The Resurrection of the Son of God - Buchrezension

Gastbeitrag

The Resurrection of the Son of God, von N.T. Wright - Buchrezension

Vielen Dank an Torsten für diese Buchrezension.
Wenn sie zum Thema des Blogs konstruktiv beitragen, veröffentliche ich gerne Gastbeiträge, auch wenn ich manche Ansichten nicht teile.
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(Zahlen in Klammern sind Seitenzahlen)
Es ist ein sehr umfangreiches Buch (800 Seiten), das die Historizität der Auferstehung von Jesus gründlich untersucht. Intellektuelle beschreiben sein Buch als beste wissenschaftliche Untersuchung der Auferstehung von Jesus. Selbst ein atheistischer Kollege von Wright sagte ihm, dass er wissenschaftlich sehr korrekt vorging, er aber trotzdem nicht an die Auferstehung glauben würde. Wright erklärt, warum das Christentum anfing, und warum es die Form annahm die es hat. Wright stellt folgende Fragen:

  1. Was ist wirklich an Ostern passiert?
  2. Was meinten die damaligen Leute, als sie sagten, Jesus sei von den Toten auferstanden?
  3. Was können wir heute über diesen Glauben sagen?

Wright geht auch darauf ein, was die Heiden und die Juden von einer Auferstehung verstanden. Er spricht vor allem zwei Ereignisse an, die für die Auferstehung zusammengehören: das leere Grab, und die Begegnungen mit Jesus. Viele haben Jesus nachher gesehen, und mindestens zwei davon, waren vorher keine Jesus-Nachfolger. Die Begriffe der Juden über Geister usw. und das Leben nach dem Tod passen nicht zur Bedeutung der Auferstehung (Atanasia). Sie waren schlichtweg nicht auf dieses Ereignis vorbereitet. Ohne diese Tatsachen ist der Glaube der ersten Christen nicht erklärbar. Es gab vorher noch nie eine Bewegung innerhalb des Judentums, das als messianische Gruppe so stark gewachsen ist. Und Merkmale eines sonst normalen extremen Kults/Sekte (Opfer, Bilder, Orakel, Priester) fehlten im Christentum gänzlich.

Ein ernsthafter Historiker muss sich ehrlich die Frage stellen, was wohl nach der Kreuzigung stattgefunden hat, dass das Christentum zu solch einer Bewegung wurde (18).

Schatten, Seelen, und wo sie hingehen

Wright macht deutlich, dass es für die damaligen Philosophen klar war, dass Tote nicht mehr auferstehen können. Dies kommt in vielen Schriften/Gedichten/Mythen zum Ausdruck (32-84). Wright beweist seine gründliche Recherche, indem er bekannte Schriften zitiert und untersucht. Das Argument, auch die heidnischen Götter wären gestorben und wieder auferstanden, sei eine moderne Einbildung und keine gründliche Untersuchung der Texte. Natürlich glaubten beide, Juden und Griechen an ein Weiterleben nach dem Tod. Bei den Juden war es in weiter Zukunft, wenn am Ende des Zeitalters die Toten auferstehen werden zum Gericht. Die Griechen hingegen waren überzeugt, dass die Seele (nichtmaterielle Teil des Menschen) nach dem Tod weiterleben würde, vielleicht sogar in einem anderen Körper, und aus dem Gefängnis des Leibes befreit werde. Aber dass eine Person stirbt und von den Toten wieder leiblich aufersteht, das kommt schlichtweg nirgends vor. Nur ein Beispiel von Epictetus, der immer wieder die Unwiderruflichkeit des Todes betonte, „Did we think we were immortal?“ Oder Socrates, „The real ‚me‘ is not the corpse that will be buried.“

Wright erwähnt die Praxis des Totenessens, wenn Angehörige ein Essen kochen und es zum Grab bringen, damit der Tote (seine Seele) auch davon Essen kann. Das Getränk haben sie dabei ins Grab geschüttet, damit der Tote davon trinken kann. Das wurde (vor allem von Riley) als Hinweis genommen, dass auf ähnlicher Weise der auferstandene Jesus mit seinen Jüngern gegessen hat. Man braucht nicht zu erwähnen, dass dies ganz offensichtlich nicht vergleichbar ist.

Die verstorbenen Angehörigen wurden oft als Geister in Träumen oder Visionen gesehen. Manchmal wurde auch ein Medium gebraucht, um mit dem Toten in Kontakt zu kommen. Aber das hatte nichts mit Auferstehung zu tun, wurde auch nie als solches betitelt.

