Felix Ekardt: Wir können uns ändern - Gesellschaftlicher Wandel jenseits von Kapitalismuskritik und Revolution

Zusammenfassung des Buchinhalts

in meinen Worten, so wie ich den Inhalt verstehe und interpretiere.

I. Wandel ist komplex 

S. 19:

...  Keine einseitigen Aussagen darüber, was Wandel auslöst, wenn wir uns selbst als Menschen in unserer ganzen Komplexität verstehen wollen.

Womöglich haben alle - 

  • Ökonomen (Eigennutzenkalküle und Altruismus)
  • Hirnforscher (schnelles und langsames Denken, vorbewusste Entscheidungen)
  • Genforscher (evolutionäres Erbe, z.b. Sammeltrieb)
  • Ethnologen und Kulturwissenschaftler (Werthaltungen)
  • Psychologen (Emotionen)
  • Soziologen (Normalitätsvorstellungen)
Wichtiges zu den Triebkräften menschlichen Verhaltens zu sagen. Und tragen zum Verständnis bei, wie aus Verhaltensantrieben individuelle und gesellschaftliche Handlungen und Strukturen hervorgehen.

Wandel ist gesellschaftlich und individuell

S. 21 
Veränderung versteht, wer die Antriebe menschlichen Verhaltens versteht. 
Und Gesellschaften versteht, wer einzelne Menschen versteht.

S. 23
Ich beeinflusse meine Ehe und meine Kinder, sie beeinflussen aber auch mich. Die Ehe wird auch von meinem Beruf, meinem Familienkreis, meinem Glauben etc. beeinflusst.
Konsumenten beeinflussen Unternehmen, aber Unternehmen beeinflussen auch Konsumenten.
Bürger beeinflussen Politiker, Politiker beeinflussen aber auch Bürger.
Medien und Politik beeinflussen sich.

S. 24
Daran zeigt sich zunächst einmal, dass man mit einem komplexen Wechselspiel unterschiedlicher Handelnder rechnen muss. 
Negativ formuliert kann man hier auch von einem mehrfachen Teufelskreis zwischen politischen Entscheidungsträgern und Bürgern sprechen, sowie zwischen Kunden und Unternehmen, die sich jeweils wechselseitig im Festhalten am Status quo anstelle einer Transformation zur Nachhaltigkeit bestärken.

S. 26
Der einzelne Mensch ist gleichermaßen Ursache und Ausdruck sozialer Einflüsse und Zwänge.

S. 29
Technik ist für Nachhaltigkeitsfragen ein wesentlicher Teil der Lösung.
Aber z.B. das Problem des rasenden Artensterbens (schrumpfende Ökosysteme, weil Lebensraum in Ackerland verwandelt wird) wird dadurch nicht gelöst.
Hier hilft nur: Weniger Ackerland. Und das bedeutet: Weniger Fleisch essen, und/oder weniger Menschen auf der Erde.

S. 32 Das Ende der Wachstumsgesellschaft und die Folgen

Es gibt Möglichkeiten, auch ohne Ressourcenverbrauch die Wirtschaft wachsen zu lassen: Dienstleistungen, Bildung, Kultur.
Doch was das materielle Wirtschaftswachstum betrifft, wird das früher oder später in einer Kreislaufwirtschaft enden, da die materiellen Ressourcen nun mal endlich sind.
Eine Kreislaufwirtschaft kann materiell nicht wachsen.
Man kann natürlich erstmal ungebremst so weitermachen - aber dann wird alles mit einem ziemlichen Knall enden (Kollaps von Ökosystemen, daraus folgende Hungerkatastrophen, daraus folgende Flüchtlingsströme und Kriege)
Doch ohne Wachstum würde unser bisheriges Gesellschaftsmodell ziemlich leiden. (Arbeitsmarkt, Sozialsysteme, Finanzwirtschaft/Zinssystem).
Denn die Macher von Staatsschulden gehen davon aus, dass die Steuereinnahmen steigen. Banken gehen davon aus, dass die Unternehmen zusätzliche Gewinne erwirtschaften. Wenn aber die ganze Wirtschaft ein Nullsummen-Spiel ist, kann man Gewinne nur anders verteilen.


