Verschwörungstheoretiker: Wie Sie mit Menschen sprechen, die nur an ihre Wahrheit glauben

 Die Corona-Krise polarisiert. Während manche die Maßnahmen für unzureichend halten, gehen sie anderen deutlich zu weit. Und wieder andere halten alles für eine große Verschwörung.  

Doch wie redet man mit Menschen, die völlig anders denken und nur an Ihre eigene Wahrheit glauben? 
Was alle Ideologien gemeinsam haben: Sie unterteilen die Welt in Gut und Böse, in Schwarz und Weiß. Raum für Differenzierung? Fehanzeige! Oft gibt es die Vorstellung von einer Elite, die alles im Hintergrund steuert. 
Wenn man mit jemandem spricht, der diesem Glauben verfällt, gilt:
1. Reden Sie unter vier Augen miteinander:  
Bei geschriebenen Nachrichten geht die Beziehungsebene verloren: Wir bekommen nicht mehr mit, wie das Geschriebene beim anderen landet. Außerdem fehlt im Netz die Intimität, die bei einem persönlichen Gespräch entstehen kann. 
Vorbereitet zu sein, hilft, damit das Gespräch nicht entgleist: 
2. Machen Sie sich vorher klar, was Sie an dem Gegenüber schätzen:  
Wenn Sie in einigen Zeilen aufschreiben, warum Ihnen die Person am Herzen liegt, wird es einfacher in einem Gespräch gemeinsamen Boden zu finden.  
3. Ziehe Sie Grenzen und arbeiten Sie mit „Ich-Botschaften“: 
Welche Grenzen könnte der andere überschreiten? Was löst das in Ihnen aus? Schreiben Sie es auf, um im Gespräch nicht überrumpelt zu werden. Ihr Gesprächspartner könnte zum Beispiel andere Menschen abwerten oder Straftaten verharmlosen. Sagen Sie Ihrem Gegenüber, wie es Ihnen bei solchen Äußerungen geht und bitten Sie darum, das zu respektieren.  
Während des Gesprächs kommt es auf diese Dinge an:  
4. Offene Fragen stellen: 
Zunächst geht es darum, zu verstehen, wie Ihr Gegenüber denkt. Stellen Sie offene Fragen wie: „Wie siehst du das?“  Vermeiden Sie Fragen, auf die kurze Antworten möglich sind: „Bist du der Meinung, dass…?“ 
5. Bei einem Thema bleiben:
Konzentrieren Sie sich auf ein Hauptargument und sammeln Sie dazu Fakten. Zu viele Fakten könnten den anderen auf Abstand bringen und er klinkt sich aus.  
6. Zuhören und wiederholen, was man verstanden hat: 
Wenn man während des Gesprächs schon seine eigene Argumentationskette aufbaut, bekommt man nicht mit, was der andere sagt. Hören Sie zu, was Ihr Gegenüber erzählt – auch wenn es Ihnen schwerfällt. Falls Sie nicht sicher sind, ob Sie etwas richtig verstanden haben, geben Sie wieder, was Sie gehört haben. 
7. Sachlich bleiben und Gefühle benennen: 
Wenn Themen Sie ärgern, versuchen Sie nicht darüber hinwegzureden. Sagen Sie, wie es Ihnen geht, und fahren Sie erst dann fort.  
8. Empathisch bleiben: 
Fragen Sie auch bei Ihrem Gesprächspartner nach, wie es ihm geht – vor allem dann, wenn Sie mitbekommen, dass er ärgerlich ist. 
9. Medienkompetenz vermitteln: 
Fragen Sie nach, woher der andere seine Informationen bezieht. Auf welchen Quellen beruhen die Fakten? Sind es valide Quellen? Wie zieht der andere seine Schlüsse und können Zusammenhänge auch anders gedeutet werden? 
Erwarten Sie nicht zu viel: Menschen verändern nach einem Gespräch in der Regel Ihre Haltung nicht. Aber je mehr Sie die Verbindung miteinander durch einen guten Austausch ausbauen, desto mehr können Sie bewirken.    


Bei diesen Beratungsstellen finden Sie außerdem Informationen und Hilfe: Beratungsstelle Radikalisierung (Schwerpunkt: Islamismus), EXIT (Schwerpunkt: Rechtsextremismus), Der goldene Aluhut (Schwerpunkt: Verschwörungstheoretiker) 
Quellen: stern, SWR3, EditionFZDF


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