Das Leben nach dem Tod, ja. Möglichkeit der Seele in Hades, ja. Aber Auferstehung, nein. Das gab es in der Antike nicht. Niemand in der heidnischen Welt behauptet, dass jemand der wirklich tot war, der dann wieder leiblich zum Leben erweckt wurde (76). Die ersten Christen wussten, dass Jesus von den Römern durch Kreuzigung hingerichtet wurde, sie glaubten aber nicht, dass seine Existenz vorbei war. Wie alle Menschen in der Antike, glaubten auch sie an ein Weiterleben. Aber nur die Christen glaubten an die physische und leibliche Auferstehung von Jesus, nachdem sie ihn gesehen hatten.


Mit „Auferstehung“ meinten die ersten Christen das was mit Jesus passierte und sonst niemand in der antiken Welt.

Es war nicht die Auferstehung, die Jesus zu einer göttlichen Person machte.

Zusammenfassung des Kapitels (81-84).

Tod im AT

Im At gingen die Toten in den ‚Sheol‘ zu ihren Vorfahren (2. Sam 7,12), ein eher ungewisser, dunkler und düsterer Ort. Zu den Toten durfte man keinen Kontakt aufnehmen, sie nicht „stören“ (1.Sam 28,19; Jes 8.19-22). Dort wo die Toten hingehen ist ein „land of no return“. Die Juden kennen aber eine Hoffnung in einem Weiterleben (Ps 16, 73). Sie werden auferstehen (Dan 12,2-3), und zwar am jüngsten Tag/Gericht (Jn 11,24), und nicht vorher.

N.T. Wright geht durch die Zeitepoche der Makkabäer, die Entstehung der Septuaginta, das Auferstehungsverständnis von den Qumranrollen, bis hin zu Josephus, in allen Schriften findet man keine Hinweise auf eine Auferstehung des Leibes nach dem Tod. Das was mit Auferstehung im Judentum gemeint war, ist ein Leben nach dem Leben nach dem Tod. Kein Jude würde behaupten, dass Mose und die alten Glaubensväter schon einen neuen Leib hätten. Auferstehung war etwas in der fernen Zukunft, nicht etwas das jetzt passieren würde. Wenn die Auferstehung von Jesus nicht stattgefunden hätte, dann müssen wir als Historiker eine andere Erklärung suchen, warum die ersten Christen (Judenchristen) auf einmal der Bedeutung von der Auferstehung eine andere gaben, als die sie schon seit jeher gekannt hatten.

Zwischendurch habe ich etliche Seiten eher überflogen, weil sie für mich für die Fragestellung zur Authentizität der Auferstehung nicht so entscheidend waren. Wright geht aber auf die Berichte der Evangelien und Briefe, aber auch die Dokumente der ersten Christen und Kirchenväter ein, um zu zeigen, das die Auferstehung von Jesus als ganz besonderes Ereignis darzustellen.

Die Christen im ersten Jahrhundert waren felsenfest davon überzeugt, dass Jesus von Nazareth körperlich auferstand. Dieser Glaube ist der Grund warum die erste Christenheit im Kerne eine Auferstehungs – Bewegung war. Deshalb war es eine messianische Bewegung, obwohl ihr Messias gestorben war, warum es ein Reich-Gottes-Bewegung war, obwohl das Reich nicht sichtbar ist (587).

Die Erscheinungen von Jesus waren nicht zu vergleichen mit Visionen und Erscheinungen davor (blendend, mit Licht, in einer Wolke usw.), das wir eigentlich hätten erwarten müssen, nach jüdischer apokalyptischer Tradition, oder auch wie Johannes ihn in Offb 1 beschreibt. Er erscheint als normaler Mensch unter normalen Menschen.

(639) Warum ist das Christentum überhaupt entstanden, wenn Jesus nicht leibhaft vom Tod auferstanden wäre? Gute Argumente ab dieser Seite!

Die Evangelien zeigen kleine Unterschiede in ihren Erzählungen auf, aber sie erzählen dieselbe Botschaft ergänzend (679-680 gut erklärt).

Sieben Schritte der Logik, an die leibliche Auferstehung von Jesus zu glauben (ab 688).

1. Keine andere jüdische Gruppierung (während des 2. Tempels) hatte denselben Glauben wie die Jesus-Nachfolger. Wenn man diese Nachfolger auf ihren Glauben ansprach, wiesen sie auf das leere Grab, und dass sie ihn sahen, mit ihm redeten und mit ihm aßen.


2. Das leere Grab alleine, noch die Erscheinungen alleine, sind erschöpfend für Hinweise der Auferstehung. Aber beide zusammen machen das starke Argument aus.


