John Lennox - does God exist

 Hier ein 15-minütiges Video:

https://www.youtube.com/watch?v=otrqzITuSqE

Meine Kommentare dazu:

Ab 2:00 Die ersten Naturwissenschaftler waren Christen, also widerspricht die Naturwissenschaft dem Christentum nicht.

Natürlich waren die ERSTEN Naturwissenschaftler Christen. Es gab ja nichts anderes in Europa. John Lennox unterschlägt hier, dass sich die Geschichte der Naturwissenschaften seit dem 15. Jh. gewaltig weiterentwickelt hat. Inwischen gibt es halt doch ernsthafte Widersprüche zwischen den traditionellen christlichen Überzeugungen und der Wissenschaft. In diesem Blog findet man genug Beispiele.

3:16 Der Psalm sagt: die Himmel verkünden die Herrlichkeit des Herrn

Hier macht Lennox den selben gedanklichen Kurzschluss, den viele christliche Apologeten machen: Er setzt eine mögliche ursprüngliche Schöpferkraft automatisch mit dem persönlichen christlichen Gott gleich. Der Unterschied zwischen den beiden ist aber unüberbrückbar. Mehr dazu in folgenden Post:
https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/10/agnostizismus-deismus-und-der.html

3:24 fine-tuning of the universe:
Der selbe gedankliche Fehler wie oben: die Schöpfungskraft kann nicht der christliche Gott sein, denn die beiden sind zu verschieden. Mehr dazu hier: https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/01/die-feinabstimmung-des-universums.html

6:00 Entstehung der Kognition
Unser Universum ist rational, und wir Menschen sind dank unserer Kognition in der Lage, dass Universum auch zu verstehen.

Lennox schließt daraus, dass die menschliche Kognition nur von Gott erschaffen sein kann.
Das ist aber ein Fehlschluß. Er denkt überhaupt nicht darüber nach, dass es auch andere Möglichkeiten geben könnte.
Die offensichtliche Erklärung für die menschliche Kognition ist schlicht und einfach der evolutionäre Überlebensvorteil.
Wie so oft in der Evolution, ist es auch hier: Eine Fähigkeit, die einmal entwickelt ist, kann dann auch zu anderen Zwecken genutzt werden.

Nur ein Beispiel von vielen: Das Federkleid diente erst als Isolation, war dann aber auch für den Vogelflug nützlich. Das selbe gilt für die Entwicklungsgeschichte der Augen, der Ohrknochen, des Bewusstseins etc.

7:10 Die Existenz von Moral kann nicht ohne Gott erklärt werden.
Lennox akzeptiert die Evolution nicht, daher kann er auch nicht begreifen, wie sich soziale Normen und Moral entwickelt haben. Mehr dazu: https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/01/gibt-es-eine-universelle-moral.html

8:10 Jürgen Habermas: "Menschenwürde etc. ist das direkte Erbe des jüdisch-Christlichen Glaubens"

Lennox schließt daraus, das der christliche Glaube wahr ist.

Habermas selber sieht das anders. Es sieht sich in der Tradition Kants. Kant fordert eine Vernunftreligion, die von jeglichen biblischen oder sonstigen göttlichen Offenbarungen absieht.

8:30 Die Abkehr von Gott ist schuld an den totalitären Massenmorden.
Da macht Lennox den selben Fehler wie andere Christliche Apologeten: Er merkt nicht, dass beim Totalitarismus nur eine Ideologie/Religion durch eine andere ersetzt wird.

Mehr dazu: https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/10/humanismus-und-totalitarismus.html

9:22 Gott spricht durch die Bibel

Eigentlich ist es offensichtlich, dass die Bibel ein sehr menschliches Buch ist.
https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/01/entstehung-der-bibel.html

11:25 Das leere Grab.
Das leere Grab ist nicht hinreichend, um die leibliche Auferstehung zu begründen.
https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/04/auferstehung-teil-2.html

11:40 Er fühlt die Stimme Gottes
Das ist ein subjektives religiöses Empfinden. Das darf er haben, aber es ist kein intellektuelles Argument.

12:40 Das Böse und der Schmerz sind das größte Problem des Christentums.
Das sehe ich ähnlich.

14:05 Gott teilt unser Leid durch Jesus
Das beantwortet aber nicht die Frage, wie ein allmächtiger, guter Gott Leid zulassen kann.
Meine Antwort: Die Frage ist müßig, weil es einen solchen Gott gar nicht gibt.

14:30 Ohne Jesus gibt es keine Hoffnung auf schlußendliche Gerechtigkeit.
Ja, ist leider so. Die ganze Ungerechtigket auf der Welt wird nie gesühnt werden.
Der Wunsch, dass die Welt doch irgendwie gerecht sein müsse, ist leider nur ein Wunsch. Es liegt an uns selber, die Welt gerechter zu machen, wenn uns Menschen das so wichtig ist.

Fortsetzung

Kommentare

  1. Hallo Thomas,
    Ich finde es stark, dass du dich ein bisschen mit Lennox auseinander gesetzt hast. Hier ein paar Erwiederungen von mir:
    Zu deinen Erwiderungen:

    1. Du schreibst: „Natürlich waren die ERSTEN Naturwissenschaftler Christen. Es gab ja nichts anderes in Europa…“ Du scheinst Lennox, missverstanden zu haben. Er wundert sich nicht darüber, dass diese ersten Wissenschaftler Christen waren, sondern dass sie kein Problem darin sahen, zugleich gottgläubig und Wissenschaftler zu sein.

