Methodiken in Wissenschaft und Recht, Pixel, Beweisführungen


Wissenschaft und Rechtsprechung

Kenneth R. Miller hat in seinem Buch "Finding Darwin's God" ab S. 121 die Unterschiede in den Methodiken zwischen Juristen und Wissenschaftlern herausgearbeitet. Das Buch ist auf Englisch, daher übersetze und fasse ich etwas zusammen:


Einen Fall / eine Sache (engl. case) vor Gericht zu präsentieren, ist nicht das Gleiche, wie ein Argument / eine Sache (auch engl. case) in der Wissenschaft zu präsentieren.

Anwälte sind Advokaten (Fürsprecher). Sie haben nicht notwendigerweise die Aufgabe, nach der Wahrheit zu suchen, sondern einen bestimmten Standpunkt (den ihres Mandanten) so überzeugend wie möglich zu präsentieren.

Die ganze Struktur des amerikanischen Rechtssystems (Miller ist US-Amerikaner) baut auf der Anwesenheit zweier gegnerischer Anwälte, die die beiden Seiten des Falls vertreten. Deren Argumente tragen idealerweise zur Suche nach der Wahrheit bei.

Der Richter und die Jury haben die Verantwortung dafür, dass die Regeln eingehalten werden, und die Fakten/Indizien/Beweise/Argumente zu bewerten.

Wissenschaft ist anders als das Rechtssystem.

Ich sage dies nicht, weil ich so naiv wäre zu glauben, dass Wissenschaftler immer fair sind, und Anwälte immer voreingenommen.
Oder dass Wissenschaftler die Wahrheit suchen, und Anwälte ihren Vorteil.

Wie in der Rechtsprechung gibt es in der Wissenschaft einen Prozess, und die Suche nach der wissenschaftlichen Wahrheit ist gespickt mit all den Problemen, Schwachheiten und Zerbrechlichkeiten, die das Menschsein ausmachen. Wissenschaftler lügen, betrügen, stehlen, und machen Fehler. Viele Fehler. Aber die Wissenschaft korrigiert diese Fehler, und diese Selbstkorrektur ist der Kern des Unterschiedes zwischen Wissenschaft und Rechtsprechung.

In der Rechtsprechung gibt es keine perfekte Lösung, keine absolute Gerechtigkeit, keinen einheitlichen und einzigartigen Standard, um Pflichte und Rechte in der Balance zu halten. Die ganze Rechtsprechung in demokratischen Systemen basiert auf der Vorstellung, dass das Volk bzw. seine Repräsentanten die Rechtsnormen festlegen und ändern, und sogar die Regeln des Rechtssystems. In solch einem System spielt der Advokat eine herausragende Rolle - besonders wenn er sogar die Regeln selber beeinflussen kann.

In der Wissenschaft gibt es eine unabhängige, unveränderliche Autoriät, nämlich die Wirklichkeit. Und es gibt eigentlich nur eine gute Lösung für jede wissenschaftliche Frage - nämlich die, welche mit der tatsächlichen, physischen Realität übereinstimmt. ...

Das bedeutet nicht, dass die Wissenschaft diese Realität immer sofort korrekt erfasst, und es bedeutet sicher nicht, dass jede wissenschaftliche Äußerung die absolute Wahrheit ist.

Es bedeutet aber, dass der Vertreter einer wissenschaftlichen Theorie eine andere Aufgabe hat, als der Vertreter eines Mandanten.

Das Ziel des Plädoyers des Verteidigers vor Gericht ist, Zweifel an der Version der Anklage zu säen. Wie es in Wirklichkeit war, kann dem Verteidiger egal sein. Er muss keine Alternative präsentieren. Es reicht, wenn die Beweisführung der Anklage nicht wasserdicht ist.

Der Wissenschaftler muss die bestmögliche Erklärung liefern, die mit den wenigsten Widersprüchen.

Soweit Miller.

Details und das große Bild

Um den Prozess der Erkenntnisgewinnung anschaulich zu machen, will ich ein Gleichnis heranziehen.

