Unbelievable? von Justin Brierley

Der Klappentext und das Vorwort dieses Buches klingt vielversprechend:

„Conversations Matter. .... The best sort of conversations spark creativity, deepen relationships and help us see things from another persons point of view. ... If we aren‘t talking to one another any more, it means we stand little chance of understanding one another. ... There have been some minds changed along the way, including mine.“

In diesen Tenor stimme ich gerne mit ein.



Kapitelübersicht

Kapitel 1 - Creating better conversations.
Kapitel 2 - God makes sense of human existence
Kapitel 3 - God makes sense of human value
Kapitel 4 - God makes Sense of human purpose
Kapitel 5 - Will the real Jesus please stand up?
Kapitel 7 - The atheist's greatest objection: suffering
Kapitel 8 - My ten minutes with Richard Dawkins
Kapitel 9 - Choosing to live in the Christian story of reality
Resümee

 

Kapitel 1 - Creating better conversations.

Hier erzählt der Autor etwas über seine wöchentliche englische Radiosendung, die seit 10 Jahren läuft. In der Sendung tritt er als neutraler Moderator auf. In seinem Buch will er erklären, was er in den letzten 10 Jahren so gelernt hat, und warum er immer noch Christ ist.

 

Kapitel 2 - God makes sense of human existence

Eigentlich geht es in diesem Kapitel nicht um die Existenz des Menschen, sondern um die Existenz des Universums.

Zitat von Werner Heisenberg: 

Der erste Schluck aus dem Becher der Wissenschaft führt zum Atheismus, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.“

Zugegeben, J. Brierly spricht vermutlich nicht Deutsch, und er sagt auch „attributed“, aber das Zitat ist eine Fälschung. Siehe https://de.wikiquote.org/wiki/Diskussion:Werner_Heisenberg

aus dem Link:

Heisenberg konnte als ein mögliches Gegenüber in der Natur allenfalls eine Ordnung erkennen.

Brierley sagt über Intelligent Design, S. 30:

ID is the subject of much debate both within and outside the Christian community ... one which is still very much a going concern.

Ich habe ID hier https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/03/makroevolution.html und hier https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/01/intelligent-design.html und hier https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/01/wisenschaftliches-prinzip.html besprochen.

Aus meiner Sicht ist die Debatte entschieden.

Brierley will sich hier mit gutem Grund nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, deswegen klammert er das Thema aus: „I shall set aside the question of design in biology for the purposes of this chapter.“

S. 40, Fine-Tuning of the Universe.

Brierley geht davon aus, dass es nur dieses eine Universum geben kann, und dass nur genau diese Zusammensetzung von Naturkonstanten Leben ermöglichen kann. Viele Wissenschaftler sehen das anders: https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/01/die-feinabstimmung-des-universums.html

S. 43 - Multiversen

Brierley glaubt eher nicht, dass es Multiversen gibt. Ich habe dazu auch keine feste Meinung. Das Fine-Tuning Argument führt aber höchstens zu einer deistischen Schöpferkraft. Es steht im direkten Widerspruch zum christlichen Gottesbild:
https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/10/agnostizismus-deismus-und-der.html

Es ist in der Debatte wichtig, die unterschiedlichen Definitionen des Wortes „Gott“ im Hinterkopf zu behalten:

z.B. S. 47 Warum gibt es überhaupt etwas, anstatt nichts? Brierley schreibt: „I find that God makes sense of the question of why there is anything at all“. Dem kann ich zustimmen. Hier ist aber die Schöpferkraft angesprochen, nicht der christliche Gott.

Dieser Sicht kann sich sogar der Erz-Atheist Richard Dawkins anschließen.
In einer Debatte mit John Lennox sagt Dawkins: "A serious argument could be made for a deistic God". (S. 169)

 

Kapitel 3 - God makes sense of human value

 Brierley versucht in diesem Kapitel darzulegen, dass es eine absolute, objektive Moral gibt.