Ein leeres Grab ohne Begegnungen mit Jesus wäre für die Jünger unerklärlich gewesen. Ein verschwundener Leichnam ist keine Auferstehung. Es hätte wirklich nichts bewiesen, außer der Praxis von Grab Raub. Das war in der damaligen Welt bekannt, deshalb auch die besondere Bewachung und das römische Siegel. Nur mit dem leeren Grab alleine wären die Jünger nicht auf eine leibliche Auferstehung gekommen. Sie erwarteten es nicht, und es war im damaligen Glauben keine Option. Johannes ging auch in das Grab und sah es leer (Joh. 20,19-20). Aber er glaubte als er die Tücher sah. Keiner konnte einfach so aus den Tüchern kriechen. Und wenn es ein Raub gewesen wäre, dann hätte man sich nicht die Mühe gemacht, die Tücher zusammenzulegen. (Persönliche Gedanken: wenn die Jünger selber den Leichnam gestohlen hätten, wären sie keinesfalls bereit gewesen, für diese Lüge in den Tod zu gehen – alle, auch wenn die Bewegung anfänglich hätte aufflammen können. Und wenn jemand von den Juden (oder jemand anderes) den Leichnam gestohlen hätten, dann hätte man jederzeit nachweisen können, dass er nicht auferstanden ist.


Die Begegnungen mit Jesus („Erscheinungen“) hätten evtl. auch ohne leeres Grab sein können, weil Visionen von Toten unter den Menschen damals bekannt waren (obwohl nicht ganz so häufig wie heute vermutet). Aber solche Visionen geschahen normalerweise bei Einzelpersonen und beinhalteten nicht das Anrühren, das Essen usw. Visionen hätten sie erwarten können, aber leibliche Begegnungen mit Jesus war für sie nicht vorstellbar. Aber wenn das Grab noch zu gewesen wäre (mit dem Leichnam noch drinnen), dann wäre es für sie nicht so eindeutig gewesen. Paulus kam zwar auch „nur“ wegen der Begegnung mit Jesus zum Glauben, aber es könnte gut sein, dass er um das leere Grab wusste. Das wurde in Jerusalem bekannt und konnte überprüft werden.


3. Zwei Komponenten zu vereinen, die einzeln keine absoluten Beweise liefern können, garantiert nichts. Aber wenn beide in sich wahr sein können, dann verdichten sie den Fall viel stärker (Vergleich: intaktes Flugzeug kann nicht fliegen ohne Pilot, andersherum auch nicht). Selbst damals waren manche noch zweifelnd (Thomas, und dann manche Jünger auf dem Berg in Matt. 28). Schon allein das (diese Schwäche) zu erwähnen würde nicht in eine heldenhafte Legende passen.


4. Waren diese zwei Komponenten (das leere Grab und die Begegnungen) der Grund für das schnelle Wachstum der Kirche im ersten Jahrhundert? Das kann man in der Geschichte nicht mit Bestimmtheit sagen, weil man die Geschichte nicht unter anderen Bedingungen wiederholen kann. Aber die Bedeutung von „Auferstehung“ im jüdischen Denken lässt darauf schließen, dass die Jünger eine Auferstehung nicht für möglich gehalten haben, aber ihre Begegnung mit Jesus überzeugte sie. Es gab viele Möchtegern Messiasse in dieser Zeit. Es wird von keinem berichtet, dass er wieder auferstand. Träume und Visionen von Toten gab es, das war auch den Jüngern bekannt. Aber ihn als leibhafte Person zu sehen, überzeugte sie.


5. Könnte es auch noch andere Gründe geben für das Wachstum der Kirche, nebst dem leeren Grab und den Begegnungen? Wright kommt zum Schluss, dass es keine anderen schlüssigen Argumente gibt. Weder den Versuch, die Jünger „Wahrnehmungsgestört“ zu sehen (dann wäre Thomas auf jeden Fall nicht einer davon), noch den Jüngern eine Art zwanghafte Haltung nachzuweisen, sie würden jetzt krampfhaft missionieren wollen, damit sie nicht als Versager angesehen werden und immer mehr Anhänger bekommen, sind ernsthaft schlüssig. Alle andere Messias Bewegungen (150 v.Chr. bis 150 n.Chr.) gingen ein. Entweder der sogenannte „Messias“ starb, und mit ihm die Bewegung, oder ein anderer „Messias“ wurde ernannt. Deshalb wäre es zu erwarten gewesen, dass nach Johannes der Täufer sein Cousin Jesus auf die Bühne tritt, und nach Jesus Tod sein Bruder Jakobus zum Messias und Befreier der Römer ernannt wird. Aber nichts dergleichen. Und keiner glaubte, dass ihr „Messias“ wieder von den Toten auferstehen würde. An einen Messias zu glauben, der erst vor kurzem exekutiert worden ist, war auch keine Option für jüdische denkende Menschen. Die Jünger waren desillusioniert und wollten wieder heimgehen. Aber das leere Grab und die Begegnungen änderten alles.


