Makroevolution

Übersicht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Makroevolution

In der Mainstream-Biologie wird Makroevolution als eine lange Abfolge von Mikro-Evolutionsschritten gesehen.

Vertreter des Intelligent Design,
z.B. John Lennox, "Hat die Wissenschaft Gott begraben", erschienen im Original 2002,
bezweifeln, dass Makroevolution stattfindet.

Definition

Leider macht sich Lennox die Mühe einer Definition von "Makroevolution" nicht.

Wikipedia setzt die Grenze zwischen Art und Gattung an.
Tiere unterschiedlicher Gattungen können sich im Allgemeinen nicht mehr untereinander fortpflanzen.

Eine zweite Definition ist auf der Ebene der Gene:
Wenn durch Evolution Gene nicht nur durchmischt werden, sondern neue Gene oder Baupläne dazukommen, dann ist es Makroevolution.


Hier die Einwände von John Lennox:

1. Die Grenze der Evolution (S. 152)

Eine Abfolge von vielen Mikro-Evolutionsschritten führe dazu, dass die Lebewesen degenerieren, anstatt sich weiterzuentwickeln.

2. Die Argumente der Mathematiker (S. 158)

Die Veränderungen durch Mutation dauern so lange, dass die Zeit, in der Leben existiert, nicht ausreicht, um die Komplexität des Lebens zu erklären

3. Die Fossilabfolge (S. 160)

Sie liefere keine guten Beispiele für Makroevolution.

4. Genetische Verwandtschaft ist kein Beweis (S. 166)

Die Ursache dieser Verwandtschaft muss nicht Abstammung sein - man könnte die Verwandtschaft auch damit erklären, dass Gott ähnliche Baupläne für jede Spezies verwendet hat.


Ich will im Folgenden diese Argumente untersuchen.

1. Gibt es wirklich eine Grenze der Evolution?

Es gibt natürlich viele Beispiele, wo Lebewesen tatsächlich degenerieren. Lennox nennt einige, und jeder, der Tiere oder Pflanzen züchtet, beobachtet ähnliches: Wenn man zu sehr auf ein Merkmal hin züchtet, und andere Merkmale vernachlässigt, dann lässt die Gesundheit/Fortpflanzungsfähigkeit nach.
Ca. 99% aller Arten, die jemals auf der Erde gelebt haben, sind ausgestorben - weil die Fortpflanzungsrate geringer war als die Sterberate.

Die Frage ist also - gibt es andere Beispiele, wo Arten sich in neue Arten weiterentwickelt haben?

Ja, die gibt es. Sowohl nach der Definition "nicht fortpflanzungsfähig", als auch nach der Definition "neue genetische Eigenschaft"

Ich liste hier einige Beispiele aus "Finding Darwins God" von Kenneth R. Miller auf.

Neue genetische Eigenschaft: 

E. coli Bakterium, ab Seite 103.
Interessanterweise erwähnt Lennox genau dieses Beispiel auch, auf Seite. 155.
John Lennox behauptet, es wurden keine "echten Neuentwicklungen" beobachtet. Er gibt zu, dass sich einige "unwichtige Details" verändert haben.

E. Coli hat in weniger als 13 Tagen, oder weniger als 200 Generationen, ein neues Protein entwickelt, um mit neuen Umweltbedingungen zurechtzukommen.
"Neu" heißt: Der Bauplan für diese Protein war vorher nicht in der DNA von E.Coli.
Originalquelle: E. C. C. Lin et al., "Evolution of an Escheria Coli Protein with Increased Resistance to Oxidative Stress, "Journal of Biological Chemistry 273 (1998): 8308 - 8316

Ist das ein unwichtiges Detail oder eine echte Neuentwicklung?
Für E. Coli war das Protein überlebenswichtig, und vorher noch nicht in seinem Gencode.
Das zählt, denke ich, als echte Neuentwicklung.

todo: Beispiel mit der Schnecke

Ich bitte um Verzeihung, dass ich den weiteren Einwände nur mit Links begegne. Wenn ein geneigter Leser nach Lektüre der Links weiter diskutieren will, dann bin ich dafür offen.

2. Wahrscheinlichkeiten

http://www.talkorigins.org/faqs/abioprob/borelfaq.html
http://www.talkreason.org/articles/chanceprob.cfm

3. Fossilabfolge

http://talkorigins.org/faqs/comdesc/section1.html

4. Genetische Verwandschaft

http://talkorigins.org/faqs/comdesc/section4.html


Noch zwei Überblick-Links:
http://www.evolution-im-fadenkreuz.info/ (einige Kapitel sind als pdf online)
http://talkorigins.org/faqs/comdesc/index.html

Intelligent Design

Die oben genannten Argumente kommen hauptsächlich von Vertretern des intelligent Design "ID", und deswegen will ich den zweiten Teil meiner Antwort dieser Denkrichtung widmen.
Der Wikipedia-Artikel dazu ist sehr ausführlich:
https://de.wikipedia.org/wiki/Intelligent_Design

Jetzt bin ich natürlich mangels Fachkompetenz nicht in der Lage, sämtliche Argumente des ID aus dem Stegreif zu widerlegen.
Das haben die Wissenschaftler vom Fach schon getan. Zu jeder ID-These gibt es im Internet genug Gegenargumente.