Er bringt dazu Beispiele von Sachen, die alle Menschen schlecht finden, z.B. unschuldige Kinder töten oder Vergewaltigung.

Weil alle Menschen diese Sicht teilen, sei sie objektiv. Die Evolution kann diesen objektiven Charakter der Moral nicht erklären, (S.58) also muss die Moral von woanders her kommen, z.B. von Gott.

Ich würde sagen, die Evolution kann diesen teilweise objektiven Charakter sehr wohl erklären, denn Teile unserer Moral sind angeboren, und daher für uns aktuell lebende Menschen unveränderlich.

Siehe https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/01/gibt-es-eine-universelle-moral.html

Wenn es eine absolut objektive Moral gäbe, dann müsste sie ja auch außerhalb der menschlichen Gesellschaft gelten. Und wir sehen, dass das nicht der Fall ist: Unter Gorillas ist Kindermord z.B. akzeptiert, obwohl auch Gorillas soziale Wesen mit sozialen Regeln sind. (S. 61 und  S. 172)

Das Beispiel mit den Kindermord (S. 62) ist selbst unter Menschen nicht so absolut gültig, wie Ravi Zacharias und Brierley suggerieren.

Bei der Eroberung von Kanaa fordert Gott selber, alle Kinder zu töten.
Die Ägyptischen Erstgeborenen werden auch von Gott getötet.

Unter manchen Naturvölkern ist das Aussetzen von Neugeborenen eine akzeptierte Methode der Geburtenkontrolle.

S.65: Da demonstriert Brierley durch ein Zitat unfreiwillig, dass seine Annahme der objektiven Moral in der Praxis nicht durchzuhalten ist.

Er behauptet, dass die Rede von einer "better" society schon wieder einen objektiven Maßstab impliziert.

Das Wort "better" ist aber überhaupt nicht objektiv, es ist in höchstem Maße subjektiv.

Das Gegenteil ist wahr: gerade in Gesellschaftsfragen gehen die Meinungen sehr auseinander, was besser ist.

S. 69 (Humanism) is dispensing with the idea that human life is inherently valuable. .. Humanism ... does not have a reason to be concerned with humans.
If the universe doesn't privilege one form of life over another, then why should we?

In meinen Worten: Wenn das Universum der Menschheit keinen besonderen Wert beimisst, warum sollte die Menschheit das dann tun?

Harari bezeichnet den Humanismus auch als eine Art von Religion, denn der Satz "Die Menschheit ist wertvoll" ist tatsächlich ein Glaubenssatz, und nicht aus den Naturgesetzen ableitbar.

Wir als Menschheit müssen uns tatsächlich darüber verständigen: Ist die Menscheit überhaupt wertvoll?
Der Humanismus sagt "ja", hauptsächlich aus philosophischen Überlegungen:Wir sind leidensfähig, empathiefähig, gestaltungsfähig, vernunftbegabt, lebensfreudig, lebenswillig.
Das trifft natürlich auch in unterschiedlichem Maße auf andere Tiere zu. Deswegen haben die anderen Tiere auch ein Recht auf Leben.

WIR sind die Menschheit.
Wir messen uns einen besonderen Wert bei, weil wir es sind - so wie jedes andere Lebewesen und jede andere Art sich auch für wichtig hält.

Dieser Wert ist nicht im Universum verankert, aber er wird existieren, solange die Menschheit existiert. Wir weisen uns selber diesen Wert bei. Und das ist auch gut so, denn wer sich selbst für wertlos hält, wird sich über kurz oder lang selber abschaffen.

Das Christentum sagt "ja", weil Gott die Menschheit geschaffen hat. Die christliche Begründung steht allerdings im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen, und verwehrt Tieren diese Rechte.

Auf S. 70 behauptet Brierley, dass Gott allen Menschen gleiche Rechte zuspricht. Das stimmt aber nicht. Der biblische Gott weiß nichts von weiblicher Gleichberechtigung, nichtjüdische Völker sind zweitklassig, und Sklaverei ist okay. Auch im NT ändert sich dieses Bild nicht substanziell. Für Paulus verläuft die Trennlinie nicht mehr zwischen Juden und Nichtjuden, sondern zwischen Christen und Nichtchristen. Es kommt aufs selbe raus: Menschen mit falscher Religion sind nicht gleichberechtigt, und landen in der Hölle.