II. Bausteine zum Verstehen von Wandel


Menschliches Verhalten und seine Ursachen sind zu komplex, um sie nur mit Befragungen oder Experimenten abzubilden.
Man kann viel aus Befragungen und Experimenten lernen, aber die Ergebnisse sind oft verzerrt.
Denn das Experiment ist immer eine künstliche Situation.
Die Befragung beeinflusst den Proband.
Und über unbewusste Einflüsse kann der Proband nicht reden.
Der "Homo oeconomicus" z.B. ist unrealistisch, weil Menschen meistens nicht nur nach rationalem Eigennutzen entscheiden.
S. 45 Zusätzliche Erkenntnisquelle: "Teilnehmende Beobachtung".
Der Beobachter ist (möglichst unauffälliger und neutraler) Teil der Situation.

1. Wissen

Wissen ist Voraussetzung zum Wandel, aber nicht ausreichend.
Man kann alles über die Gefahren des Rauchens wissen und trotzdem rauchen.
S. 49 Wie wenig Wissen allein bewirkt, sieht man daran, dass ausgerechnet ökologisch besonders Informierte die größeren Ressourcenverbraucher sind.

2. Eigennutzen

Kurzfristiges Eigennutzen-Kalkül schlägt oft den langfristigen Eigennutzen.
Exkurs S. 54: Diktatoren können zwar schneller entscheiden und durchgreifen, aber die Gefahr ist groß, dass diese Entscheidungen vor allem zum Wohl des Diktators sind, und nicht zum Wohl seines Volkes.

Wir sind evolutionär auf Egoismus getrimmt.

Doch das Eigennutz-Kalkül erklärt nicht alles.
S. 56 Wir Menschen kalkulieren weder den ganzen Tag bewusst, noch handeln wir durchgängig egoistisch oder rational.

Wir handeln oft  
  • einfach bequemlich, aus Gewohnheit, aus Verdrängung, 
  • aus Gerechtigkeitsempfinden, 
  • oder sogar altruistisch (Mitgefühl)

Sozialer Wandel nur durch Beeinflussung des Eigennutzen-Kalküls wird unvollständig bleiben.

3. Gene und Evolution

S. 58 Die Evolution bringt neben der Konkurrenz zwischen den Individuen auch eine kooperative Seite hervor. Das kooperative Wolfsrudel ist erfolgreicher als der Einzelgänger.
Den partiellen menschlichen Altruismus kann man als Gruppen-Egoismus verstehen.
Dies macht plausibel, dass Menschen für Familie, Stamm oder Nation zu sterben bereit sind.
S. 59
Emotionen, Anerkennungssuche, Kurzzeitdenken oder Bequemlichkeit (Energiesparen) können als Faktoren gedeutet werden, die für das Überleben wichtig waren, und den Zusammenhalt untereinander stärken.

Diese Punkte können aber kulturell stark überformt werden.
Kulturelle und biologische Elemente greifen bei der Entstehung menschlichen Verhaltens ineinander.

4. Kindheit und Familie

Wir alle werden stark durch unsere Eltern geprägt. Das kann sich später in Nachahmung oder Rebellion äußern.
Beobachtung von eineiigen Zwillingen zeigt aber auch, dass diese sich sehr ähnlich bleiben, selbst wenn sie in unterschiedlichen Familien aufwachsen.
Oder Geschwister sind sehr unterschiedlich, obwohl sie in der gleichen Familie aufwachsen.
Es ist also eine Mischung aus Genen und Erziehung.

III. Verhalten und Wandel umfassender verstehen

Normalitätsvorstellungen

S. 66 Synonyme: mentale Infrastruktur, Baseline, Gruppendenken, vorbewusste Ordnung.

S. 67 Normalitätsvorstellungen müssen nicht bewusst angenommen werden. Es handelt sich um einen schleichenden Prozess, bei dem die Sozialisation in der Kindheit und der eigenen Kultur eine wichtige Rolle spielt.
Organisationen können ihre eigenen Normalitätsvorstellungen haben. Extrembeispiel: Völkermord ist normal.