Wenn man sich in einem digitalen Bild ein einzelnes Pixel isoliert anschaut, dann ist es unmöglich zu sagen, was dieses Pixel darstellt. Die Bedeutung dieses Pixel, obwohl vorhanden, ist nicht herauszufinden. Erst wenn ich mir mehrere Pixel im Zusammenhang anschaue, wird klarer, dass das einzelne Pixel Teil z.B. eines Objektes oder einer Struktur ist.

Oder auch die einzelnen Buchstaben eines Wortes - offensichtlich haben Buchstaben Bedeutung, aber das Wort erkenne ich erst, wenn ich alle Buchstaben im Zusammenhang betrachte.

Jedes Gleichnis hat seine Grenzen.

Natürlich muss man sich jedes Puzzleteilchen aka Pixel aka Buchstaben einzeln anschauen. Aber der Gesamteindruck entsteht erst dann, wenn ich die wichtigsten Puzzleteilchen sortiert habe, und gleichzeitig betrachte. Vielleicht ist das Bild lückenhaft und trüb, aber man kann trotzdem was erkennen.

Der Bogen zu meinem Blog

Ich denke, ich tue christlichen Apologetikern kein Unrecht, wenn ich davon ausgehe, dass sie sich hauptsächlich als Verteidiger ihrer Weltanschauung sehen. 

Dagegen ist auch nichts einzuwenden.

Ich selber sehe mich aber nicht hauptsächlich als Verteidiger des Atheismus oder des Agnostizismus.
Ich stelle in meinem Blog meine Erkenntnisse und Ansichten dar. Ich sehe mich eher als Forscher denn als Anwalt. Ich habe nicht die Absicht, ein wasserdichtes, gerichtsfestes Plädoyer für irgendeine Sache zu halten. Es darf sich jeder seine eigene Meinung bilden.

Das spiegelt sich auch im Schreibstil dieses Blogs wieder. Nicht hinter jeder einzelnen Beobachtung steht sofort eine Absicht oder eine Schlussfolgerung oder eine abschließende Bewertung.
Wer sucht, wird in diesem Blog bestimmt auch Widersprüche finden. Das ist auch okay. Ich sehe diesen Blog vielmehr als eine Entdecker-Reise, und wer gerne mitreisen möchte, ist dazu eingeladen. Dazu gehören auch konstruktive Diskussen. Endlose Rechthaber-Streitereien möchte ich aber gerne vermeiden.

Besonders bei christlich-historischen Themen, um die es in diesem Blog ja auch geht, ist es auch gar nicht möglich, 100% wasserdichte, nicht anzweifelbare Beweisführungen zu liefern. Leider können wir nicht 2000 Jahre zurückreisen, und uns die ganze Geschichte nochmal live anschauen. Wir sind auf historisches Quellenmaterial angewiesen, überwiegend von den christlichen Schreibern des NT. Und in der Geschichtswissenschaft ganz allgemein gilt: Es lässt sich nichts mathematisch exakt beweisen, viel mehr als begründete Vermutungen sind nicht drin. Siehe
https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/01/wie-konnen-wir-zuverlassiges-wissen.html

Man kann sich um Fragen wie z.B. die Verfasserschaft der Evangelien bis ans Lebensende streiten, ohne dass es in diesem Streit eine endgültige Klärung geben wird. Die endgültige, nicht anzweifelbare Antwort wird es nicht geben, weil wir einfach nicht mehr genug Fakten und Infos haben.

Und für mich persönlich gesprochen: Ich habe leider nicht mehr genug Lebenszeit, um mich in jedes theologische Thema bis in die Verästelungen des aktuellen Standes der Forschung einzuarbeiten. Und erst recht nicht, das alles im Blog niederzuschreiben. Das kann man bedauern, aber leider nicht ändern.

Mein Schwerpunkt in diesem Blog ist auch nicht die Theologie, sondern der Zusammenhang zwischen den Disziplinen. Wenn mich theologische Themen interessieren, dann eher aus der Sicht des Religionswissenschaftlers oder Historikers.

Um im Gleichnis zu sprechen: Die Farbe einzelner Pixel mag interessant sein, aber im Gesamtbild ist es nicht kriegsentscheidend, ob einzelne Pixel schwarz oder weiß sind, oder es Pixelfehler gibt.