 

Kapitel 4 - God makes Sense of human purpose

Hier geht es unter anderem um die Bedeutung der Vernunft.

In diesem Kapitel findet man auch einige Gedanken von C.S. Lewis.

Auf S. 79 sagt Brierley: Wenn unser Gehirn rein materialistisch-zufällig (also nicht rational) funktioniert, dann können wir den rationalen Gedanken des Gehirns (und damit der Wissenschaft) nicht vertrauen.

Und weiter:
"The only way to guarantee that our reasoning is itself rational is if there is a mind beyond the physical stuff of nature."

In anderen Worten: Es kann kein rationales Argumentieren geben, wenn es keinen rationalen Schöpfergeist gibt.

Leider ist Brierley überhaupt nicht auf dem Laufenden, was die kognitive Revolution (die Entstehung der menschlichen Vernunft) angeht.

Die Behauptung, dass alles, was auf materiellen Prozessen beruht, auf jeden Fall zufällig und damit irrational ist, stimmt nicht.
Natürlich ist die Chemie ein materialistischer Prozess. Die Biochemie baut aber auf der Chemie auf, dann die Biologie, dann die Verhaltensbiologie, komplexe Sinnesorgane, Sozialverhalten, Bewusstsein (gedankliche Modelle der Umwelt), Selbstbewusstein (Einordnen der eigenen Rolle im Modell), dann Vorhersagen (Extrapolieren der gedanklichen Modelle in die Zukunft)
Das sind emergente Phänomene mit zunehmener Komplexität, die zu ihrer Entstehung keinen Schöpfer brauchen.
Ausführlicher hier:

https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/03/emergenz-und-selbstorganisation.html

Die kognitive Revolution erwies sich erstmal einfach als Überlebensvorteil. Und jetzt, wo wir unsere Vernunft haben, können wir mehr Sachen damit anstellen, außer nur erfolgreicher zu überleben - z.B. die Welt besser verstehen, und philosophieren.

Abgesehen davon, ist unser Gehirn tatsächlich nicht so rational, wie ich und Brierley das gerne hätten.
Mehr dazu:
https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/09/affektlogik.html

Auf S. 80 kommt der bekannte Gedanke von C.S. Lewis:
Wenn Menschen ein Bedürfnis haben, dann gibt es auch eine Erfüllung dieses Bedürfnisses, z.B. Hunger oder Sex.
Wenn Menschen also ein Bedürfnis nach Transzendentem oder Gott haben, dann gibt es Gott auch.
Wenn in unserem Herzen ein Loch ist, dass nur von Gott gefüllt werden kann, dann existiert eine Erfüllung für diese Leerstelle ("The God-shaped hole")

Das ist aber ein Fehlschluss.
Denn es gibt ganz offensichtlich viele Bedürfnisse und Wünsche, die keine Erfüllung haben.
Ich kann mir den Weihnachtsmann wünschen, das heißt aber nicht, dass er existiert.
Ich habe das Bedürfniss, dass es keine Krankheiten gibt, sie sind aber trotzdem da.

Woher kommt das Bedürfnis nach Religion und Spiritualität? Hier die Antwort eines Psychologen:
https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/11/religion-und-spiritualitat.html

 

Kapitel 5 - Will the real Jesus please stand up?

Hier legt Brierley unter anderem dar, dass Jesus eine historische Person war. Da wird wohl jeder, der sich mit dem Thema beschäftigt hat, zustimmen. Spannender ist das nächste Kapitel:

 

Kapitel 6 - Facts that only fit the resurrection

Fakt 1: Dass Jesus am Kreuz gestorben ist, bestreitet kein seriöser Historiker. Was das mit der Auferstehung zu tun hat, verstehe ich aber nicht.


