen, wie es wohl gemeint war. Oft lässt sich das nicht eindeutig entscheiden, und man kann nur begründete Vermutungen anstellen.
Das gilt besonders, wenn der Autor tot ist, und man ihn nicht mehr fragen kann.
z.B. der deutsche Satz "Der Hahn läuft in der Küche" kann komplett unterschiedliche Bedeutungen haben. Man kann nur aus dem Zusammenhang erkennen, ob das Tier oder der Wasserhahn gemeint ist; und ob es tropft oder mit den Beinen geht.
Die grammatikalisch mögliche, aber unwahrscheinliche Deutung ist, dass das Tier tropft, oder dass der Wasserhahn Beine hat.

Um eine gemeinsame Diskussionsgrundlage zu finden, müssen wir uns also darauf einigen, dass ein begründetes "plausibel" oder "wahrscheinlich" ein akzeptables Argument ist.


Sekundärquellen

WIR ALLE bauen auf Sekundärquellen auf. Die Evangelienschreiber bauen auf Sekundärquellen auf. Die Evangelien selber sind Sekundärquellen.
Die meisten wissenschaftlichen Studien bauen auf den Resultaten ihrer Vorgänger auf, sind also teilweise selber Sekundärquellen (wie man an den zahlreichen Quellenangaben in jeder wissenschaftlichen Publikation sehen kann).
Wir sind alle Zwerge, die auf den Schultern von Riesen stehen.

Die Frage ist also: Sind die Originalquellen, und die darauf aufbauenden Sekundärquellen, tragfähig?
Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Debatten: Wem kann man vertrauen? Wenn man nicht selber ein gewisses Grundwissen hat, kann man das schlichtweg nicht entscheiden.
Und das ist die Aufgabe für jeden, der nicht nur nachplappern will: Wir, die wir in Anspruch nehmen, selber zu denken, müssen die Mühe investieren, uns dieses Grundwissen anzueignen.

Welchen Quellen vertraue ich - das ist wirklich eine große Herausforderung.
Ganz generell gesprochen:

- Wer selbstkritisch ist
- wer transparent aufzeigt, wo die eigenen Wissensgrenzen liegen
- wer andere Meinungen anhört
- wer seine Meinung gut begründen kann
- wer auf die Originalquellen verweist

... dem vertraue ich mehr als jemandem, der selbstsicher unbelegte Behauptungen äußert.
Diese Strategie funktioniert auch im Internet ganz gut. So kann man schonmal viele unseriöse Webseiten aussortieren.

todo: gibt es überhaupt gesicherte Erkenntnis? philosophisch

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