Der Bogen zum Blogpost "Entstehung der Bibel" und den Kommentaren

https://erkenntnisgewinne.blogspot.com/2020/01/entstehung-der-bibel.html

Im Lichte des bisher Geschriebenen bitte ich um Verständnis, dass ich nicht auf jedes Detail eingehen werde.

Ich will nochmal mit einigen Zitaten hervorheben, mit welchem Anspruch und in welcher Haltung ich diesen Post geschrieben habe:

 Darüber sind ganze Bücher geschrieben worden, daher die Argumente dazu nur stichpunktartig:

Die Annahme, ... ist zwar theoretisch denkbar, aber eher unwahrscheinlich 

geht man ... davon aus,

Es ist unklar .... spricht dafür,

Wenn man sich zu jedem der 4 Evangelien die Wikipedia-Artikel anschaut, wird auch immer die Minderheiten-Meinung wiedergegeben, die sich an die traditionelle kirchliche Zuschreibung der Autorenschaft hält.
Diese Minderheitenmeinung hat auch ernstzunehmende Argumente.

Ich habe nicht Bibelwissenschaften studiert, und muss mich daher auf die Meinung der Fachleute verlassen.

Das ist natürlich kein Beweis - die Mehrheit kann sich auch irren.

 

Ich denke aus diesen Formulierungen wird sehr klar, dass ich in diesem Post weit davon entfernt bin, zu behaupten, dass das alles so eindeutig ist, oder dass ich die Wahrheit gepachtet habe.

Und wo ich den Pfad der vorsichtigen Formulierung verlasse und Schlussfolgerungen ziehe (die man teilen kann oder auch nicht), kündige ich das auch an:

Ich provoziere hier ein wenig:

... kurz und sehr pauschal gesagt:

 

 So, jetzt zu den konkreten Kommentaren.


1) Du schreibst: „Original-Manuskripte (also keine Abschriften) gibt es meines Wissens keine.“ Richtig! Das haben wir m.W. auch von keiner anderen Schrift aus der Zeit. Meine Frage ist: Was ist die „Botschaft“ deiner Aussage? Was willst du mir als Leser vermitteln? Heißt es für dich dann, dass das, was wir haben bezüglich der „harten Fakten“ mangelhaft sei? Wenn du das gemeint hast, dann irrest du dich gewaltig.

Die Info ist erstmal nur ein Puzzlestück zur Entstehung unseres neuen Testamentes. Über den Inhalt und die "harten Fakten" der Manuskripte rede ich hier überhaupt nicht.
Wenn in dem ganzen Absatz überhaupt eine (sehr indirekte) Botschaft drinsteckt, dann an die Verfechter der wörtlichen Inspiration. Aber zu denen gehörst du meines Wissens nicht, oder?
 

2) Du schreibst: „Die Funde des AT in Qumran sind super, und ein Glücksfall für die Bibelforschung. Dass die Rollen da versteckt wurden, lag aber nicht an göttlichem Eingreifen, sondern weil die jüdischen Sekten, vielleicht die Essener, ihre Schätze in Sicherheit brachten. Sie hatten bestimmt nicht vor, die da 2000 Jahre für uns zu lagern.“ Die Qumran-Rollen haben mit der Überlieferung des NTs zwar nichts zu tun, zeigen aber wie sorgsam man mit „heiligen Schriften“ umgegangen ist. Deine Aussage „…lag aber nicht an göttlichem Eingreifen, sondern…“ klingt ziemlich einfach: a) Woher weißt du so sicher, dass ein göttliches Eingreifen nicht stattgefunden hat?; b) schließt das eine das andere aus?; c) ich kenne niemanden, der die historischen Hintergründe ablehnt, um das göttliche Eingreifen als einzige Ursache zu nennen; du?

Okay, ich formuliere um: Lag vermutlich nicht an göttlichem Eingreifen, denn der Hergang ist auch ohne göttliches Eingreifen gut nachvollziehbar.

So besser :-) ?
Damit sind die Einwände a), b) und c) denke ich geklärt.
 