Fakt 2: "Das Grab war wirklich leer, weil die Geschichte darüber nicht von Männern erfunden worden wäre."
Das stimmt, die Geschichte wäre wirklich nicht von Männern erfunden worden.
Fakt ist aber auch, dass Paulus nicht vom leeren Grab redet, dass die ersten Personen, die Visionen von Jesu Auferstehung hatten, Frauen waren, und dass in der frühen Kirche Frauen bei der Weitergabe der Traditionen eine große Rolle gespielt haben, die in den heutigen NT-Schriften nicht mehr so prominent ist, weil das NT diese Schriften weggelassen hat.
Siehe auch
https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/04/auferstehung-teil-2.html

Brierley gibt auf S. 130 auch indirekt zu, dass dieser Fakt umstritten ist: "Allthough the fact of the empty tomb ist supported by a smaller majority of scholars..."

Abgesehen davon, hat es aus meiner Sicht (und der Sicht der Jünger) keine große Relevanz, ob das Grab leer war.
Siehe obiger Link zum Blogpost.

Fact 3: People reported meeting the risen Christ.
Auch da wird niemand widersprechen, selbst Gerd Lüdemann nicht (S. 131)
Die eigentliche Frage ist, wie diese Begegnungen zustande kamen.

Fact 4: The conversion of sceptics
Ja, und es gibt noch Millionen weitere Leute im Verlauf der letzten 2 Jahrtausende, die konvertiert sind - zum Christentum, zum Judentum, zum Islam, zum Buddhismus etc.
Kann man das wirklich als ernsthaftes Argument bringen?

Ob Jakobus persönlich tatsächlich ein Skeptiker war, weiß man nicht. Es wird nur von den "Brüdern" oder "Verwandten" geredet. Siehe obiger Link zum Blogpost.

Fact 5: The explosive Growth of the Christian Church
Brierley scheint nicht zu wissen, dass der Islam noch schneller wuchs.

Auch dass Juden sich eine Auferstehung zu Lebzeiten nicht vorstellen konnten, stimmt nicht.

Allein im Neuen Testament gibt es 3 Beispiele, wo Tote innerhalb von wenigen Tagen oder Stunden wieder aufgeweckt wurden:
Tochter des Jairus Markus 5, Jüngling zu Nain Lukas 7, Lazarus Joh. 11

Im Alten Testament berichten folgende Texte von Totenerweckungen:
1 Kön 17,17-24: der Sohn der Witwe von Sarepta durch Elias,
2 Kön 4,18-37: der Sohn der Sunnamitin durch Elisäus,
2 Kön 13,20: der Mann, der mit den Gebeinen des Elisäus in Berührung kam. 
Die Juden waren also durchaus mit mit dem Konzept der Totenauferweckung vertraut.

Ab S. 135
Brierley zählt nochmal 6 Möglichkeiten für das leere Grab auf: Die Behörden haben den Leichnam gestohlen, die Jünger haben den Leichnam gestohlen, die Jünger sind zum falschen Grab, Jesus war gar nicht tot, die Geschichte vom leeren Grab ist Legende, oder Jesus ist auferstanden.
Hier beweist er er einen Mangel an Vorstellungskraft.
Es gibt noch einige Möglichkeiten mehr: Es gab das Grab nie, das Grab war gar nicht leer, es war kein Einzelgrab, etc.
Doch das geht wie oben erwähnt am Kern des Themas vorbei. Ob und warum das Grab leer war, ist für die Auferstehung nur am Rande interessant.