Umgekehrt sorgen wir durch unser tägliches Handeln dafür, dass Normalitätsvorstellungen fortgeschrieben oder verändert werden.

Wieviel Händeschütteln, Fleischessen, Gottesdienstbesuche, Urlaubsreisen, Einkommen, Ungleichheit, Ungerechtigkeit ist "normal"?

Gefühle

S. 71 Emotionen sind eine Art "Schnellberechnung" des Gehirns in einer unübersichtlichen Welt, wo nicht genug Information und Zeit vorhanden ist, um eine Handlung komplett rational zu kalkulieren.

S. 72 Doch je weiter weg und unsichtbarer das Problem ist, desto weniger berührt es uns emotional.

Das "Mehr haben wollen" Gefühl war in der Steinzeit (Dauerzustand von Nahrungsknappheit) überlebenswichtig.

Gefühle und Statistik

S. 73 Wir unterschätzen moderate Wahrscheinlichkeiten ("Es wird schon nicht so schlimm werden")
Wir unterschätzen unseren eigenen Beitrag zur Klimakatastrophe, weil er so klein ist. (Wir sind aber viele)

Wenn sich unsere Einstellungen und unser Verhalten widersprechen, ignorieren wir das gerne. Der Mensch hält ein erstaunliches Maß an kognitiver Dissonanz aus.

Pfadabhängigkeiten, Kollektivgutprobleme

Technisch-ökonomische Pfadabhängigkeiten

S. 77 Die bisherigen Häuser, Kraftwerke, Straßen und Autos sind schon da, und sie brauchen alle Öl und Kohle. Unsere aktuelle Lebens- und Wirtschaftsweise sind auf diese Güter und Energieträger angewiesen. Das sind langfristige Investitionen, von denen wir abhängig sind.

Kollektivgutprobleme

S. 78 Jeder nutzt das scheinbar kostenlose Klima, bis ein Zusammenbruch am Ende allen schadet.

S. 79 Eine Kooperationsneigung bei der Nutzung von Kollektivgütern zeigt sich dann, wenn die Situation überschaubar ist, und Regelbrüche bemerkt und bestraft werden können.
Diese 3 Bedingungen sind bei globalen Problemen wie dem Klimawandel aber nicht gegeben.

Die Wirkung von Werten

S. 80 Ethik kann über Eigeninteressen siegen, aber das ist keineswegs immer so.
S. 81 Menschen scheinen ein begrenztes Kontingent an altruistischen Handlungen und auch für Selbstkontrolle zu haben. ("Jetzt habe ich mir auch mal was verdient")

Werte können auch kollidieren, wie z.B. der Wert von Nachhaltigkeit mit dem Wert von Freiheit.

Wie sich im Westen Liberalismus und Kapitalismus entwickelten


Das ist ein Riesen-Thema, welches hier nur stichpunktartig angerissen wird.

S.82 Geologische Voraussetzungen: 
Europa ist ein relativ fruchtbarer und abgegrenzter Kulturraum.

Kulturerbe: Das Römische Reich brachte das Christentum nach Europa.
In der mönchischen Tradition des Studiums der Schriften (Scholastik) liegt der Keim der Wissenschaft.
Das Christentum hat ein lineares Geschichtsverständnis: Entwicklung nach vorne ist möglich.

Die protestantische Reformation war ein weiterer Anstoß:
S. 84 Kritik am katholischen Autoritarismus, betont mehr die individuelle Verantwortlichkeit.
S. 85 Arbeit ist göttliche Berufung -> Keimzelle des Ideals des wirtschaftlichen Wachstums
Calvinismus: der Mensch sei NUR eigennützig-böse

Emanzipationsanspruch des frühen Bürgertums

S. 86 Der neue Pluralismus der Kirchen förderte eine pluralistische Gesellschaft, in der der Staat seine unterschiedlich gläubigen Bürger in Ruhe lassen soll.