3) Du schreibst: „Ich provoziere hier ein wenig: Wenn es wirklich einen Gott gäbe, der uns die originalen, fehlerlosen Handschriften über Jesus übermitteln wollte - dann hat das wohl nicht geklappt. Wir wissen ja nicht mal, wie viele dieser originalen Handschriften es gab, und welche für immer unbekannt bleiben werden.“
Ich weiß auch hier nicht genau, was deine „Botschaft“ ist bzw. welche Schlussfolgerung der Leser aus deinen Aussagen ziehen soll, aber: a) es hat sehr wohl geklappt, du lehnst es aber ab; 

Ich will hier eigentlich nicht pingelig sein, aber ich rede von den Originalen. Ich rede nicht von der Qualität der Abschriften. Du zwingst mich aber leider dazu, pingelig zu werden :-)

 

b) die Anzahl der Handschriften ist zweitrangig, es geht um den Kerninhalt der Überlieferung und dieser ist hervorragend überliefert!

Zustimmung.


4) Du schreibst: „Und direkt von Jesus selber auf aramäisch haben wir leider gar nichts. Warum hat Jesus nichts aufgeschrieben?“ Warum schreibst du das? Was ist dein Fazit daraus??

Ich plaudere jetzt einfach mal drauf los, im Vertrauen darauf, dass du nicht jeden einzelnen Satz, dem du nicht zustimmt, sofort gegen mich verwendest.Vielleicht können wir ja tatsächlich in einen produktiven Austausch kommen, wo wir gegenseitig lernen, uns besser zu verstehen.
Willst du dich darauf einlassen?

Das hat mich schon immer gewundert, warum so viele theologische Botschaften/Aussagen/Themen/Dogmen im NT unklar, nur sehr indirekt, teilweise fast schon widersprüchlich formuliert sind.

Seit 2000 Jahren arbeiten sich die Theologen daran ab, was wie zu verstehen und in Einklang zu bringen ist. Mit der Folge von Kirchenspaltungen und Gemeindespaltungen.

Jeden Sonntag müht sich die Gemeinde, dem Pastor zu folgen, wie die Bibelstelle eigentlich gemeint ist.

Und ich rede nicht (nur) von den kulturellen Hürden, von der antiken Lebenswelt, die uns nicht vertraut ist. Es war ja schon für die ersten Christen nicht klar, wie das jetzt gemeint ist. Die Meinungsverschiedenheiten sind ja im NT gut dokumentiert.

Wie anders wäre die Geschichte des Christentums wohl verlaufen, wenn Jesus uns das alles etwas besser erklärt hätte.

Du könntest jetzt natürlich sofort anfangen, mir seitenlang aufzuzählen, dass die Heilsbotschaft und die Kernaussagen doch ganz eindeutig sind, und dass es Gottes Entscheidung ist, welche Geheimnisse des Glaubens er uns offenbart oder nicht, usw.

Ich bitte dich, diesen Impuls, dich verteidigen zu müssen, mal kurz zu unterdrücken. Ich will dich nämlich gar nicht angreifen. Ich will eigentlich nur besser verstehen.

Kannst du meine Gedanken verstehen oder nachvollziehen?
Hast du manchmal auch solche Gedanken, wenn du über einer Predigt oder Bibelstelle grübelst?



2) Du schreibst: „Bei Markus geht man nach einer Bemerkung des Kirchenvaters Papias davon aus, dass es Markus der Dolmetscher von Petrus sein könnte. Allerdings stimmt die geographische Anordnung der Orte in Juda nicht…“ Welche genau stimmen nicht?

Markus 5,1 Gerasa liegt nicht am See Genezareth

https://www.die-bibel.de/lightbox/basisbibel/sachwort/sachwort/anzeigen/details/gerasa/

 Markus 7, 31 Sidon liegt nicht auf dem Weg zu Dekapolis

 mehr dazu:

https://www.jstor.org/stable/27931087, selber Text: https://www.stichometrie.de/pdf/Mk-Exegesen-1978.pdf

Du gehst vielleicht davon aus, dass die Denker von damals so einfältig waren, dass sie „geographische Anordnungen“ durcheinander gebracht haben (ohne es zu merken). 

