Homo Deus - eine Geschichte von Morgen

Yuval Noah Harari, englische Erstausgabe 2015

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Die neue menschliche Agenda

Teil I: Homo Sapiens erobert die Welt

Kapitel 2: Das Anthropozän
Kapitel 3: Der menschliche Funke

Teil II: Homo Sapiens gibt der Welt einen Sinn

Kapitel 4: Die Geschichtenerzähler
Kapitel 5: Das seltsame Paar
Kapitel 6: Der moderne Pakt
Kapitel 7: Die humanistische Revolution

Teil III: Homo Sapiens verliert die Kontrolle

Kapitel 8: Die Zeitbombe im Labor
Kapitel 9: Die große Entkopplung
Kapitel 10: Der Ozean des Bewusstseins
Kapitel 11: Die Datenreligion


Zusammenfassung

Kapitel 1: Die neue menschliche Agenda

Die bisherige menschliche Agenda war seit Anbeginn der Zeit die selbe:
Hunger, Krankheit und Krieg beenden.

1. Hunger

Bis vor kurzem lebten die meisten Menschen hart an der biologischen Armutsgrenze, unterhalb derer man an Unterernährung leidet.

In den letzten paar Jahrzehnten ist der Hunger durch die moderne Landwirtschaft und durch internationale Handelsnetze praktisch besiegt worden (Dünger, Traktoren, Pestizide, Züchtungen).
Obwohl es immer noch Leute gibt, die unterernährt sind (850 Millionen oder ca: 10%), sind inzwischen mehr Leute übergewichtig (2 Milliarden oder ca. 25%).

2. Krankheiten

Impfstoffe, Hygiene, Antibiotika und Krankenhaus-Infrastruktur sorgen dafür, dass Menschen praktisch nicht mehr in jungen Jahren sterben müssen.
Selbst gegen Epidemien sind wir einigermaßen gewappnet (Covid-19 ist ein gutes Beispiel: In Ländern mit guter Regierung liegt der Anteil der Bevölkerung, der an Covid-19 stirbt, im Promille-Bereich. Die Pest dagegen tötete zwischen 20% und 40% der Bevölkerung)

3. Krieg

In der Antike starben 15% der Menschen an Gewalt.
Im 21. Jh. sind es noch 1%
Es sterben mehr Leute an Selbstmord (ca, 1.2%) oder an Diabetes (ca. 2%)
Gründe:
- die Atomwaffen würden einen Weltkrieg zum kollektiven Selbstmord machen
- Reichtum entsteht nicht mehr allein aus Rohstoffen, daher lohnt die Eroberung nicht mehr so sehr
- Durch den Krieg gehen die eroberten Gebiete kaputt, und der Wiederaufbau ist teuer

Es gibt weiterhin Hunger, Krankheit und Krieg.
Sie sind aber nicht mehr unvermeidbares Schicksal, und nehmen ab. Sie werden nicht mehr alle unsere Kraft binden.
Wir können unsere Kraft jetzt also auch höheren Zielen zuwenden.

Jetzt geht es nicht mehr gegen Hunger, Krankheit und Krieg, sondern um
- längeres Leben (vielleicht sogar ohne biologische Altersgrenze)
- mehr Glück
- mehr Macht (Göttlichkeit)

Die neue Agenda

1. Längeres Leben

Einige Experten glauben, dass durch die Fortschritte bei der Gentechnik, der regenerativen Medizin und der Nanotechnologie in 50 oder 100 Jahren das biologische Altern gestoppt werden kann.
Es gibt jetzt schon Medikamente, die die biologische Uhr um einige Jahre zurückstellen können.
Selbst wenn das bis dahin nicht klappt, werden die Menschen nicht aufgeben. Die Angst vor dem Tod ist in unseren Genen verankert, und wir wollen ihn besiegen, selbst wenn es Jahrtausende braucht.
Der Kampf gegen Hunger und Krankheit lief auch Jahrtausende.

2. Glück

Es ist gar nicht so einfach, glücklicher zu werden. Wohlstandswachstum spielt keine große Rolle. Die Menschen in den westlichen Ländern sind heute nicht glücklicher als vor 50 Jahren.

