Ist das Artensterben schlimmer als die Klimakrise?

 

Im Moment ist die Aussterberate 100 bis 1.000 fach über dem natürlichen Wert.
Das 6. große Artensterben hat schon begonnen. Es betrifft Säugetiere, Vögel, Insekten, Mikroben und Pflanzen, kurz: alle Arten von Lebewesen.

Wie kam es dazu?
Bis ca. 1950 war global gesehen eigentlich alles noch einigermaßen im Rahmen. Doch dann begann die "große Beschleunigung". Alles ist exponentiell gewachsen: Die Weltbevölkerung, der Flächenverbrauch, der Rohstoffverbrauch, der Fischfang, die CO2 Produktion.

Abgesehen von nostalgischen Gefühlen, ist das ein ernsthaftes Problem?
Im Moment noch nicht, unsere Äcker bringen ja noch genug Ertrag, und unsere Luft enthält noch genug Sauerstoff.

Das kann sich aber schnell ändern. In einem kollabierenden Ökosystem wird auch der landwirtschaftliche Ertrag zusammenbrechen, den die Bodenbiologie wird nicht mehr funktionieren, Schädlingsplagen und Pflanzenkrankheiten werden zunehmen.

Man muss sich das wie bei einem Jenga-Turm aus Holzklötzchen vorstellen. Man kann viele Klötzchen herausziehen, ohne dass der Turm einstürzt. Aber ein Klötzchen ist das letzte.
So auch bei den Arten:
Man kann viele Tier- und Pflanzenarten ausrotten, und das Ökosystem funktioniert trotzdem irgendwie weiter. Aber irgendwann bricht das ganze System zusammen. Denn in einem Ökosystem baut alles aufeinander auf, und Pflanzen und Tiere sind gegenseitig aufeinander angewiesen.

"1950 erst haben die große Beschleunigung und das große Ausrotten so richtig Fahrt aufgenommen, und schon heute, 70 Jahre später, geht es in Wahrheit bereits nicht mehr um die Tiere, sondern um uns. Und in weiteren 70 Jahren könnte es schon zu spät sein für ein gedeihliches menschliches Leben auf diesem Planeten.1"

Es geht hier also nicht hauptsächlich um die Tiere, sondern um unser eigenes Leben.

Das Überleben der Menschheit an sich ist wohl eher nicht gefährdet, aber das Überleben unserer Zivilisation schon. Es gibt ausreichend Beispiele von historischen Zivilisationen, die sich durch Übernutzung ihrer Ressourcen selbst vernichtet haben (Maya, Inka, Osterinsel)

Die Gefahr ist, dass selbst wenn durch den Kollaps der Ökosysteme die Menschheit auf ein paar Millionen reduziert wird, das Artensterben nicht aufhören wird, weil schon zu viel zerstört wurde.
https://www.final-frontier.ch/ende_zivilisationen
https://www.wiwo.de/technologie/forschung/nasa-studie-das-ende-der-menschheit-ist-nah/9650356.html
https://www.businessinsider.de/wissenschaft/klimawandel-koennte-antwort-sein-auf-fermi-paradoxon-ausserirdische-2018-6/

Maßnahmen

Die wirkungsvollste Maßnahme ist eigentlich ganz einfach: Man muss die Natur nur in Ruhe lassen. Es würde reichen, wenn wir 30%1 der lebensfreundlichen Fläche sich selbst überlassen. Das große Problem dabei: In Deutschland z.B. haben wir uns schon so ausgebreitet, dass nur 4% der Flache als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. D.h. wir müssten uns aus Flächen zurückziehen, die wir seit Jahrzehnten landwirtschaftlich nutzen.
Das ist weniger schlimm, als es klingt, denn ca. 60% unserer landwirtschaftlichen Produkte sind Tierfutter. Wenn wir weniger Tiere essen, brauchen wir auch weniger Fläche.

In Indien z.B. ist das weniger einfach, denn dort wird schon 90% des Ertrags direkt vom Menschen gegessen.
Das ist das Problem der doppelten Überbevölkerung. 
Wenn in einem Land mehr Menschen leben, als angemessen versorgt werden können, dann ist das Land überbevölkert.
Aber auch Deutschland ist demnach massiv überbevölkert, denn wir verbrauchen viel mehr natürliche Ressourcen, als die Natur nachliefern kann.

Wenn alle Menschen auf dem westlichen Wohlstandsniveau leben wollen, müssten wir die Weltbevölkerung vermutlich auf 2 oder 4 Milliarden reduzieren.
Das geht natürlich nur über mehrere Generationen hinweg. Es ist aber gar nicht so schwierig. Bei 1,5 Kinder pro Frau (R = 0,75) hätten wir die Weltbevölkerung in 3 Generationen oder 75 Jahren auf  40% reduziert.
Die 3 wichtigsten Faktoren dazu sind 
1. Kindersterblichkeit verringern, damit die Frauen für kleinere Familien planen
2. Bildung, damit die Frauen selbstbestimmter leben können
3. Ein Sozialsystem, damit man Kinder nicht als Altersversorgung braucht

Die Alternative durch Nichtstun ist, dass sich die Weltbevölkerung durch Hungersnöte und Kriege reduzieren wird.

Klimaschutz

Klimaschutz und Artenschutz unterstützen sich gegenseitig. Der Klimawandel ist ein wichtiger Treiber des Artensterbens.
Der Klimawandel wird viele heutige Ackerflächen unbrauchbar machen, wodurch verbliebene Naturräume unter Druck geraten.




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