Die Anordnung der Orte ist evtl. nach theologischen Gesichtspunkten erfolgt. Siehe auch

http://www1.uni-kassel.de/uni/uploads/media/Haase_Daniel_2014_Jesu-Verknuepfung.pdf

https://docplayer.org/179570133-Jesu-weg-zu-den-heiden.html

Ich will hier aber wirklich keinen Glaubenskrieg lostreten, und das Argument mit der Geographie ist nur eines unter vielen. Ich weiß, dass es genug Erklärungen gibt, wieso Markus mit seiner Reiseroute historisch und geographisch komplett korrekt liegt, und ich kann auch nicht 100% beweisen, dass diese Ansicht falsch ist. Womit wir wieder bei Anwalt vs. Wissenschaftler und Pixel vs. Gesamtbild wären.

Habe ich gerade beim Googeln gefunden:

https://www.stepmap.de/karte/jesus-weg-im-markus-evangelium-ptWhmgsdQE


4) Du schreibst: „Das Evangelium des Johannes wurde wahrscheinlich von mehreren Autoren verfasst“, um dann Joh 21,24 zu zitierten. Hier machst du es dir auch ein bisschen zu einfach. Joh 21,24 entstammt dem zweiten Epilog des Evangeliums. Die „Herausgeber“ bestätigen gerade mit diesem Vers den anonymen „Lieblingsjünger“ als Autor des gesamten Buches. Dabei war es ihnen wichtig zu betonen, dass sie ihn aus dem persönlichen Umgang als glaubwürdigen Menschen kannten.

Das ist die "johanneische Frage".

Aus Wikipedia (ich weiß, dass du Wikipedia nicht magst, aber für einen ersten Überblick über den aktuellen Stand der Debatte ist es nicht schlecht, also bitte greife nicht den Botschafter an)

https://de.wikipedia.org/wiki/Evangelium_nach_Johannes#Verfasser

https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_(Evangelist)#Die_%E2%80%9Ejohanneische_Frage%E2%80%9C


5) Du schreibst: „In den ersten Manuskripten ist keinerlei Autor genannt. […] Dass die Evangelienschreiber auf diesen Trumpf verzichtet haben, spricht dafür, dass sie ihn auch nicht in der Hand hatten.“ 

; b) Wenn ich dich richtig verstehe, so willst du hier mit diesem Argument den Inhalt der Schriften in Frage stellen.

Nein, ich (bzw. etliche Bibelwissenschaftler), wollen damit in Frage stellen, ob die traditionellen Autorenzuschreibungen stimmen. Welche Schlüsse man daraus zieht, ist erstmal offen. Vermutlich würde man die Evangelien aus einer anderen Perspektive lesen.

 Aber deutet die ursprüngliche Anonymität der Evangeliensberichte – in ihrer Schriftform! – drauf hin, dass deren Inhalt falsch oder historisch unzuverlässig ist? Gewiss nicht zwingend! (Du scheinst aber unbedingt zu diesem Schluss kommen zu wollen.)

Nein, zu diesem Schluss komme ich nicht. Das habe ich nie behauptet und mich ärgert es, dass du mir solche Sachen in den Mund legst. Kannst du nicht einfach glauben, dass ich es so meine, wie ich es sage? Ich habe keine versteckte Agenda, die du enttarnen musst. Ich will mich aber ehrlich gesagt nicht dauernd gegen Unterstellungen verteidigen, und werde auf solche Kommentare im Weiteren nicht mehr eingehen.

Um einen versöhnlicheren Ton anzuschlagen:
Aus deinem Kommentaren, hier und an anderer Stelle, spricht eine ziemliche Aufgewühltheit. Das kann ich nachvollziehen. Ich kenne es aus eigener Erfahrung. 

Ich bin aber nicht dein Feind, den du bekämpfen musst!
Lass uns lieber gemeinsam forschen, anstatt uns gegenseitig zu beschimpfen, wie vorschnell und voreingenommen wir sind.

Ein Christ glaubt ja nicht an die Bibel, sondern an Jesus Christus. 

Ohne die Bibel, genauer gesagt das NT, wäre unser Bild von Jesus wirklich GANZ anders. Man kann sich das fast nicht vorstellen. Daher kann ich mir ehrlich gesagt schwer vorstellen, wie man das sinnvoll trennen kann.

Aber sobald du die „harten Fakten“ (v.a. dass Jesus gelebt hat, seinen Anspruch, seinen stellvertretenden Tod, seine Auferstehung) in ihrer Historizität in Frage stellst ... dann musst du aber auf jeden Fall viel tiefer „gegraben“ haben.