S. 85 Protestantismus ist aber ambivalent:
Individualismus, Kapitalismus und moderne Technik werden auch bekämpft

S. 84 klassischer Liberalismus: Freiheitsideal, wirtschaftliche Entfaltung

S. 86 Aus Wissenschaft erfolgte Aufklärung. Werte wie Individualismus und Pluralismus können auch rational begründet werden (Kant)

Bürgerliche Gesetze:
Rechtssicherheit und technischer Fortschritt ermöglichte Kapitalismus

Kooperation, Altruismus, Glücksforschung, Kapitalismuskritik

S. 89 Glück und Zufriedenheit hängen viel davon ab: Habe ich, was ich will?
Hier sind 2 Faktoren relevant:
1. Was habe ich Relation zu anderen in meiner Umgebung? Wenn alle anderen arm sind, kann ich auch arm glücklich sein.
2. Ich will besser dastehen als andere, weil das Anerkennung und Selbstbestätigung bringt.

S. 90 Mehr Geld bedeutet auch mehr Gesundheit, Ausbildung, Freiheit.

Wohlbefinden ist also nicht das selbe wie Wirtschaftswachstum, aber auch nicht ganz entkoppelt.

S. 91 Der Druck des globalen Kapitalismus kann aber auch unglücklicher machen: durch Stress, weniger Zeit, erzwungene Flexibilität

S. 92 Der Kapitalismus fördert Egoismus, Menschen haben aber auch ganz ohne Kapitalismus eigennützige Züge.
S. 93 Auch vor dem Kapitalismus gab es große Ungleichheiten in der Gesellschaft. Auch in der Steinzeit bekämpften sich die einzelnen Stämme.

S. 93 Kooperation funktioniert überwiegend über Gegenleistungen (Geld, Reputation, die Gruppe gewinnt) und innerhalb der Verwandtschaft.
z.B. Sport - 2 Fußballmannschaften

S. 95 Der heutige Wohlstand beruht auf dem Wettbewerb der besten Lösungen und Kooperation.
Der Kapitalismus hat die Überwindung der Massenarmut und den Sozialstaat ermöglicht.
Auch die Skandinavier sind im Grundsatz kapitalistische Gesellschaften.

Kommunismus und Planwirtschaft sind nicht das Selbe: Kapitalistische Planwirtschaft


S. 96 Regeln sind nötig, damit der Egoismus nicht überhand nimmt.

IV. Wege zur Ermöglichung von Wandel - gesellschaftlich und individuell

Nachhaltigkeit durch Wechselspiele zwischen Politik, Wirtschaft und Bürgern (mit Institutionen und Ethik)

S. 100 Wandel geschieht im Wechselspiel zwischen Politik, Wirtschaft und Bürgern. D.h. auch Teufelskreise müssen im Wechselspiel aufgebrochen werden.


S. 101 Wandel ergibt nur einen Sinn, wenn man weiß, wohin man will.
S. 102 Ist Nachhaltigkeit ethisch geboten? 
Oder negativ formuliert: Ist fehlende Nachhaltigkeit ungerecht?


S. 105 Aus der unantastbaren Menschenwürde folgt das Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung.

S. 106 aber ohne Essen, Gesundheit und Sicherheit kann man seine Freiheit nicht nutzen.
Das alles ist wegen der nicht nachhaltigen Lebensweise in Gefahr.

Das Menschenrecht auf Freiheit gilt auch für Menschen auf anderen Kontinenten und zukünftige Menschen.

S. 107 Der Staat hat national und international die Aufgabe zu verhindern, daß die Bürger wechselseitig ihre Freiheit zu zerstören. 

Es können nicht alle gleichzeitig beliebig ihre Freiheit ausleben. Man muss also die Freiheitsgüter abwägen

S. 108 Das wichtigste Kriterium dabei: Das liberale System darf nicht insgesamt zum Einsturz kommen, durch ständige Kriege und Bürgerkriege durch den Klimawandel.
Damit sind Klimaschutzmaßnahmen grundrechtlich verpflichtend.