6. Die zwei Komponenten geben nicht nur ausreichende Voraussetzungen für ein Wachstum der Kirche, sondern notwendige Voraussetzungen. Die Jünger erfanden nicht das leere Grab und die Begegnungen mit Jesus, um ihren vorhandenen Glauben zu festigen. Sie hatten diesen Glauben überhaupt noch nicht und sie erwarteten nichts dergleichen. Er kam erst mit diesen beiden Tatsachen. Und danach machte alles andere Sinn. Alles andere zu behaupten ist nicht historisch gearbeitet, sondern Fantasie. Es gab auch später keine zweite Grablegung von Jesus, man liest nirgends mehr was davon. Wenn Jesus im Grab geblieben wäre, dann hätte man durch weitere tote Familienangehörige, entweder von Jesus oder von Joseph von Arimathea, seine Verwesung gesehen und später seine Knochen in eine Gebeinschatulle gesammelt und im Grab aufbewahrt. Es wird aber in Apg 2,25-36 klar erwähnt, dass sein Leib nicht verweste.


7. Andere Erklärungen, Jesus wäre nicht wirklich gestorben, oder Hunde hätten seinen Leichnam weggeschafft, werden selbst von solchen die die Auferstehung leugnen nicht wirklich ernst genommen. Wäre das passiert, egal wie viele Erscheinungen die Jünger gehabt hätte, sie hätten nicht daran geglaubt, dass er leiblich von den Toten auferstanden wäre. Wir bleiben mit der Tatsache, dass das Grab leer war und dass die Jünger Jesus begegnet sind, nicht nur mit seinen Nachfolgern, sondern auch mit mindestens zwei Skeptikern, Jakobus und Paulus. Wright kommt zu dem Schluss, dass die Auferstehung von Jesus genauso sicher ist wie der Tod von Augustus im Jahre 14 n.Chr. und der Fall von Jerusalem in 70 n.Chr.

A good English review of the book:
https://www.thegospelcoalition.org/themelios/review/the-resurrection-of-the-son-of-god/

Kommentare

  1. Hallo Torsten, vielen Dank für deine ausführliche Rezension. Die meisten Argumente sind in der einen oder anderen Weise in diesem Blog ja schon angesprochen worden, deswegen werde ich sie nicht weiter kommentieren.

    Über einige Punkte würde ich dennoch gerne ins Gespräch kommen.
    z.B.
    Niemand in der heidnischen Welt behauptet, dass jemand der wirklich tot war, der dann wieder leiblich zum Leben erweckt wurde (76).
    Diese Aussage verstehe ich nicht. Jesus und die Jünger sind ja als Juden erzogen worden, nicht als Heiden.
    Und in der jüdischen Welt war die leibliche Auferstehung sehr wohl vorstellbar, wie in der Bibel dokumentiert.
    Siehe https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/04/auferstehung-teil-2.html

    Die Erscheinungen von Jesus waren nicht zu vergleichen mit Visionen und Erscheinungen davor (blendend, mit Licht, in einer Wolke usw.),
    Die Vision des Paulus passt ziemlich gut in diese Kategorie.

    Immer wieder wird das Thema angesprochen, dass die Jünger Jesus "leibhaftig" gesehen haben.
    Aus meiner Sicht sind die Hinweise für diese Behauptung sehr dünn.
    Die Entstehungsgeschichte der Evangelien spricht eher dafür, dass der Glaube an die physische, leibhaftige Auferstehung später dazukam.
    Siehe obiger Link.

    An dieser Stelle tritt unser unterschiedliches Bibelverständnis grell hervor.
    Du würdest sagen, dass die Evangelien göttlich inspiriert sind, und deshalb die Wahrheit verkünden.

    Ich würde sagen, dass die Briefe und Evangelien historisch aufeinander aufbauende Schriften sind, in der die Theologen primär ihre religiösen Ansichten darlegen, und ihre Glaubensgeschwister ermutigen.
    Das macht es für uns als heutige Leser natürlich etwas komplizierter, wenn wir die historische Wahrheit herausfinden wollen. Aber schlußendlich kommen wir so dem ursprünglichen Textverständnis näher. Doch das ist ein weites Feld, welches diesen Kommentar sprengen würde.

    Die "Sieben Schritte der Logik"
    Schritt 1 - 4 stellen den "Auftakt" dar.
    Schritt 5:
    Könnte es auch noch andere Gründe geben für das Wachstum der Kirche, nebst dem leeren Grab und den Begegnungen? Wright kommt zum Schluss, dass es keine anderen schlüssigen Argumente gibt.
    Ich habe das Gefühl, dass ich irgendwie den Punkt nicht verstehe...
    JEDE Religion hat doch ihre Gründe, wieso sie wächst - mit oder ohne Jesus.
    Der Islam ist schneller gewachsen als das Christentum. Ist das ein Beweis, dass der Islam die Wahrheit ist?