    2. Du schreibst: „Hier macht Lennox den selben gedanklichen Kurzschluss, den viele christliche Apologeten machen: Er setzt eine mögliche ursprüngliche Schöpferkraft automatisch mit dem persönlichen christlichen Gott gleich…“ Das ist eindeutig übertrieben: Lennox spricht in den ersten Minuten allgemein über Gott. Und darum geht es ihm hier auch. Er hat „Gott“ noch nicht definiert. (Du musst aber auch berücksichtigen, dass sein Vortrag nur 15 Minuten lang ist. Sehr ins Detail kann er nicht gehen. Von einem „Kurzschluss“ kann man hier wahrlich nicht sprechen.)

    3. Du schreibst: „Der selbe gedankliche Fehler wie oben: die Schöpfungskraft kann nicht der christliche Gott sein…“ Hier sage ich auch: Derselbe Fehler wie oben! Lennox spricht ausdrücklich von einem starken Argument für den Theismus (vgl. 4:02) und nicht für das Christentum. Für ihn scheint es plausibler sein, von einer „persönlichen Intelligenz“ auszugehen, die das Ganze verursacht hat (als davon auszugehen, dass diese uns umgebende Intelligenz von alleine entstanden ist).

    4. Du schreibst: „Lennox schließt daraus, dass die menschliche Kognition nur von Gott erschaffen sein kann. Das ist aber ein Fehlschluß. Er denkt überhaupt nicht darüber nach, dass es auch andere Möglichkeiten geben könnte. Die offensichtliche Erklärung für die menschliche Kognition ist schlicht und einfach der evolutionäre Überlebensvorteil.“ Ist das wirklich so offensichtlich? Du machst es dir wirklich sehr einfach! Lennox sagt, dass auf Grund der Intelligenz, die uns umgibt und uns erfüllt, die Existenz Gottes als Ursprung dieser Intelligenz für ihn MEHR SINN macht!! Das ist sehr wohl nachvollziehbar und schließt mit ein, dass er über andere Möglichkeiten nachgedacht hat. Die Einfalt, die du ihm unterstellst, ist wirklich nicht fair. (Auf die Aussage in 5:17 bis 5:42 „If atheism…“ bist du übrigens nicht eingegangen.)

    (5. Zitat von J. Habermas… dann schreibst du: „Lennox schließt daraus, das der christliche Glaube wahr ist.“ Das hat er nicht getan; das nur nebenbei gesagt.)

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  2. ...

    6. Du schreibst: „8:30 Die Abkehr von Gott ist schuld an den totalitären Massenmorden. Da macht Lennox den selben Fehler wie andere Christliche Apologeten: Er merkt nicht, dass beim Totalitarismus nur eine Ideologie/Religion durch eine andere ersetzt wird.“ Das sehe ich anders. Lennox, wenn ich ihn richtig verstanden habe, wollte nicht sagen, dass der „Atheismus“ automatisch totalitär macht und zu Massenmorden führe. Die Weisheit hinter seinen Aussagen lautet: Ohne Gott kann Moral nicht zufriedenstellend begründet werden. Damit hat er natürlich Recht. Hast du schon mal Nitzsches „Der tolle Mensch“ gelesen? Vgl. <a href="https://eag.jena.de/wp-content/uploads/2020/04/Der-tolle-Mensch-Nietzsche.pdf+/a> (Und doch hat Lennox sein Argument nicht zu Ende geführt: Es wird bei ihm nicht klar, warum dies auf die Existenz eines Gottes als Ursprung von Moral hinweist.)

    7. Du schreibst: „Das leere Grab ist nicht hinreichend, um die leibliche Auferstehung zu begründen.“ Das stimmt. Das sieht Lennox sicherlich auch so (11:11-11:19). Das sahen die ersten Jünger auch so, die auf Grund des leeren Grabes auch nicht geglaubt haben, dass Jesus auferstanden ist. Das ist allgemein bekannt. Man merkt, dass Lennox unter Zeitdruck stand.

    8. Du schreibst: „11:40 Er fühlt die Stimme Gottes. Das ist ein subjektives religiöses Empfinden. Das darf er haben, aber es ist kein intellektuelles Argument.“ Das sagt er ja selber (11:33). Er wird etwas ganzheitlicher und beschränkt die Realität nicht nur auf Kognition. Da kann man nicht viel gegen sagen.

    9. Du schreibst: „12:40 Das Böse und der Schmerz sind das größte Problem des Christentums. Das sehe ich ähnlich.“ Das sehe ich auch ähnlich. Aber wenn du richtig zugehört hast, hat Lennox deutlich gemacht, dass dieses Problem unser aller größtes Problem ist – also nicht nur für Christen. Dann schreibst du: „14:05 Gott teilt unser Leid durch Jesus. Das beantwortet aber nicht die Frage…“ Lennox wollte die Frage ja nicht beantworten. Er hat aber etwas Tröstliches zu sagen – im Gegensatz zum Atheismus, der hier völlig hoffnungslos und deprimierend ist!

    10. Du schreibst: „14:30 Ohne Jesus gibt es keine Hoffnung auf schlußendliche Gerechtigkeit. Ja, ist leider so. Die ganze Ungerechtigket auf der Welt wird nie gesühnt werden. Der Wunsch, dass die Welt doch irgendwie gerecht sein müsse, ist leider nur ein Wunsch.“ Das sehe ich auch so. Es ist dann eine sehr traurige Aussicht.

    Zum Schluss sei noch erwähnt, dass ich es sehr schade finde, dass du dem guten Vortrag von Lennox bei aller Schwachheit nichts Gutes abgewinnen konntest.

    Bitte entschuldige die konfrontative Art – sie ist wirklich nicht böse gemeint.
    Viele Grüße,
    Noël

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