Die verblüffende Geschichte von Vater und Sohn, die einen Autounfall hatten


Eines Tages waren ein Vater und sein Sohn mit dem Auto unterwegs, als sie einen schlimmen Unfall hatten. Der Sohn war schwer verletzt. Beide wurden in höchster Eile mit dem Rettungswagen zum Krankenhaus gebracht, wo der Sohn direkt in den Operationssaal geschoben wurde.
Das OP-Personal machte sich bereit für die Operation. Doch plötzlich sagt einer der Chirurgen: "Ich kann nicht operieren, das ist mein Sohn!"

(Bitte erst weiterlesen, wenn der Groschen gefallen ist :-)

Ich wollte diese Geschichte eigentlich einer Verwandten erzählen, welche findet, dass das Gendern überflüssig und Ideologie ist. Ich bin aber bisher nie dazugekommen, und vielleicht lasse ich es auch. Auf eine Weise, die sie vermutlich gar nicht ahnt, hat sie nämlich recht.

Stand jetzt, im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts, hat die deutsche Gesellschaft deutliche Schlagseite Richtung männlich.
Frauen bekommen für die gleiche Tätigkeit weniger Geld, und ihnen wird auch weniger zugetraut. Das drückt sich in der Berufsverteilung und auch durch die Sprache aus.
Das Bild vom Chirurg ist halt meistens männlich.
Wenn man "Bundeskanzler" sagt, assoziiert man im Kopf Kohl und Schröder (inzwischen auch Scholz), aber eher weniger Merkel.

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten, das zu ändern: Wir können auf irgendeine Weise die Bundeskanzlerin und die Chirurgin immer mit erwähnen, (z.B. die Bundeskanzler und -kanzlerinnen der BRD), oder wir füllen das Wort "Bundeskanzler" und "Chirurg" mit einer erweiterten Bedeutung, so dass wir uns immer auch die Frauen darunter vorstellen.

Doch wenn man immer dazu erwähnen muss, ob eine Person männlich, weiblich, schwarz, weiß oder jüdisch ist, obwohl das gerade gar nicht relevant ist, dann kann das auch diskriminierend sein.

Wenn wir 16 Jahre lang konsequent "Bundeskanzler Dr. Merkel" oder "Frau Bundeskanzler" gesagt hätten, wären wir mit der Bedeutungserweiterung schon weiter.

Der Schriftsteller Nele Pollatschek kann das besser und ausführlicher erklären als ich:

https://www.tagesspiegel.de/kultur/deutschland-ist-besessen-von-genitalien-gendern-macht-die-diskriminierung-nur-noch-schlimmer/26140402.html

Danke an Noël für den Link zum Artikel.

Ich unterstütze das Bemühen gegen die Ungleichbehandlung von Frauen, habe mir aber ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht, ob ich in meinem Blog jetzt gendern will. Bisher habe ich es nicht getan, aber eher aus Bequemlichkeit denn aus bewusster Entscheidung.

Ich habe Töchter, die sich auch schon Gedanken über die Berufswahl machen. Jetzt ist es natürlich so, dass Frauen und Männer aufgrund ihrer unterschiedlichen Hormone tatsächlich statistisch verteilt unterschiedliche Präferenzen bei der Berufswahl haben. 

Aber die statistische Verteilung sagt wenig über ein Individuum aus. Innerhalb der Frauen oder Männer gibt es jeweils eine große Bandbreite an Interessen und Begabungen.

Es liegt aber nicht nur an den Hormonen, sondern auch an den Rollenbildern, die sie ihr ganzes Leben lang vorgelebt bekommen, und dem Bild, dass die Familie, die Medien, die Gesellschaft etc. vermitteln.

Wäre es nicht schön, wenn unsere Kinder (egal ob Jungen oder Mädchen) ihr volles Potenzial entfalten können? Wir sollten sie darin fördern, dass sie sich alle möglichen Tätigkeiten vorstellen können - ganz egal, ob diese Tätigkeit im Moment eher männlich oder weiblich konnotiert ist. Ein gesundes Selbstbewusstsein ist dafür hilfreich.

Quelle: Die Geschichte mit dem Unfall kursiert in vielen Varianten. Älteste Quelle für die Geschichte, die ich finden konnte:

https://sciencev1.orf.at/science/news/151120

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