Spiritualität und intellektuelle Redlichkeit

 Zitat:

Das Gegenteil von Religion ist nicht Wissenschaft, sondern Spiritualität.

Thomas Metzinger

Entnommen aus dem Vortrag

Spiritualität und intellektuelle Redlichkeit

https://www.philosophie.fb05.uni-mainz.de/files/2013/04/TheorPhil_Metzinger_Berlin_2010_Spiritualit%C3%A4tUndIntellektuelleRedlichkeit.pdf

Interessante Gedanken aus dem Vortrag, die bei mir hängen geblieben sind:

Entstehung der Religionen

Wir Menschen sind vermutlich die einzigen Lebewesen, denen klar ist, dass wir sterben müssen. Diese Erkenntnis widerspricht komplett unserem Bedürfnis nach körperlicher Gesundheit und emotionaler Sicherheit.

Wir wollen einfach nicht wahrhaben, dass unsere Eltern unwiederbringlich tot sind, und uns das selbe Schicksal erwartet.

Aus dieser emotionalen Not heraus entstanden Begräbniskulte, Ahnenkulte, die Vorstellung von einem Leben nach dem Tod, und schlussendlich die ersten animistischen Religionen.

Es zeigte sich in der Menschheitsgeschichte, dass geteilte Mythen, die wir alle glauben, sehr hilfreich bei der gesellschaftlichen Kooperation sind.

Das sind sozusagen "funktionale Mythen", die zwar faktisch nicht stimmen, aber eine hilfreiche Funktion erfüllen, und damit Gesellschaften erfolgreicher machen.

Metzinger benutzt dafür den Begriff "adaptive Wahnvorstellungen" - was ziemlich provokativ ist. Man könnte auch "Realitätsmodell" dazu sagen.

Der Punkt ist: Ein Realitätsmodell muss nicht komplett mit der Realität übereinstimmen, um erfolgreich zu sein.

Das Gewissen

Das Gewissen ist sozusagen der Teil meines Bewusstseins, der mich beobachtet. Ich weiß, was ich tue.
Ich kann auch mein eigenes Denken beobachten.

Ich will mir nicht etwas in die eigene Tasche lügen, sondern ehrlich nach Erkenntnis streben.

Spiritualität

Ich tue mich mit diesem Begriff immer noch schwer, weil er so religiös besetzt ist.

Spiritualität ist laut Metzinger jedenfalls

  • nichts wissenschaftliches, kognitives, intellektuelles
  • man kann schwer darüber reden
  • es findet im inneren des menschlichen Geistes statt

Es ist vielleicht (meine eigene Zusammenfassung)

  • ein inneres zur Ruhe kommen durch Entspannungsübungen
  • man beobachtet seine eigenen Emotionen
  • man akzeptiert die Realität, so wie sie ist


Intellektuelle Redlichkeit

Wir alle sind durch Emotionen gesteuert. Das ist schon mal eine erste, wichtige Selbsterkenntnis.

Das ist auch nichts Schlechtes. Es verletzt aber das Selbstbild, dass wir rationale Wesen sind.

Wir sind AUCH rational, aber eben im tiefsten Inneren nicht.


Wer bis dahin Appetit bekommen hat:

Mehr gibt's im Vortrag von Thomas Metzinger.
Ein Tipp für's Lesen: Lassen Sie sich nicht provozieren :-)




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