    Deshalb wäre es zu erwarten gewesen, dass nach Johannes der Täufer sein Cousin Jesus auf die Bühne tritt, und nach Jesus Tod sein Bruder Jakobus zum Messias und Befreier der Römer ernannt wird.
    Aber das ist doch passiert.
    Jesus HAT die Nachfolge von Johannes dem Täufer angetreten, und Jakobus HAT die Nachfolge von Jesus angetreten.
    Dazu kam noch Paulus für den nichtjüdischen Bereich (der dann schließlich die wichtigere und übrigbleibende Strömung wurde)
    Die entsprechenden Bibelstellen sind uns denke ich geläufig.

    Alle andere Messias Bewegungen (150 v.Chr. bis 150 n.Chr.) gingen ein. Entweder der sogenannte „Messias“ starb, und mit ihm die Bewegung,
    Genau das ist ja schließlich mit dem jüdischen Christentum passiert.

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    1. Hallo Thomas,
      kurz zu deinen Fragen:
      sehr wohl gab es einzelne Berichte von Verstorbenen, die dann wieder zu Leben erweckt wurden. Die sind aber wieder gestorben. Das Wort "atanasia" meinte in ihrem Verständnis eine Auferstehung zum ewigen Leben. Siehe dazu auch Marthas Aussage in Joh 11,24. Für die Juden gab es eine Auferstehung am Jüngsten Tag (Endgericht), aber nicht schon jetzt. Das erwarteten die Jünger ja auch überhaupt nicht. Sie versteckten sich, und dann wollten sie wieder nach Hause ziehen.

      Berichte von der Auferstehung sind nicht erst durch die Evangelien aufgeschrieben worden. Paulus schreibt davon in 1. Kor 15 und es tauchen auch immer wieder Hymnen auf, die ganz klar auf die Auferstehung hinweisen. Die Datierungen dieser Hymnen sind sehr nah am Geschehen dran. Diese Hymnen waren wie Glaubensbekenntnisse, die die ersten Christen aufsagten: dass Jesus gestorben und wieder auferstanden ist.

      Schritt 5: ich würde das Wachstum des Christentums schon sehr unterschieden zum Wachstum des Islam, wo es vorrangig um Ausbreitung durch das Schwert und durch Zwang ging.

      Deine Aussage "Jesus HAT die Nachfolge von Johannes dem Täufer angetreten, und Jakobus HAT die Nachfolge von Jesus angetreten" ist nicht richtig. Jesus hat schon vor dem Tod von Johannes dem Täufer die Bühne betreten. Johannes weist ja ganz klar von sich weg auf Jesus als den Messias und dem Gotteslamm hin. Es ist sehr stark anzunehmen, dass Jakobus vor der Auferstehung nicht glaubte. Erst danach glaubt er (1. Kor 15,7). Er wird zu einer wichtigen Person in Jerusalem, aber auf keinen Fall zu einem Ersatz-Messias, was anzunehmen gewesen wäre. Alle Apostel weisen von sich auf Christus den Auferstandenen hin.
      An einen Messias zu glauben, der erst vor kurzem exekutiert worden ist, war auch keine Option für jüdische denkende Menschen. Für sie war klar, jeder der am Holz hängt ist ein verfluchter vor Gott (5.Mo 21,22-23). Deshalb ist es umso erstaunlicher, dass sie alles für diesen Glauben riskieren, obwohl sie nach dem jämmerlichen Tod von Jesus kurz davor waren, alles hinzuschmeißen und Heim zu gehen.

      "Genau das ist ja schließlich mit dem jüdischen Christentum passiert." Das verstehe ich nicht. Die Jesus-Nachfolge ist nicht eingegangen. Sie lebt heute mehr denn je, und wächst gerade sehr stark unter Juden in Israel.

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  2. Thema Auferstehung:

    sehr wohl gab es einzelne Berichte von Verstorbenen, die dann wieder zu Leben erweckt wurden. Die sind aber wieder gestorben. Das Wort "atanasia" meinte in ihrem Verständnis eine Auferstehung zum ewigen Leben.

    Also eine „Auferstehung zum ewigen Leben“ ist sozusagen eine Auferstehung mit anschließender Himmelfahrt?
    Auch Erzählungen von Himmelfahrten gibt es im alten Testament (Henoch, Elija).
    Da erfordert es keine besondere Kreativität, beides in eine neue Erzählung zu vereinen.