Mir bleibt also die Aufgabe, zu bewerten, ob ich die intelligent-Design Argumente überzeugender finde, oder die Argumente der etablierten Wissenschaft.

Bei intelligent Design geht es ja um einen intelligenten Designer, der die Welt und die Lebewesen entworfen hat - oder zumindest an strategischen Stellen neue Designs eingefügt hat.
Das war jahrtausendelang das gängige Erklärmodell, genannt Kreationismus.
Bis Darwin mit seiner Evolutionstheorie 1859 ein neues Erklärmodell bot. Diese Modell wurde in den vergangenen 150 Jahren korrigiert, verbessert, ausgebaut.
Überblick siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Evolution

Wieso hat die Evolutionstheorie so einen durchschlagenden Erfolg bei Wissenschaftlern? Weil sie unzählige Beobachtungen erklärt, für die es vorher keine befriedigende Erklärung gab. Und viele Vorhersagen der Evolutionstheorie sind später bestätigt worden.
Die Evolutionstheorie wird bestätigt durch viele verschiedene Wissenschaftsfelder (Biologie, Geologie, Paläontologie, Genetik, Archäologie), die inzwischen einen beeindruckenden Datenschatz erhoben haben.
Natürlich gibt es immer noch Wissenslücken - aber sie sind über die Jahrzehnte immer kleiner geworden, auch dank der Genanalyse.

Die ID-Thesen machen wenig Vorhersagen, und sind deshalb schlecht überprüfbar. Und sie geben weniger Erklärungen als die Evolutions-These.
Es gibt mit Sicherheit auch im Intelligent Design wissenschaftlich nützliche Beschreibungen ungeklärter Phänomene (Lücken). Aber die Tendenz im ID ist, als wahrscheinlichste Erklärung Gott anzuführen. Dabei wäre es wissenschaftlich sauberer, erst alle anderen Erklärungsmöglichkeiten bis zum letzten auszuloten. Nur so kann man ganz sicher sein, dass hier wirklich Gott eingegriffen hat.
Wenn der Kreationismus als wissenschaftliche Theorie sich wieder durchsetzen will, dann müsste er mit der Zeit immer mehr Phänomene immer besser erklären.
Aber ich beobachte das Gegenteil: Mit der Zeit werden immer mehr Phänomene durch die Evolution erklärt, und immer weniger durch den Kreationismus.

Wissenschaftler sind in gewissem Sinne pragmatisch: Sie nehmen die Theorie, die am besten funktioniert.

Ich bin auch pragmatisch.


Günter Bechly beschreibt sich selber als Vertreter des Intelligen Design.
Alle seine in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlichten Arbeiten haben aber Libellen zum Thema, nicht ID.
Zu ID hat er keine wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
Er selber sagt, das liegt an der unfairen Ausgrenzung durch den wissenschaftlichen Mainstream.

Jeder Wissenschaftler hat das Recht auf seine Thesen, aber er muss auch damit leben, wenn diese Thesen bei den Kollegen keinen Anklang finden.

Wieso ist gerade die Evolutionstheorie unter Christen so umstritten, die Physikalischen Gesetze und die Mathematik aber nicht?
Das hat denke ich mehrere Gründe:

1. Bei Mathematik und Physik sind die Logik und die Experimente so exakt, da gibt es nicht viel zu zweifeln.

2. Die Evolutionstheorie greift den christlichen Schöpferglauben und den Glauben an den Mensch als geschaffene Krone der Schöpfung schon konkreter an, als Physik und Mathe. Verständlich, dass da mehr Gegenwehr kommt.

3. Die Evolutionstheorie ist noch relativ jung, das braucht bei evangelikalen Christen noch einige Generationen, um akzeptiert zu werden (andere Kirchen sehen das schon entspannter). Mathematik und Physik haben eine viel längere Geschichte, die bis in die Antike reicht.

4. Bei der Evolutionstheorie handelt es sich ja auch um die Geschichte der Entwicklung des Lebens. Und geschichtliche Vorgänge kann man nicht als Ganzes im Experiment nachstellen. Man kann nur Indizien zusammenpuzzeln, so wie es höchstwahrscheinlich war. 100%ige experimentelle Sicherheit gibt es hier (im Moment) leider nicht. Man kann nur einzelne evolutionäre Mechanismen experimentell demonstrieren.

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