Interessanter wird es ab S. 137, wo es um Nachtod-Visionen geht. Brierley sagt, dass diese Erklärung ausfällt, denn dass alle Jünger gleichzeitig, und dann sogar 500 Leute gleichzeitig die selbe Nachtod-Vision hatten, ist auszuschließen.
Da gebe ich ihm Recht. Die ersten Augenzeugen hatten wohl tatsächlich Nachtod-Visionen.
Der Rest ist z.B. mit Massensuggestion zu erklären, wie z.B. auch diese christliche Massenvision:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenwunder
mehr dazu:
https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/01/erscheint-jesus-heute-noch.html

Massenvisionen gab es auch im AT, z.B. die Sinai-Theophanie.
https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/19940/

Hier habe ich auch eine interessante, wenn auch schon etwas ältere Quelle zu Massenvisionen gefunden. Heinrich Holtzmann verhalf der Zweiquellentheorie zum Durchbruch.

Hand-Commentar zum Neuen Testament, Holtzmann, Heinrich Julius, 1832-1910

Ueberdies sind aber Massenvisionen 

  • Thomas Becket's, 
  • Savonarola's, 
  • des spanischen Heerführers Pacchi, 
  • mehrerer Kreuzfahrer Tage bis Monate nach ihrem Tode 
  • und Aehnliches bei 800 französischen Soldaten, bei den Camisarden in Frankreich 1686—1707, 
  • den Pöschlianern in Oberösterreich 1812—1818, 
  • der Predigtkrankheit und Leserei in Schweden 1841—1854 usw. 

unter den immer gleichen Bedingungen grosser Erregung und gespannter Erwartung so reichlich bezeugt, dass der neueste Apologet, Steude, in StK 1887, 273—275 auf die Beweiskraft der 500 für wirkliches Auferstandensein Jesu völlig verzichtet. 

Die Quellenliste zu den oben genannten Geschichten klingt vielfältig:

Vgl.
Hase, Gesch. Jesu 595 f, Neue Propheten 333 = *II 99 f;
Reuter, Alexander d. Dritte III 110—112 772—774;
Schölten, Evangelium Joh 329f;
Renan, Apotres 16f 22 (deutsch 70f 74f);
Keim, Gesch. Jesu von Nazara III 589—592;
Perty, Myst. Erscheinungen I * (1872) 130—133;
E. Stein, Psychische Contagion (Erlangen 1877) 21 f;
Hohnbaum, Psychische Gesundheit (1845) 38—41 ;
Leubuscher, "Wahnsinn in den 4 letzten Jahrh. (nach Calmeil, 1848) 222—249 ; I
deler, Theorie des relig. "Wahnsinns (1848—1850) ;
Emminghaus, Allg. Psychopathologie (1878) § 33f 37 f 186 96 113 mit der dort genannten Literatur;
Allg. Zeitschr. für Psychiatrie 1849, 253—261; 1854, 115—125; 1856, 546—604; 1860, 565—719;
ThdWiedemann, Die religiöse Bewegung in Oberösterreich und Salzburg beim Beginn des 19. Jahrh., Innsbruck 1890, vgl. Beilage zur (Münchner) Allgem. Zeitung vom 14. und 15. März 1891. 

https://ia600500.us.archive.org/34/items/handcommentarzum02holt/handcommentarzum02holt.pdf


Auch Geschichten von leeren Gräbern und Himmelfahrten kursierten in der Antike weitläufig.

im Buch von Elias Bickerman, DAS LEERE GRAB

https://www.tpsalomonreinach.mom.fr/Reinach/MOM_TP_139768/MOM_TP_139768_0001/PDF/MOM_TP_139768_0001.pdf

werden antike Quellen zitiert, mit folgenden Auferstehungsgeschichten:

  • IV Jh v. Chr., Kleomedes und Euthymos
  • Kaiser Trajan
  • Symeon der Tor
  • Apostel Johannes
  • Maria, und weitere

Bickermann differenziert hier zwischen Entrückung, Erweckung, Auferstehung und Himmelfahrt.


Brierleys Schlussfolgerung auf S. 139 "The best explanation for the minimal facts is ... that Jesus rose from the dead"

kann ich daher nicht teilen.

Auf S. 140 ff wird die Sache noch einmal auf den Punkt gebracht. Gary Habermas argumentiert, dass auch eine übernatürliche Erkläung nicht von vorneherein ausgeschlossen werden sollte, wenn es keine bessere Erklärung gibt.