    Davon abgesehen, finde ich auch die Grundannahme deines Argumentes fragwürdig.
    Dein Argument geht verallgemeinert so: „Das Christentum berichtet von einer Sache, die es noch nie gegeben hat, also muss es wahr sein.“
    Aber jede neue Religion berichtet von Sachen, die es in der Form noch nie gegeben habe! Deswegen ist die Religion ja neu (oder besser: Eine Weiterentwicklung aus vorigen Religionen). Dass es neu/weiterentwickelt ist, sagt noch nichts über die historische Wahrheit aus.

    Die christliche Hölle ist übrigens auch so eine neue Vorstellung. Sie baut zwar auf dem jüdischen Sheol auf, aber die Ewigkeitsdimension z.B. ist neu.

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    1. Deine Schlussfolgerung trifft den Sachverhalt nicht ganz: „Das Christentum berichtet von einer Sache, die es noch nie gegeben hat, also muss es wahr sein.“ Klar muss etwas nicht wahr sein, nur weil es vorher nicht gegeben hat.
      Wright geht auf die oft erwähnte Annahme ein, als ob die Auferstehung eine Vorstellung war, die es sonst in der Antike gab und eben im Christentum vom Judentum und Heidentum entlehnt wurde. Weder im Judentum, noch im Heidentum gab es das Konzept der Auferstehung (atanasia). Auch die Jünger wussten nicht, was das soll. Jemand stirbt, sein Grab ist nachher sicher leer (das konnte man jederzeit nachprüfen). Diese Person steht wieder mit einem Leib auf, wird gesehen (isst und redet mit ihnen) und verschwindet nach 40 Tagen (nicht einfach so) vor ihren Augen in die unsichtbare Realität. Sowas gab es vorher und nachher nie.

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    2. Wright geht auf die oft erwähnte Annahme ein, als ob die Auferstehung eine Vorstellung war, die es sonst in der Antike gab und eben im Christentum vom Judentum und Heidentum entlehnt wurde. Weder im Judentum, noch im Heidentum gab es das Konzept der Auferstehung (atanasia)
      Und ich habe denke ich mit ausreichend Bibelstellen belegt, das diese These von Wright so nicht haltbar ist. "Athanasia" bedeutet im Wortsinn "Unsterblichkeit" (α- ‚un-‘ und ϑάνατος thánatos ‚Tod‘). Man kann den Begriff natürlich so eng definieren, dass er nur noch auf Jesus passt, und dann argumentieren, dass nur Jesu Auferstehung dem Begriff Sinn verleiht. Sorry, dass ist für mich spitzfindige Wortklauberei.

      Diese Person steht wieder mit einem Leib auf, wird gesehen (isst und redet mit ihnen) und verschwindet nach 40 Tagen (nicht einfach so) vor ihren Augen in die unsichtbare Realität.
      Das ist ja genau die Frage, die wir klären wollen. Das kannst du nicht einfach als faktisch voraussetzen, nur weil es im Evangelium steht.
      Etwas vereinfacht und pauschal, geht die Argumentation so: Die Evangelien sind wahr, also ist Jesus auferstanden. Jesus ist auferstanden, also sind die Evangelien wahr. Das ist aber eine Zirkel-Argumentation.
      Ich sehe das so: Die Evangelien geben die Überzeugung der Jünger wieder. Die Jünger waren sicher von der Auferstehung überzeugt, wie du weiter unten auch schreibst. Das heißt aber nicht, dass sie die Ereignisse um Jesu Tod faktisch richtig interpretierten.
      Ich sehe eben keine Anzeichen dafür, dass Jesus wirklich auferstanden ist, also kann Jesu Auferstehung auch nicht als Beglaubigung für die Evangelien dienen.
      Wenn es wirklich überzeugende Hinweise für die Auferstehung Jesu außerhalb der Evangelien, über die Jahrtausende hinweg, gäbe, dann wäre das schon eine andere Sache.

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    3. Vielleicht solltest du "The Resurrection of the Son of God" lesen :-)

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  3. Thema Wachstum von Religionen:

    ich würde das Wachstum des Christentums schon sehr unterschieden zum Wachstum des Islam, wo es vorrangig um Ausbreitung durch das Schwert und durch Zwang ging.

    Das Christentum hat sich ja auch nicht ganz ohne Gewalt verbreitet - zumindest in späteren Jahrhunderten.
    Und auch im Islam gab und gibt es praktizierte Nächstenliebe und Fürsorge für die Bedürftigen.

    Das Ausgangsargument von N.T. Wright war ja: „Das Christentum ist gewachsen, und die einzige mögliche Erklärung ist, dass es wahr ist.“

    Aber Wachstum ist kein Indikator für die Wahrheit.
    Auch Fake news verbreiten sich rasend schnell - damals wie heute.