Eine ernsthafte Klimapolitik ist also nicht bevormundend, sondern ermöglicht erst Freiheit langfristig und für alle.

23 Wie sich 

  1. Normalitäten, 
  2. Pfadabhängigkeiten, 
  3. Werte und
  4. Eigennutzen-Kalküle 

wandeln können.

S. 111
1. Wissen 
Neben naturwissenschaftlichen Kenntnissen z.B. auch mehr Transparenz, wer unsere Politiker beeinflusst, wer Gesetze formuliert, Lobbyregister

2. Der Kollektivgutcharakter von Nachhaltigkeitsproblemen verlangt nach Regeln, die für alle gelten -> globale Koordination erforderlich.

3. Eigennutzenkalküle 
Langfristig ist Klimaschutz für alle nützlich, doch es gibt auch kurzfristige Vorteile:
  • Weniger Luftschadstoffe
  • Weniger Flüchtlinge
  • Weniger Abhängigkeit von erdölproduzierenden Ländern
4. Wertewandel
Freiheit und Glück findet sich nicht nur im Konsum, sondern auch in Erfolgserlebnissen, Erfahrungen der Selbstwirksamkeit, innerem Gleichgewicht, Freundschaft, Liebe, Zusammenhalt.
Diese Vision könnte das neue "Normal" werden. 

Klare Ziele sind wichtig.

5. Normalitätsvorstellungen
S. 114 Normalitätsvorstellungen zu ändern, ist eine langwierige Sache.
Es bedeutet eine Aufkündigung der Konformität mit dem bisherigen Umfeld.
Daher:
Sich Bündnispartner suchen, sich gegenseitig Vorbild sein, von Rückschlägen nicht entmutigen lassen. 

6. Emotionen
Sie lassen sich nur begrenzt verändern. Man kann Gefühle durch positive Visionen und Geschichten ansprechen.
S.117
Auch veränderungsbereite Gruppen entwickeln Selbstzensur und Kritikaversion und bleiben in ihrer eigenen Binnenwelt, was Anschlußfähigkeit an die Gesellschaft erschwert. Z.B. Postwachstumsbewegung und marxistische Kapitalismuskritik.

Wichtige Begriffe:
  • Pfadabhängigkeiten
  • Eigennutzenkalküle
  • Normlitätsvorstellungen

24 Wieviel Einhegung braucht der Kapitalismus?

Zwei Positionen
Hobbes: Der Mensch ist von Geburt an eigennützig
Rousseau: Der Mensch wird durch die Gesellschaft / den Kapitalismus eigennützig gemacht.

Die realistischere Einschätzung:
Wir sind von Geburt an eigennützig UND (begrenzt) altruistisch.
Die Gesellschaft hat aber eine große Kraft zu Überformung.
Beispiele: Es es gibt sehr egoistische Gesellschaften wie die USA und sehr soziale wie in Skandinavien.

S. 123 Wettbewerb

Wettbewerb erzeugt Kostendruck und führt zur effizienteren Verwendung von Energie und Ressourcen.
Aber da alle möglichst viel verkaufen wollen, kann er nicht den Verbrauch insgesamt senken.
Rebound Effekt: Effiziente Stromerzeugung führt am Ende dazu, dass noch mehr Kohle verbrannt wird, weil sich mehr Menschen den Strom leisten können.

Mediale Propaganda für Nachhaltigkeit


Unter den Bedingungen einer liberalen Gesellschaft sind Medien auf Resonanz beim Publikum angewiesen, d.h. sie können vorhandene Stimmungen verstärken, aber nur sehr begrenzt den Menschen Dinge einreden.

25 Kein materielles Wachstum mehr - zur ideellen Wachstumsgesellschaft. 


Probleme mit dem materiellen Wachstum

  • Klima wird nicht ausreichend geschützt
  • Ökosysteme werden zerstört, Artensterben
  • Bodendegradation, Stickstoffkreisläufe
  • Verlagerung der Umweltprobleme in ärmere Länder
Kernfaktor dieser Probleme: fossile Brennstoffe




S. 126 Landwirtschaft steckt in einem Zielkonflikt:

Weniger Mineraldünger und Pestizide führen zu weniger Ertrag, was zu höherem Flächenverbrauch führt. Aber wir wollen eigentlich weniger Flächenverbrauch.
Lösungsansätze:
3/4 aller Ackerpflanzen enden als Tierfutter -> weniger Fleisch essen.
GANZ langfristig gesehen, also über 100 Jahre:
Weniger Menschen.