Das liegt an der Psychologie:
Unser Glück hängt eher von Erwartungen als von objektiven Bedingungen ab.
Wir haben uns an den hohen Standard gewöhnt, also erwarten wir ihn auch.
Glück empfinden wir, wenn unsere Erwartungen übertroffen werden.

Glück entsteht durch einen ensprechenden Pegel von Endorphinen.
Dieser Pegel muss zwangsläufig wieder auf Normalmaß sinken.

Der Wunsch nach dem Glücksgefühl treibt uns an, Essen und Partner zu suchen.
Wenn das Glücksgefühl dauerhaft wäre, würden wir uns nicht mehr anstrengen, und sehr schnell verhungern und aussterben.
Wir müssen jeden Tag neu Essen besorgen.

Der Schlüssel zum Glück ist als möglicherweise die richtige Dosierung von Erregung und Ruhe.
Glücksmomente und Zufriedenheit.

Die Biochemie des Menschen lässt sich natürlich durch Psychopharmaka (pharamazeutische Wirkstoffe, welche die Psyche beeinflussen) manipulieren.
Drogen machen es sehr einfach, Glücksgefühle zu erzeugen.

Aber wollen wir wirklich in einem Dauerstrom von Vergnügung und angenehmer Erregung sein?

Wir können unsere Wünsche auch steuern:
Wenn wir lernen, unseren kurzlebigen Empfindungen nicht so viel Bedeutung beizumessen, dann müssen wir ihnen nicht zwanghaft hinterher jagen.

3. Macht

- durch Biotechnologie
Es ist jetzt schon möglich, Tieren und Pflanzen neue Eigenschaften zu geben (Krankheitsresistenz, mehr Kraft, mehr Intelligenz)
Das wird auch beim Menschen funktionieren.

- durch künstliche Ergänzungen (Cyborg-Technologie)
Wir nutzen jetzt schon Nachtsichtgeräte, Gewehre und Smartphones, um besser sehen, kämpfen und mehr wissen zu können.
Irgenwann kann es Standard sein, dass unser Körper mit entsprechenden Apparaten hochgerüstet wird.

Selbst wenn sich ein vielversprechender Weg als Sackgasse erweist, gibt es viele Alternativen, neue Schnittstellen zwischen Gehirn und Computer zu entwickeln. Die einfachste Schnittstelle ist schon seit Jahrzehnten in Betrieb: Bildschirm und Tastatur.
Spracherkennung und Roboterstimme funktioniert auch schon ganz gut.
Das Internet ist gerade mal 30 Jahre alt.


- nicht-organische Lebewesen
solche Lebewesen brauchen keine Biosphäre, um zu überleben. Sie könnten das All besiedeln.
Die Mars-Roboter sind eine erste Vorstufe.


Seit Jahrtausenden ist die Tiefenstruktur des Menschen gleich geblieben. Unsere grundlegenden Emotionen und Wünsche sind die selben wie in der Steinzeit oder in der Antike.
Doch sobald eine Technologie uns in die Lage versetzen wird, den menschlichen Verstand umzumodeln, beginnt ein ganz neues Kapitel in der Geschichte des Lebens.
Denn wir könnten unsere Emotionen und Wünsche verändern.

Das Paradox des Wissens

Je mehr wir die Welt verstehen, desto mehr beeinflussen wir ihren Lauf.
Was zur Folge hat, dass Zukunftsprognosen immer schwieriger werden, denn die Zukunft hängt davon ab, welche Beeinflussungen wir durchführen.

Warum sich überhaupt mit der Geschichte beschäftigen?

Wir sind in eine Umwelt hineingeboren, in der bestimmte Normen und Werte gelten, mit einem bestimmten religiösen, politischen und wirtschaftlichem System.
Wir halten diese Realität für ganz selbstverständlich.
Diese Realität prägt auch unsere Gedanken, Ängste und Träume und Vorstellungen.

Doch die Welt war nicht immer so - das erkennt man aus der Geschichte.
Das heißt, auch die Zukunft wird nicht so bleiben wie jetzt.
Wir erkennen verschiedene Möglichkeiten.
Die größte Konstante der Geschichte ist die, dass sich alles verändert.