Und hier scheiden sich die Geister. Bart Ehrman und ich sind zu der Überzeugung gelangt, dass es tatsächlich bessere natürliche Erklärungen gibt. Die übernatürliche Erklärung wäre für mich nur akzeptabel, wenn die natürlichen Erklärungen alle ausfallen.

Brierley ist auf S. 143 der Meinung, dass "the explanation that God raised Jesus from the dead turns out to be the best fit for all the data we have".

Ich bin der Meinung, dass Brierley zu diesem Schluss nur kommen kann, weil seine "data" sehr selektiv ausgewählt sind, wie ich oben gezeigt habe.


Kapitel 7 - The atheist's greatest objection: suffering

Ab S. 152 wird es konkret: "Because God won't rub us of free will"

Dieser Absatz ist meines Erachtens ein Totalausfall. Die Existenz von nicht-menschenverursachtem Leid redet er einfach weg, ohne eine Erklärung für diese Art von Leid zu liefern.
Dabei liegt die Erklärung auf der Hand: Schon von Anfang an besteht das Leben auf dieser Erde aus Leid.
Ein interessanter Vortrag dazu:
"Fatales Design" von Martin Lödl.

https://www.youtube.com/watch?v=OpZXhFz6NxI

S. 154 Because we live in a spiritual war zone

Das ist das antike, apokalyptische Weltbild mit dem Kampf zwischen Gut und Böse.

Die Kreation ist gebrochen und rebellisch (S. 157) In dieser Aussage steckt tatsächlich ein Körnchen Wahrheit - Die Kreation (also das Leben auf der Erde) kennt (erstmal) keine Moral. (natürlich ändert sich das mit der Entwicklung von sozialen Verbänden)
Die christliche Weltsicht behauptet, dass dies die Schuld der Lebewesen sei ("rebellisch").
Das ist ein sehr unwissenschaftliches Weltbild, welches die Entwicklung des Lebens auf der Erde komplett ignoriert.

S. 157 Because suffering can draw people to God

Brierley erzählt einige Geschichten, wie Leid zu Gott geführt hat.
Ich würde diese Geschichten etwas anders interpretieren als Brierley. Für mich sind diese Geschichten Bewältigungsstrategien. Ohne Zweifel kann Religion bei der Bewältigung von Leid hilfreich sein.
Aber was ist das für ein Gott, dem keine humaneren Methoden einfallen, Menschen von sich zu überzeugen - besonders wenn unbeteiligte Personen dafür sterben müssen?

S. 161 Because the God of the cross suffered with us.

Ja, natürlich glauben Christen, dass Gott im Leid bei uns ist. Das ist auch seine sehr tröstliche Vorstellung. Diese Vorstellung klammert aber die Frage, warum das Leid überhaupt nötig ist, einfach aus.
Mehr dazu:
https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/01/theodizee.html


Kapitel 8 und 9 drehen sich unter anderem um einige persönliche Erlebnisse und Glaubenserfahrungen.

 

Resümee

Im ersten Kapitel schildert Brierley einige seiner Hörer-Zuschriften. Es gibt Agnostiker, die durch die Sendung zum christlichen Glauben fanden, aber auch Leute, die in ihrer Abwendung vom Glauben bestätigt wurden. (S. 18)

Ich muss nach der Lektüre des Buches sagen: Ich teile viele der Einsichten von Brierley (z.B. Regeln des guten Miteinanders, Analysen der Gesellschaft und der Debattenkultur), aber in den harten Kern-Themen (z.B. Evolution, Theodizee, leibliche Auferstehung) habe ich leider nicht viel Überzeugendes gelesen.
Gerade seine Weigerung, sich mit der Evolution zu beschäftigen, führt dazu, dass viele Aspekte der Diskussion im Buch leider nicht vorkommen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Der Junge, der aus dem Himmel zurückkehrte

Gott 9.0 - Wohin unsere Gesellschaft spirituell wachsen wird

Das Zeitalter der Resilienz