Border Adjustments

S.127 Klimafreundliche und umweltfreundliche Produkte werden erstmal teurer. Damit Unternehmen in Ländern mit lascher Gesetzgebung keinen unfairen Vorteil haben, braucht es für Importe einen Ökozoll, englisch Border adjustment.
Für Exporte werden Umweltsteuern erlassen.

26 Menschen sind lernfähig, allerdings langsam.

S. 128 Veränderung funktioniert besser in kleinen Schritten (kleine Käsewürfel auf dem Buffet werden schneller gegessen, Salamitaktik)
Deswegen ist es gut, wenn der CO2 Preis nur schrittweise steigt, dafür aber regelmäßig.

S.130 unterkomplexes Denken.

Die ohnehin in der menschlichen Emotionalität angelegte Neigung zu einfachen Wahrheiten, Sündenböcken und unterkomplexem Denken wird durch eine pluralistische, multioptionale, globalisierte und digitalisierte Welt noch einmal gesteigert. 
Unsachliche Reaktionen sind zu erwarten. Hier hilft Geduld und Durchhaltevermögen.


S.131

27 Die Folgen einer wachstumslosen Welt

Nationalstaatliche Politik ist bei den dazu nötigen Reformen in einer globalisierten Welt zunehmend machtlos.

Mutmachende Aspekte

Wohlstandsverteilung

Die faktische Wohlstandsverteilung ist relativ unabhängig vom globalen Wachstum. Die, die Wohlstandswachstum am nötigsten bräuchten, treten seit Jahrzehnten auf der Stelle. Globales Wachstum nützt den breiten Massen wenig. D.h. Dieser große Teil der Weltbevölkerung hätte kein Problem mit einem Ende des Wchstums. Sie brauchen mehr Gerechtigkeit bei der Wirtschaftsordnung.

Wachstum ist nicht die Regel

S. 132 Historisch ist die Wachstumsgesellschaft ein Sonderfall, ausgelöst vor ca. 200 Jahren durch die fossilen Brennstoffe.

Materielles Wachstum verursacht Kriege

Viele Kriege werden auch um Rohstoffe geführt. Eine nachhaltige Wirtschaft wäre friedlicher.

Postwachstumsbewegung 

S. 133 Diese Bewegung strebt nicht nur Schrumpfung (Degrowth) an, sondern sogar Autarkie, und ist zivilisationskritisch. Das würde de facto eine Abschaffung der globalen Wirtschaft bedeuten.

Diese Lebensform kann man nicht normativ vorgeben, denn das wäre eine große Einschränkung der Freiheit.

28 Macht Nachhaltigkeit glücklich?

S. 134 Der "Sachzwang" des globalen Wettberbs setzt auch die Arbeitnehmer immer mehr unter Druck, so dass das Privatleben leidet. Die Auswärtsspiele der Leistungsanforderungen kann nicht unendlich weitergehen.
Eine entschleunigte Wirtschaft würde viele Menschen glücklicher machen.
 
S. 137 Ist unser Konsumbedürfnis nicht auch eine Flucht vor der Erkenntnis, dass wir sterben müssen?
Menschen, Natur und innere Ruhe können womöglich mehr Glück spenden, als sich mit neuen Einkäufen für den Stress im Leben zu entschädigen.
Mose betet in Psalm 90, 12:
Herr, Lehre mich, dass ich sterben muss, auf dass ich klug werde.
Die ursprüngliche jüdische Überlieferung ist weitgehend frei von der Vorstellung, dass das Individuum ins Paradies / in den Himmel einzieht. Das kommt erst in der Zeit des 2. Tempels.




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