    Das Wachstum des Christentums beruht auf den gleichen Faktoren wie das Wachstum aller Bewegungen:
    Es greift eine gesellschaftliche Situation auf, es fasziniert die Menschen, es liefert Erklärungen, es macht Versprechungen, es hilft den Menschen, sich zu organisieren.
    Darüber hat Bart Ehrman ja das Buch „The Triumph of Christianity“ geschrieben.

    N.T. Wright verwirft diese ganzen natürlichen Erklärungen - aber wieso sollen diese Erklärungen ausgerechnet beim Christentum ungültig sein? So anders ist das Christentum im Vergleich zu anderen Bewegungen nicht. Jede religiöse oder politische Bewegung hat ihre Propheten, Anführer, Heiligen und Götter.

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    1. Wright weist vor allem auf die erste Zeit nach der Auferstehung hin, und dann auf die ersten paar Jahrhunderte, aber es geht ihm vor allem um die krasse Wende, die sich in den Jüngern vollzogen hat. Etwas ganz Außerordentliches muss geschehen sein, dass die verängstigten Jünger so auf einmal 180° anders waren. Da gab es kaum ein längerer Prozess des Umbesinnens. Es kam wie ein Schlag (Emmausjünger usw.). Sie erwarteten nichts von dem was passierte. Sie wollten doch das Judentum nicht verlassen, sowieso nicht damit den Tod riskieren. Wright zeigt auf, dass das Ereignis der Auferstehung eine sehr plausible Erklärung ist für die Wandlung in den Jüngern.
      Von Bart Ehrman habe ich dir in einer Email schon geschrieben. Seine Argumente sind für mich nicht so überzeugend und sie werden von etlichen Experten nicht so stehen gelassen (siehe Daniel Wallace).

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    2. Etwas ganz Außerordentliches muss geschehen sein, dass die verängstigten Jünger so auf einmal 180° anders waren.
      Es reicht auch, wenn die Jünger glaubten , dass etwas ganz Außerordentliches geschehen war.

      Wright zeigt auf, dass das Ereignis der Auferstehung eine sehr plausible Erklärung ist für die Wandlung in den Jüngern.
      Ich würde formulieren: "Der Glaube an das Ereignis der Auferstehung".

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    3. Das Argument für die Auferstehung ist gewichtig. Es geht um die Begegnungen UND das leere Grab. Selbst wenn sie "nur geglaubt" hätten, dass Jesus auferstanden ist, dann müsste man auch noch das leere Grab erklären. Die Behörden gaben den Soldaten Geld und befahlen ihnen, das Gerücht zu verbreiten, die Jünger hätten des Nachts die Leiche gestohlen, während sie schliefen. Diese Geschichte war so offensichtlich falsch, dass sich Matthäus erst gar nicht die Mühe gibt, sie zu widerlegen. Denn auf das Einschlafen einer römischen Wache stand der Tod.
      Den Leichnam von Jesus zu stehlen, wäre psychologisch und ethisch für die Jünger unmöglich gewesen und außerdem ihrem Charakter völlig fremd. Es würde bedeuten, sie hätten absichtlich eine Lüge ausgesprochen, die für das Irreführen und die Ermordung von Tausenden von Menschen verantwortlich war. Selbst jeder Jünger musste sich in der Folgezeit der Prüfung, der Folter und sogar des Märtyrertodes für seine Behauptungen und seinen Glauben unterziehen. Menschen sind bereit, für das zu sterben, was wahr ist und woran sie glauben. Sie würden aber nicht für eine Sache sterben, wenn sie wüssten, es ist eine Lüge.
      Was für einen Grund hätten die römischen oder jüdischen Führer haben können, die Leiche wegzunehmen, nachdem sie das Grab doch bewachen ließen? Es gibt auf diese These eine überzeugende Antwort: das Schweigen der Behörden angesichts des mutigen Predigens der Apostel in Jerusalem über die Auferstehung. Die geistlichen Führer kochten vor Wut und taten alles Mögliche, um die Ausbreitung dieser Botschaft zu verhindern und sie zu verheimlichen. Sie nahmen die Jünger Petrus und Johannes sogar in Haft und bedrohten sie, um ihren Mund zu stopfen. Andererseits hätte es auch eine einfachere Lösung ihres Problems geben können: Wäre die Leiche Jesu in ihrem Besitz gewesen, hätten die Juden dem neuen Auferstehungsglauben und die Römer dem neu entfachten Aufruhr durch die ersten Christen in der Stadt schnell ein Ende machen können. Es hätte kein Christentum gegeben. Dass sie dies nicht taten, zeugt davon, dass die Leiche weder im jüdischen noch im römischen Besitz war.
      Ich gebe zu, irgendein Fremder hätte das vielleicht tun können. Aber warum soll ein Fremder Interesse haben, den Leichnam von Jesus zu stehlen, vorher die Soldaten verjagen, das Siegel brechen und den Stein wegwälzen. Diese Möglichkeit klingt sehr unwahrscheinlich, zumal eben die Berichte von den Begegnungen auch da sind, die sich schlecht als Halluzination erklären lassen.
      Schau mal unter "William Lane Craig Resurrection". Er ist Experte darin.