Ich habe ja gerade oben geschworen, dass nicht über jedes Stöckchen springen werde, und ich werde mich dran halten, daher nur soviel:

Kein vernünftiger Mensch stellt die Historizität und den Kreuzestod der Person Jesu in Frage, und ich fühle mich fast ein bisschen beleidigt, dass du mir das überhaupt zutraust. Was hast du für ein Bild von mir???

Was die theologische Bedeutung seines Todes und seiner Auferstehung betrifft, würde ich die Bezeichnung "harte Fakten" eher nicht verwenden, das stimmt :-)


Abschließend wäre ich dir dankbar, wenn du persönliche, wertende Aussagen über mich in Zukunft unterlässt oder respektvoller formulierst.

Ich rede von solchen Stellen wie

bin ich immer wieder erstaunt, wie schnell du zu fertigen Urteilen kommst. 

Das ist kein Argument, sondern eine Wertung. Und das mit den fertigen Urteilen sehe ich anders.
Was in dem Blog steht, ist mein momentaner Stand des Wissens, nicht mehr und nicht weniger. 

... dann irrst du dich gewaltig.

... dann liegst du natürlich ganz falsch.

... Das ist aber wieder so ein pauschales Hammer-Urteil, schnell aus der Hüfte geschossen,

Eine etwas höflichere Ansprache würde unserer zukünftigen Gesprächskultur gut tun - wenn du die Debatte fortsetzen willst.

Das Bild ist übrigens Van Gogh.

Kommentare

  1. Lieber Thomas,

    Danke für deinen Beitrag als Antwort auf meine Kommentierungen. Am Ende meines Kommentars hatte ich geschrieben, dass meine provokative Art nicht böse gemeint ist. Das hast du wohl nicht mehr ernstnehmen können. Das kann ich dir nicht übelnehmen. Bitte entschuldige die "aggressive" Art meiner Beiträge. Nein, du bist wirklich nicht mein Feind, den ich bekämpfen möchte. Ich schätze dich und unsere freundschaftliche Beziehung. Doch wenn ich nicht mehr so etwas schreiben kann wie "Das ist aber wieder so ein pauschales Hammer-Urteil, schnell aus der Hüfte geschossen", dann wird es für mich eher schwierig. Ich empfinde, dass du sehr wohl zu schnell über zu viel schreibst. Ich komme mit so etwas nicht wirklich klar. Ich glaube, dass ich mich lieber wieder ausklinken werde (oder ich beschränke mich auf ein einziges Thema in deinem Blog?).

    Jetzt konkret und kurz zum eigentlichen Thema: Die Überlieferung über Jesus ist m.E. hervorragend (das Alter der Manuskripte, die Anzahl der Abschriften, ihre Diversität etc.) gelaufen. Die "harten Fakten" sind bestens überliefert. Der einzige Haken daran ist: Sie Texte der Überlieferung enthalten Wunder - Jesus ist laut Überlieferung auferstanden. Für die Naturwissenschaften ist das ein "No-Go". Für mich ist die Auferstehung Jesu rein naturwissenschaftlich gesehen ebenfalls ein "No-Go". Aber ich bewerte sie nicht nur naturwissenschaftlich: Weil ich an (den biblischen) Gott glaube, kann ich eine leibliche Auferstehung Jesu als ein einmaliges naturwissenschaftlich nicht nachvollziehbares Ergebnis stehen lassen. Wenn ich an (den biblischen) Gott nicht glauben würde, dann würde ich die Auferstehung Jesu natürlich auch ablehnen… aber hauptsächlich aus diesen ideologischen (und damit nicht aus rein naturwissenschaftlichen) Gründen. Aber ich würde nicht versuchen, die Überlieferung irgendwie abzuwerten (damit sage ich NICHT, dass du das getan hättest!!!!).

    Doch in all den Jahren, in denen ich über die biblische Überlieferung gelesen und nachgedacht habe, habe ich Folgendes festgestellt: Wer in Bezug auf die biblische Überlieferung keine Hermeneutik des Wohlwollens pflegt, der wird sie gerne ablehnen. Wer dagegen mit Wohlwollen darauf blick, der ist überrascht von ihrer hohen Qualität.

    Viele Grüße,
    Noël

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