Teil I: Homo Sapiens erobert die Welt

Kapitel 2: Das Anthropozän


Anthropozän = neues geologisches Zeitalter, dessen wichtigster Einflussfaktor nicht mehr das Klima oder die Tektonik sind, sondern der Mensch

Einige Zahlen:
Die Wildtierpopulation hat sich seit 1970 halbiert.
Biomasse im Jahr 2010
Menschen: 300 Mio. Tonnen (25%)
Nutztiere: 700 Mio Tonnen (66%)
Große Wildtiere: 100 Mio Tonnen (9%)

Schon in der Steinzeit, vor dem ersten Acker, haben die Menschen 90% der australischen Großtiere und 75% der amerikanischen Großtiere durch Jagd und Buschbrände ausgerottet.

Animismus

Weil die Jäger und Sammler ihre Umwelt ganz genau beobachten mussten, um bei der Jagd erfolgreich zu sein, waren sie mit dem Alltag und der Lebensweise der Tiere sehr vertraut.
Alle teilten den selben Lebensraum, und die selben Nahrungsquellen.
Die Menschen sahen sich als Teil der Tierwelt. Tiere hatten auch Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse.
Mann konnte mit ihnen kommunizieren (nicht durch Bedeutung der Worte, aber durch Tonfall, Mimik und Gesten)
Auch in der Bibel findet sich, ganz am Anfang, der Rest einer animistischen Weltvorstellung.
Die Schlange kommuniziert mit den Menschen.
Das Ergebnis der Geschichte ist, dass die Menschen nicht mehr jagen und Früchte sammeln, sondern Ackerbau und Viehzucht betreiben.
Die Vertreibung aus dem Paradies ist die mythisch überformte Geschichte der Agrar-Revolution.
Viele Animistische Kulturen waren der Überzeugung, dass die Menschen von Tieren abstammen.
"Eva" bedeutet "weibliche Schlange"

Algorithmus

https://de.wikipedia.org/wiki/Algorithmus

Ganz einfach gesagt:
Eine Abfolge bestimmter Arbeitsschritte, Handlungsanweisungen oder Methoden mit Eingangswerten, und Ausgangs-Ergebnissen
z.B (Koch-)Rezepte, Gesetze, Verordnungen, Regeln, Verträge, Rechenvorschriften.

Auch Emotionen sind das Ausgangs-Ergebnis von Algorithmen.
Das Gehirn bewertet die Sinneswahrnehmungen, und am Ende steht ein Gefühl z.B. Angst oder Mut.
Wenn Angst, dann vor dem Löwen wegrennen.
Wenn Mut, dann angreifen.

Agrarische Religionen

Im Zuge der landwirtschaftlichen Revolution veränderte sich auch das Verhältnis zwischen Mensch und Natur.
Tiere waren nicht mehr ebenbürtig, sondern Untertan.
Menschen sollen über den Rest der Schöpfung herrschen.
Das Wetter bekam eine viel größere Bedeutung.
Jahwe belohnt sein Volk mit Regen.



Kapitel 3: Der menschliche Funke

Was unterscheidet Menschen von Tieren?
Tiere haben keine Seele, Menschen aber leider auch nicht (zumindest gibt es keine wissenschaftlichen Hinweise dafür)

Empfindungen (Wut, Liebe) kann man auslösen, in dem man die entsprechenden Gehirnregionen stimuliert.

Menschen haben einen Bewusstseins-Strom (den man Geist nennen kann), Tiere auch.
Das Bewusstsein ist sozusagen der Beobachter, der die unterschiedlichsten Reizverarbeitungen und Empfindungen im Gehirn beobachtet.
Wie ein Monitoring-Programm im Computer, der das Zusammenspiel der anderen Prozesse beobachtet, und ggfs. steuert.

Das ist ein emergentes Phänomen.
Man versteht das Bewusstsein nicht, wenn man sich nur die einzelnen Empfindungen und Reize anschaut. Erst die Summe aller Reize ergibt eine neue Dynamik.

Teil II: Homo Sapiens gibt der Welt einen Sinn


Kapitel 4: Die Geschichtenerzähler
Kapitel 5: Das seltsame Paar
Kapitel 6: Der moderne Pakt
Kapitel 7: Die humanistische Revolution

Teil III: Homo sapiens verliert die Kontrolle
Kapitel 8: Die Zeitbombe im Labor
Kapitel 9: Die große Entkopplung
Kapitel 10: Der Ozean des Bewusstseins
Kapitel 11: Die Datenreligion

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