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  4. Deine Aussage "Jesus HAT die Nachfolge von Johannes dem Täufer angetreten, und Jakobus HAT die Nachfolge von Jesus angetreten" ist nicht richtig.

    Jesus war am Anfang seiner Laufbahn ein Jünger des Johannes. Johannes hat ihn gelehrt und getauft.

    Hier viel ausführlicher:
    https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/johannes-der-taeufer/ch

    Jesus hat schon vor dem Tod von Johannes dem Täufer die Bühne betreten. Johannes weist ja ganz klar von sich weg auf Jesus als den Messias und dem Gotteslamm hin.

    Und? Ein Nachfolger muss doch nicht auf den Tod seines Vorgängers warten, und er darf sich auch über seinen Vorgänger erheben.
    Ich verweise nochmal auf den obigen Link, in dem auch folgendes Zitat vorkommt:



    Theologisches Gewicht hat die Rolle, die der Täufer Johannes als Lehrer Jesu spielt. Indem sich Jesus der Johannestaufe unterzieht, erkennt er offensichtlich die Botschaft des Täufers an. Als Schüler befindet sich Jesus zunächst in einer untergeordneten Position, die er allein durch einen Akt der Emanzipation verlassen könnte. Hier setzt die Interpretation der Evangelisten an, die den Täufer als Vorläufer stilisieren und dadurch das vorgegebene Verhältnis umkehren. Aus dieser Verhältnisbestimmung speisen sich alle weiteren Deutungen und Profilierungen des Täufers Johannes in der christlichen Theologie.



    Es ist sehr stark anzunehmen, dass Jakobus vor der Auferstehung nicht glaubte. Erst danach glaubt er (1. Kor 15,7). Er wird zu einer wichtigen Person in Jerusalem, aber auf keinen Fall zu einem Ersatz-Messias, was anzunehmen gewesen wäre.
    Wieso wäre das anzunehmen?

    Jetzt, wo Jesus tot ist, muss halt jemand anderes die Leitung übernehmen. Auch der Papst sieht sich nicht als Messias, und doch sieht er sich als den rechtmäßigen Nachfolger des Apostels Petrus.


    An einen Messias zu glauben, der erst vor kurzem exekutiert worden ist, war auch keine Option für jüdische denkende Menschen. Für sie war klar, jeder der am Holz hängt ist ein verfluchter vor Gott (5.Mo 21,22-23).

    Aber dabei ist es ja im Verständis der Jünger nicht geblieben - er ist ja auferstanden, und damit göttlich geworden (bzw. das ist ja ein großer Streitpunkt unter den ersten Christen. Die ursprüngliche Vorstellung war, dass Jesus mit der Auferstehung göttlich wurde (Adoption). Später hat sich die Vorstellung durchgesetzt, dass Jesus mit der Geburt göttlich wurde, und noch später, dass Jesus schon von Anfang an existierte und göttlich war - „Wahrer Gott und wahrer Mensch“)

    siehe
    https://www.sonntagsblatt.de/artikel/glaube/wahrer-gott-und-wahrer-mensch-wer-war-jesus

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  5. Thema Judenchristen

    Die Jesus-Nachfolge (unter Juden) ist nicht eingegangen.

    Laut historischer Forschung schon. Es gab keine judenchristlichen Gemeinden mehr, die verbliebenen Judenchristen wurden von den Heidenchristen verfolgt.
    Natürlich nahmen über die Jahrhunderte einzelne Juden immer wieder den christlichen Glauben an - aber als Bewegung war das Judenchristentum nicht mehr existent.
    Siehe
    https://de.wikipedia.org/wiki/Judenchristen


    Sie (die Jesus-Nachfolge) lebt heute mehr denn je, und wächst gerade sehr stark unter Juden in Israel.
    Jetzt redest du von der Neuzeit. Interessante Entwicklung, nicht wahr?
    Das bestätigt eigentlich meine Beobachtung, dass die Unterschiede zwischen Judentum, Christentum und Islam gar nicht so groß sind. Es sind alles 3 monotheistische Religionen, mit Exklusivitätsanspruch (woraus die heftige Rivalität erwächst)
    Man findet ja Bekehrungsbewegungen in alle Richtungen: Juden werden Christen, Christen werden Juden, Moslems werden Christen, Christen werden Moslems.

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